Keine Chance dem Kirchturmdenken

Erst war's ein (erfolgloser) Vorschlag der Ortsbürgermeister, dann eine (vermutlich ebenfalls gescheiterte) Initiative des Verkehrsvereins: Der Kyllburger Tourismus-Streit ist trotz mehrerer Anläufe immer noch nicht vom Tisch. Der TV hat sich bei den im Verbandsgemeinderat vertretenen Fraktionen umgehört, welche Lösung sie favorisieren.

 Der Raderlebnistag „Kylltal Aktiv“ lockte in diesem Jahr zahlreiche Touristen in die Kyllburger Waldeifel. Ansonsten ist die Zahl der Urlauber allerdings rückläufig. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Der Raderlebnistag „Kylltal Aktiv“ lockte in diesem Jahr zahlreiche Touristen in die Kyllburger Waldeifel. Ansonsten ist die Zahl der Urlauber allerdings rückläufig. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Kyllburg. Es ist ein Streitthema - und das nicht erst seit gestern. Seit Monaten, ja inzwischen sogar seit mehreren Jahren wird in der Kyllburger Waldeifel darüber diskutiert, wie die Tourismus-Förderung in der Verbandsgemeinde (VG) ausgestaltet werden soll (siehe Extra). Da erstaunt es fast, dass sich die im Kyllburger VG-Rat vertretenen Fraktionen in einigen Punkten sogar einig sind, wenn es um das Thema Tourismus geht. Beispielsweise bekräftigen alle, dass der Fremdenverkehr überaus wichtig für die Kyllburger Waldeifel ist. Und, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Auf welche Weise allerdings der Streit beigelegt werden und wie die Tourismus-Arbeit wieder in Gang kommen könnten - da schweben den Fraktions-Sprechern ganz unterschiedliche Ansätze vor, wie eine TV-Umfrage zeigt.

Hermann-Josef Berscheid, CDU: Tourismusförderung ist Aufgabe der Solidargemeinschaft, da letztlich alle, Gemeinden, Gewerbebetriebe und Bürger, profitieren. Es ist daher notwendig, dass Bürgermeister Spindler ein neues Konzept vorlegt, nach dem die Fremdenverkehrsförderung durch die VG selbst erfolgt, bei einem niedrigen konsensfähigen Defizit. Damit dies umgesetzt werden kann, muss der Bürgermeister die noch zweifelnden Gemeinden in persönlichen Gesprächen überzeugen.

Joachim Schmitt, FWG: Ein Konzept für die Wahrnehmung des Tourismus muss schnell her. Die politisch Verantwortlichen und die Tourismusbetriebe dürfen keine Angst vor neuen Wegen und Strukturen haben. Wenn öffentliche Gelder als Wirtschaftsförderung fließen sollen, ist Flexibilität und wirtschaftliches Denken gefordert. "Kirchturmdenken" muss zukunftsorientierten und günstigen Lösungen weichen. Nur so werden die Ortsgemeinden bereit sein, Aufgabe und Geld der Verbandsgemeinde bereitzustellen. Wir arbeiten daran!

Bernd Heinicke, SPD: Wir, die SPD, standen schon immer zum Fremdenverkehr. Kaum vorstellbar: die Kyllburger Waldeifel ohne Tourismus. In der Vergangenheit wurde viel beraten und Porzellan zerschlagen. Wir wollen nichts kitten, wir wollen neue Wege gehen und prüfen, ob ein Anschluss an ein Tourismusbüro denkbar wäre. Die Entscheidung liegt bei den Gemeinden. Unser Ergebnis wollen wir einbringen und den Gemeinden und Fraktionen als Entscheidungshilfe an die Hand geben.

Paul Winter, FDP: Der Fremdenverkehr ist eine wichtige Aufgabe. Was jedoch jeder von uns wusste, ist, dass die Finanzierung der Aufgabe eine freiwillige Leistung der Verbandsgemeinde ist. Die Zuständigkeit liegt bei den Ortsgemeinden. Diese Tatsache wurde uns vom Verwaltungsgericht bestätigt. Eine Mitfinanzierung durch die VG kann nur tragfähig geleistet werden, wenn die Ortsgemeinden alle und uneingeschränkt die Aufgabe für den Fremdenverkehr auf die VG übertragen.

Manfred Schwickerath, Grüne: Wir schlagen folgendes vor: einen regelmäßig tagenden "runden Tisch" von VG, Ortsgemeinden, Fremdenverkehrsverein zu Tourismusthemen muss her; Optimierung der Internetpräsenz mit erweiterten Angeboten (z.B. Gebäudebörse); Übernahme der Tourist-Info-Aufgaben von geeigneten Betrieben (z.B. Campingplatz); Präsentation von Prospektmaterial an Schwerpunkten; stärkeres Engagement der Stadt als "Motor" des Tourismus; überschaubare Fixbeiträge für Ortsgemeinden und VG. Extra Tourismus-Streit: Laut einem Gerichtsurteil ist die Tourismus-Förderung Sache der Ortsgemeinden. Damit die VG diese Aufgabe wahrnehmen kann, müssen alle 21 Gemeinden diese übertragen. Anfang März hatten die Ortsbürgermeister ein Konzept vorgelegt, das vorsah, dass die Ausgaben für den Fremdenverkehr die Summe von 80 000 Euro nicht übersteigen sollten. Die Initiative scheiterte aber am Veto zweier Räte. Der Fremdenverkehrsverein Kyllburger Waldeifel signalisierte im August, die Tourismus-Arbeit übernehmen zu wollen. Möglichst alle Ortsgemeinden und auch die VG sollten Mitglied im Verein werden und einen bestimmten Beitrag leisten. Die VG sollte dem Verein einen Mitarbeiter für den Betrieb der Tourist-Info kostenlos abstellen. Doch auch dieser Ansatz stößt offenbar nicht auf die Zustimmung aller Ortsgemeinden (neb)

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