Kapazität des St. Willibrord-Gymnasiums stößt an seine Grenzen

Lernen wie in der Sardinendose? Im Kreistag wird Kritik am St.-Willibrord-Gymnasium in Bitburg laut. Der Trierische Volksfreund spricht mit Landrat Joachim Streit und Schulleiter Andreas Merzhäuser über die Kapazität und Qualität der Schule.

Platzt das St.-Willibrord-Gymnasium Bitburg mit 1050 Schülern und 85 Lehrern aus allen Nähten?

So sieht es jedenfalls Marie-Luise Niewodniczanska. Die FDP-Fraktionsvorsitzende kritisierte auf der jüngsten Kreistagssitzung die Raumsituation am Bitburger Gymnasium: "Ich kann verstehen, wenn Eltern ihre Kinder wegen des dort herrschenden Platzmangels nicht mehr anmelden möchten", sagte Niewodniczanska.

Dabei kommt die Kritik an der Kapazität des Bitburger Gymnasiums, das in Trägerschaft des Eifelkreises ist, zu einem Zeitpunkt, da auf dem Schulgelände große Bauarbeiten bevorstehen. Doch geht es dabei nicht um Klassen- und Fachräume für den regulären Unterricht.

Am Dienstag, 7. Februar, ist Spatenstich für den Bau einer Mensa, einer Dreifeld-Turnhalle sowie eines Lernzentrums mit Bibliothek und Computerarbeitsplätzen. Insgesamt investiert der Kreis als Träger des Gymnasiums rund 15 Millionen Euro in den Schulstandort (der TV berichtete). Die Gesamtfläche der Schule wird mit den Neubauten enorm wachsen. Aber trotz der gewaltigen Investitionssumme dürfte sich dieses Großbauprojekt kaum auf das Raumangebot für den regulären Unterricht auswirken.

Doch platzt das Bitburger Gymnasium wirklich aus allen Nähten? "Aus Kapazitätsgründen wurde nach unserer Kenntnis bisher kein Schüler abgewiesen", sagt Landrat Joachim Streit.

Schulleiter Andreas Merzhäuser erklärt: "Wegen den Bauarbeiten sei der Schulhof natürlich schon seit Monaten nicht begehbar, sagt Merzhäuser, weshalb in den Pausen auf den Fluren schon mal der Eindruck entstehen könne, die Schule sei überfüllt.

"Aber die Schüler haben Ausweichmöglichkeiten wie zum Beispiel unseren Innenhof." Aber wie sieht es während des Unterrichts in den 47 Klassen- und Fachräumen aus?

"Weitere Kapazitäten haben wir mit Sicherheit nicht mehr", sagt Merzhäuser, "aber mit dem zusätzlichen Container-Klassenraum als Ausweichmöglichkeit kommen wir hin."

Die Abiturprüfungen im Januar seien vollkommen reibungslos über die Bühne gegangen, sagt Merzhäuser. "Wir werden auch in Zukunft aureichend Platz zur Verfügung haben", erklärt der Schulleiter. Denn im Keller des Schulgebäudes, an dem Erdreich abgetragen werde, sollen zwei neue Klassenräume entstehen.

Ferner seien die Schülerzahlen - sofern man den Prognosen glauben kann - der kommenden Jahrgängen, die von den Grundschulen kommen, leicht rückläufig.

Merzhäuser: "Während wir im gymnasialen Zweig in der Oberstufe derzeit mit über 150 Schülern fünfzügig sind, wird der nächste Jahrgang in der 5. Klasse vermutlich nur um 110 Schüler stark und damit vierzügig ausfallen."

Landrat Joachim Streit sagt dazu: "Für das St. Willibrord-Gymnasium ist unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung und der sonstigen gymnasialen Angebote im Einzugsbereich der Schule eine dauerhafte Vierzügigkeit im Schulentwicklungsplan prognostiziert."

Wenn jetzt nicht wieder eine Bildungsreform wie etwa 2014 mit der Abschaffung der Hauptschulen komme, sieht auch Merzhäuser bezüglich der Kapazität keine Schwierigkeiten auf das Bitburger Gymnasium zukommen. "Auch die Beeinträchtigungen durch die Baustelle sind akzeptabel. Der Rohbau soll ja schon im Sommer stehen."

Im Sommer 2018, meint der Schulleiter, könne die Mensa voraussichtlich öffnen. "Das wird schon schön werden!"

Speicher: Doch was sagen Landrat und Schulleiter zu den Plänen der Verbandsgemeinde Speicher? Dort prüft der VG-Rat zurzeit, ob sich in Speicher ein privates Gymnasium ansiedeln lässt. Wäre das eine unnötige Konkurrenz oder eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Bildungsangebots? Merzhäuser: "Der Markt ist gesättigt. Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, zu viele Angebote im Oberstufenbereich zu lancieren. Denn wir können ein breites Kursangebot nur mit entsprechenden Schülerzahlen halten."

Ein weiteres Gymnasium belebe nicht das Geschäft, meint Merzhäuser, sondern beschränke letztlich die Möglichkeit aller Schulen, ein breitgefächertes Kursangebot auf die Beine zu stellen. Der Landrat ist da anderer Meinung: "Ein privates Gymnasium, das das Bildungsangebot im Eifelkreis sinnvoll ergänzt und die bestehenden gymnasialen Angebote in ihrer Existenz und pädagogischen Ausrichtung nicht gefährdet, wird grundsätzlich begrüßt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort