Soziales Eifeler Kinderschützer wollen aufhören

Bitburg/Prüm · Seit den 1990er-Jahren engagiert sich der Verein „Kinderschutz Eifelkreis“ gegen Gewalt an Heranwachsenden. Jetzt schlägt der Vorstand die Auflösung der Gemeinschaft vor. Noch haben die Mitglieder eine Möglichkeit, die zu verhindern.

 „Ein Thema, bei dem niemand wegschauen darf“: Eine Frau schaut sich die Kinderbroschüre des Vereins an.

„Ein Thema, bei dem niemand wegschauen darf“: Eine Frau schaut sich die Kinderbroschüre des Vereins an.

Foto: TV/Christian Altmayer

Oft klingelt das Telefon in Mariele Langenfelds Büro nicht. Doch wenn der Apparat beim „Kinderschutz Eifelkreis“ rumort, ist es meist ernst. Es sind Lehrer, Nachbarn oder geschiedene Elternteile, die die Bademerin anrufen oder ihr E-Mails schreiben. Selten melden sich die Betroffenen selbst: die Kinder, die verwahrlosen, geschlagen oder missbraucht werden. Die Jungs und Mädchen verhalten sich dann eher auffällig in der Schule, erzählen seltsame Geschichten.

Etwa zweimal im Monat gehe so ein Hinweis bei Langenfeld ein, sagt sie. Wie oft sich der Verdacht später bestätigt, kann sie nicht sagen. Leitet sie doch alle Fälle an eine Psychologin der Caritas weiter. Die Therapeutin geht der Sache dann nach.

So ist es seit Jahren Praxis bei „Kinderschutz Eifelkreis“. Langenfeld arbeitet schon seit den späten Neunzigern mit. Der Verein existiert aber schon länger: 1990 wurde er gegründet.

Das Ziel damals wie heute: Auf Gefahren für Kinder und Jugendliche hinzuweisen, egal ob sie im Netz, in der Schule oder im Elternhaus lauern. Die Mitglieder wollen Anlaufstelle für Kinder in Not sein, aber auch den Ansprechpartnern der Heranwachsenden  Präventionsmaterial an die Hand geben.

Mehrere Broschüren für Schulen und Kindertagesstätten hat der Verein gedruckt. Sie sollen Jungs und Mädchen beibringen, „Nein“ zu sagen – etwa wenn sie ungewollt im Bus betatscht werden oder wenn sie der Tante keinen Kuss geben wollen. Die Interessengruppe bietet außerdem Schulungen für Erzieher an, veranstaltet Informationsabende zu Themen wie dem Umgang mit Medien oder dem Tod. Theaterstücke zum Thema Missbrauch und Gewalt werden an Schulen aufgeführt.

Doch mit all dem könnte bald Schluss sein. Denn der Vorstand des Vereins wird seinen Mitgliedern am Mittwoch die Auflösung der Interessengruppe vorschlagen. Die Gründe dafür seien vielfältig, wie der erste Vorsitzende Joachim Kandels sagt.

So werde es zunehmend schwieriger, Ämter im Verein zu besetzen. Es fehlten Referenten, Ausfälle könnten nicht nachbesetzt werden. Viele, die zuvor Präventionsarbeit gemacht hätten, seien altersbedingt ausgeschieden, sagt Kandels. Und das mache die Organisation von Veranstaltungen schwierig. Das Präventationstheater etwa könne wegen des Personalmangels nur noch in wenigen Grundschulen im Eifelkreis – vor allem rund um Prüm – aufgeführt werden.

Dabei habe der Vorstand jüngst ein Konzept erarbeitet, die Bühnenstücke auch in die Aulen von weiterführenden Schulen zu bringen. Es gibt also noch Pläne. Es gibt noch was zu tun. „Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm gibt es viele Kinder, die Gewalt und Verwahrlosung ausgesetzt sind“, sagt Kandels. Die Kindeswohlgefährdung bleibe ein Thema, bei dem niemand wegschauen dürfe.

Dass heute hierzulande nicht mehr weggeschaut wird – das sei der größte Verdienst ihres Vereins, sagt Mitarbeiterin Langenfeld: „In den Neunzigern haben Politiker uns gesagt: ‚Kindesmissbrauch, so etwas gibt es in der Eifel nicht!’“. Heute hätten die meisten Schulen längst eigene Präventionsprogramme. „Wir haben da schon etwas angestoßen“, sagt die Bademerin.

So etwa die Einrichtung eines Kinderschutzdienstes in der Eifel. Die Stelle werde auch weiterhin ihre Arbeit machen, sagt Kandels. Die Betroffenen klingeln dann nur nicht mehr in Langenfelds Büro durch, sondern direkt bei der Caritas. Überhaupt gebe es heute viele soziale Träger, die sich des Themas angenommen hätten. Wer von ihnen  die Aufgaben der Präventionsarbeit übernehme, müsse sich aus der Mitgliederversammlung ergeben, sagt Kandels. Aber auch dafür gebe es einen Vorschlag vom Vorstand.

Die Nachfolge scheint also geregelt. Also ist es jetzt Zeit für den Verein, in den Ruhestand zu gehen? Noch ist das nicht beschlossene Sache. Die Mitglieder können bei der Versammlung am Mittwoch noch gegen die Auflösung stimmen. Beginn ist um 19 Uhr im Bitburger Hotel Eifelbräu.

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