Stadtentwicklung Kleiner Kreisel, große Wirkung: Ohne Verkehrskonzept keine Bit-Galerie

Bitburg · Die Sache mit der Bit-Galerie stockt, so lange es kein schlüssiges Verkehrskonzept für den Bereich rund um den Beda-Platz gibt. LBM-Chef Harald Enders stellt eine Variante vor, die funktionieren würde.

 Mögliches Verkehrskonzept am Bedaplatz

Mögliches Verkehrskonzept am Bedaplatz

Foto: TV/Schramm, Johannes

Eins steht für Harald Enders fest: Wer den Einbahnstraßenring, wie er in Bitburg 2013 rund um die Innenstadt getestet wurde, wiederbeleben will, hat es nicht leicht. Ein Ring-Revival kann es für den Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Gerolstein nur geben, wenn Lösungen für die Probleme gefunden werden, die der Ring mit sich gebracht hat. Allem voran die Verkehrssicherung. Die Unfallzahlen sind damals um 80 Prozent in die Höhe geschossen. „Das ist für Polizei und LBM nicht akzeptabel“, sagt Enders. Das Problem: „Würde man dieses Konzept einspurig betreiben wollen, entfallen zwar die kritischen Spurwechsel, aber die Leistungsfähigkeit geht dabei verloren.“ Hinzu kommt: Das Projekt hatte Stadtrat und Öffentlichkeit gespalten.

Dass in Bitburg überhaupt noch mal über einen Ring geredet wird, obgleich das Konzept 2015 nach heftigen Protesten aufgegeben wurde, liegt an der Bit-Galerie. Denn seit das Einkaufszentrum geplant wird, ist auch klar, dass der Verkehr zur und von der Galerie irgendwie geregelt werden muss. Und zwar so, dass das Ganze nicht zu Rückstaus an anderen Knotenpunkten in der Stadt führt, die heute schon an ihrer Belastungsgrenze sind.

Dazu zählen für Enders der Kreisel Neuerburger/Brodenheckstraße und die Kreuzung Zangerles Eck, wo die Trierer Straße auf Karen- und Borenweg trifft. Das bedeutet: Alles, was im Bereich Beda-Platz für mehr Verkehr sorgt – und eine Galerie würde das – wird zwangsläufig zum Kollaps dieser beiden nahe gelegenen Knotenpunkte führen. Der Innenstadtring hätte für Entlastung gesorgt. Das bestätigt auch Enders: „Das hätte für die Galerie funktioniert, hat aber bisher keine Akzeptanz.“

Die nächste Idee: eine Ampel sollte den Verkehr an der Ecke Bedastraße/Karenweg regeln. Diese Ecke ist immerhin Hauptzu- und abfahrt zur Galerie und die wiederum soll für rund 3000 zusätzliche Fahrten pro Tag sorgen. „Eine Ampel an der Bedastraße so dicht bei der Ampel an der Kreuzung Trierer Straße/Karenweg wird zwangsläufig zu Rückstaus führen“, warnt Enders. Gleiches gelte für eine Ampel an der Einmündung Gartenstraße/Trierer Straße. Also wurde weiter nach einer Lösung gesucht.

Der LBM hat die Variante „Galerie-Kreisel“ (siehe Grafik) vorgeschlagen. Ein Konzept, das ohne Ampeln auskommt. Im Kern geht es um drei Aspekte, wie Enders erklärt: „Der Verkehr vom Bedaplatz und der Galerie soll über einen Bypass direkt zur Neuerburger Straße geführt werden. Die vor der Kreissparkasse verlaufende Stadtstraße soll in Richtung Platzmitte abgerückt werden und über Gartenstraße, Trierer Straße und Karenweg bis zur Bedastraße einen Einbahnring bilden: den ‚Galerie-Kreisel’.“

„Diese Variante wurde im Auftrag der Stadt bereits vom Planungsbüro Vertec überprüft und es wurde bestätigt, dass es funktionieren würde“, sagt der LBM-Chef. Heißt: Mit diesem Konzept – sollte es denn beschlossen werden – könnte es Baurecht für die Bit-Galerie, das Wohnhaus und weitere Projekte rund um den Platz geben. Auch das Areal der Volksbank Eifel, die langfristig einen Wohnpark in direkter Nachbarschaft zu ihrem Hauptsitz plant, wäre über den Bypass erschlossen. Und nicht zuletzt: Vor Kreissparkasse und Bit-Galerie bliebe noch Platz genug für Außen-Gastronomie, Bänke, Skulpturen, Wasserspiele und mehr. Schließlich hat die Kreissparkasse als Eigentümer des Platzes ja von einem Landschaftsarchitekten einen Plan für mehr Aufenthaltsqualität entwerfen lassen (der TV berichtete).

Ein Nachteil: Würde der „Galerie-Kreisel“ gebaut werden, würde sich der Verkehr auf dem Platz erhöhen. Statt heute rund 2000 Fahrten gäbe es dort binnen der vier Stunden, in denen sich Einkaufs- und Feierabendverkehr zwischen 15 und 19 Uhr überlagern, rund 3500 Fahrten. Ein Vorteil: Da der „Galerie-Kreisel“ einspurig wäre, bestünde keine Unfallgefahr beim Spurwechseln, wie das beim Innenstadtring der Fall war. 

Auswirkungen auf die Stadtentwicklung: Die Trierer Straße – heute eine sieben Meter breite Hauptverkehrsachse – wäre im oberen Bereich nur noch einspurig. „Das bedeutet, man käme mit der Hälfte der heutigen Straßenbreite aus“, sagt Enders. Es entstünde also Platz für Bäume, Bänke, breitere Bürgersteige oder Radwege.

Für den LBM-Chef ist es nun wichtig, dass alle denkbaren Verkerhrskonzepte auf den Tisch kommen und noch mal mit allen Beteiligten diskutiert und abgewogen werden: „Es ist absolut richtig, dass die Stadt einen Stadtplaner zur Moderation des Prozesses eingeschaltet hat.“

Das erste Treffen ist nach Angaben der Stadtverwaltung für Anfang August geplant. Enders baut darauf, dass der Planungs- und Entscheidungsprozess transparent gestaltet wird: „Nur so kann man Akzeptanz beim Bürger erreichen.“ Denn im Ergebnis geht es um viel: „Unser heutiges Verkehrskonzept wurde vor knapp 2000 Jahren von den Römern geprägt. Jetzt müssen wir die Zukunft planen und die kann auch mit Galerie und ganz ohne Ampeln funktionieren – oder eben auch nicht.“

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