KARNEVAL

Zu unserem Bericht "Lauschen statt labern" (TV vom 4. Januar) schreibt diese Leserin:

Das nenne ich mal einen tollen Vorstoß, wenigstens einen Teil der guten alten Kappensitzungen zu retten. Genauso wie Fritz-Peter Linden es beschrieben hat, so hat sich das in den vergangenen Jahren zum Leidwesen vieler Karnevalsfreunde entwickelt: In der Bütt stehen solche, die sich die Mühe gemacht haben, Vorträge über Dorfgeschehen oder andere Themen mit Sprachwitz zu spicken oder in Reimform zu bringen. Und unten wird munter geplaudert und geprostet. Ist das nur eine Empfindung von älter werdenden Menschen oder ist es wirklich so, dass die Mehrheit nur noch mit brüllend lautem Musikgedöhns, flachen Witzen aus dem Internet und allenfalls noch klatschend bei lichtdurchfluteten Tanzvorführungen Fastnacht feiern möchte? Ich selbst habe es vor einiger Zeit auch aufgegeben, mich dort vorne zum Affen zu machen. Den Trend zum lauten Remmidemmi gibt es auch bei den Fastnachtsumzügen, bei denen einem fast die Ohren abfallen. Bei Oktoberfesten grölen junge Leute zum Humptata gestriger Schlagerstars, in Kinos braucht man Ohrstöpsel. Bei Quizshows und Unterhaltungssendungen im Fernsehen wird bei jeder ach so kleinen Leerlauf-Sekunde Musik eingespielt. Wird ein Spielchen gespielt, läuft sofort Dudelmusik, manchmal sogar während der Ansagen. Und gibt es dann eine Gesangseinlage, müssen sofort alle auf den Takt mitklatschen, sodass man überhaupt keinen Text mehr versteht und auch die Stimme des Gesangsstars nicht zur Geltung kommt. Vermutlich bekommen die Zuschauer via Anzeige ein "Klatschzeichen" vorgegeben. Ich finde es einfach nur blöd. Blöd finde ich auch krachendes Lichtblitzgewitter, wenn Kandidaten den Raum betreten und Sprüche wie: "Ich werde Quizchampion, weil … ich der Superknaller bin" oder so ähnlich. Spektakulär muss es sein. Öffentlich-rechtliches Fernsehen gleicht sich immer mehr den Doof-Shows der Privaten an. Oft kann man nur noch mit dem Finger am Tonschalter der Fernbedienung davor sitzen, um bei all den lauten Einspielungen herunterzuschalten. Für die Fastnachtszeit wünsche ich jedenfalls den Prümern viel Erfolg mit der "Redner-Sitzung" und hoffentlich so einige Nachahmer in der Eifel. Rosi Nieder, Herforst

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