Klares Ergebnis gegen die Zwangsehe

Irrel · Es war ein Wahlsonntag der anderen Art in der Verbandsgemeinde Irrel. Dabei ging es für 7480 Bürger um die Frage, ob sie mit der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg fusionieren wollen oder nicht. 90 Prozent stimmten gegen eine Zwangsehe.

 Klares Nein zur Zwangsfusion: 627 Stimmen zählt der Irreler Gemeinderat hier rasend schnell aus, um das Ergebnis gleich an das Rathaus weiterzuleiten. TV-Foto: Mandy Radics

Klares Nein zur Zwangsfusion: 627 Stimmen zählt der Irreler Gemeinderat hier rasend schnell aus, um das Ergebnis gleich an das Rathaus weiterzuleiten. TV-Foto: Mandy Radics

Irrel. Die Braut will nicht heiraten und schon gar nicht eine vom Land verordnete Zwangsehe mit der VG Neuerburg eingehen. Die ablehnende Braut ist die VG Irrel. Ergebnis des Bürgerentscheids: Am Sonntag ließ die VG ihre Bewohner zu Wort kommen und stellte ihnen die Frage: "Sind Sie für eine Fusion der VG Irrel mit der VG Neuerburg?" Bereits zuvor hatten sich 15 von 17 Ortsgemeinden der VG in einer Resolution gegen eine Zwangsfusion ausgesprochen. Deshalb kommt das Ergebnis der Befragung nicht überraschend. Von 3246 Bürgern - 7480 waren insgesamt stimmberechtigt - sagten 2897 Nein zur Fusion. Nur 307 Einwohner sprachen sich für den Zusammenschluss aus. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 43,4 Prozent. Am geringsten ist die Wahlbeteiligung in Schankweiler, dort gaben nur 29,19 Prozent ihre Stimme ab. Spitzenreiter ist der 43-Einwohner-Ort Kaschenbach mit 81,4 Prozent. In Irrel haben 52,82 Prozent der Bewohner abgestimmt. Das sind 627 von insgesamt 1187 Menschen. "Ich bin sehr zufrieden mit der Wahlbeteiligung. Das Thema hat die Menschen hier sehr berührt", sagt Moritz Petry, Bürgermeister der VG Irrel. Das sagen die Bürger: Matthias Schommer, 51, Irrel: "Die Befragung ist gut, das betrifft uns schließlich als Bürger. Ich halte gar nichts von einer Fusion." Die in Ernzen lebende Luxemburgerin Marie-France Thewes, 57, sagt: "Ich hätte mir gewünscht, dass ich eine Alternative ankreuzen kann. Am besten Bitburg-Land, oder es soll alles bleiben, wie es ist." Sina Pütz, 19, Irrel: Ich will, dass die VG Irrel bleibt, wie sie ist. Das ist einfach praktischer." Jennifer Schramer, 22, Ernzen: "Ich halte nichts von der Fusion, finde es aber gut, dass ich als Bürger gefragt werde." Das sagen die Fraktionen: Niko Billen, CDU: "Das Ergebnis ist sehr deutlich. Ich hoffe, die Landesregierung sieht ein, dass eine Zwangsfusion gegen den Bürgerwillen nicht möglich ist. Schenkt uns das Land kein Gehör, erwägen wir eine Verfassungsbeschwerde. Generell wünschen wir uns, dass der Südteil der VG Neuerburg mit Irrel, der Nordteil mit Arzfeld fusioniert." Horst Zwank, SPD: "Das ist kein deutliches Zeichen gegen die Fusion. 57 Prozent der Menschen haben sich gar nicht geäußert. Das Land wird die Fusion sicher trotzdem einleiten. Klar ist: Die VG kann nicht allein bestehen. Bis 2019 abzuwarten halte ich für dramatisch, weil wir kein Geld mehr haben." Albert Heck, FWG: "Ich bin sehr erfreut über den Wahlausgang. Das war unsere letzte Möglichkeit. Aber ich hatte mit diesem Ergebnis gerechnet. Was wir jetzt wollen, ist selbstständig bleiben bis zur großen Kommunalreform im Jahr 2019." Kritik an der Befragung: Besonders vonseiten der SPD-Fraktion wie auch vom Verein zur Förderung kommunaler Abgabengerechtigkeit gibt es Kritik an der Fragestellung. Die geschlossene Frage nach dem Ja oder Nein zur Fusion reiche nicht aus. Besser wäre gewesen, die Bürger nach Wunschalternativen zu befragen. So hat der Verein vor zwei Wochen eine eigene Befragung gemacht (der TV berichtete). Dabei konnten die Bürger zwischen den alternativen Zusammenschlüssen mit Bitburg-Land, Neuerburg, Trier-Land, Luxemburg und einer eigenständig verbleibenden VG Irrel wählen. Die Ergebnisse will der Verein nach eigenen Angaben noch in dieser Woche präsentieren. Ähnliche Kritik übt auch das Land Rheinland-Pfalz. Wie es weitergeht: Moritz Petry: "Unser Auftrag lautet jetzt, die Fusion zu verhindern. Das ist der klare Bürgerwille in der Verbandsgemeinde." Wie der VG-Rat weiter vorgeht, berät er in seiner nächsten Sitzung am 16. Mai.

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