Konversion: Bitburg am Zug

Vorgeprescht und zurückgerudert: Grundsätzlich gab es im Kreistag zwar keine Einwände gegen den Vorschlag der Freien Wähler, die anstehende Konversion der Housing über den Zweckverband Flugplatz Bitburg abzuwickeln. Dennoch entschied das Gremium, dass darüber zunächst der Bitburger Stadtrat beschließen soll.

 Die Stadt an der Stadt: Auf dem 75 Hektar großen Areal der Bitburger Housing stehen 18 Gebäude der ehemaligen französischen Kaserne und rund 50 Blocks der US-Housing. Die Amerikaner wollen das Gelände 2015 aufgeben. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Die Stadt an der Stadt: Auf dem 75 Hektar großen Areal der Bitburger Housing stehen 18 Gebäude der ehemaligen französischen Kaserne und rund 50 Blocks der US-Housing. Die Amerikaner wollen das Gelände 2015 aufgeben. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Bitburg. Gebäude der ehemaligen französischen Kaserne stehen bereits leer. In fünf Jahren wollen die Amerikaner die Bitburger Housing ganz aufgeben. Auf die Stadt kommt damit die Aufgabe zu, eine neue Perspektive für eine Fläche von 75 Hektar am Rande der Kernstadt zu finden, die sogenannte Stadt an der Stadt.

Über dieses Mammut-Projekt haben sich die Freien Wähler im Kreistag Gedanken gemacht und den Antrag gestellt, dass die Leute des Zweckverbands Flugplatz Bitburg (siehe Extra) dabei helfen könnten, da diese darin - nach der erfolgreichen Konversion des Bitburger Flugplatzes - Erfahrung und Kompetenz haben (der TV berichtete).

Offenbar wurde der Antrag von manchen Kreistagsmitgliedern missverstanden, die die Befürchtung hatten, dass die Stadt Bitburg entmündigt würde. Es gehe nicht darum, die Konversions-Aufgabe an den Zweckverband zu übertragen, stellt der FWG-Fraktionsvorsitzende Rudolf Rinnen klar. "Es soll eine reine Amtshilfe sein, eine Personalstelle gegen Abrechnung", betont Rinnen. Er berichtet, dass die einzelnen Fraktionen des Stadtrats ebenfalls bereits signalisiert hätten, diesem Vorhaben zuzustimmen.

Stadtrat berät Ende September über Antrag



Die Beratung und Entscheidung zu einem ähnlichen Antrag der Freien Wähler ist im Stadtrat für den 30. September geplant. Dort hat die Liste Streit, für die auch Rinnen im Stadtrat sitzt, acht Plätze. Die Zustimmung des Stadtrats zum Antrag der Freien gilt als sehr wahrscheinlich.

Im Kreistag wollte man aber der Stadt nicht vorgreifen, obgleich keiner gegen die Idee war. Das Ganze sei "grundsätzlich schon tragbar", sagt Bernd Spindler (SPD), wohingegen Marieluise Niewodniczanska (FDP), die auch Mitglied des Stadtrats ist, Wert darauf legt, dass die "Planungshoheit" auf jeden Fall bei der Stadt bleibt. Michael Ludwig (CDU) hält es für falsch, dass sich der Kreis bereits jetzt mit dem Anliegen beschäftigt. "Wir sollten warten, bis die Stadt auf uns zukommt", sagt Ludwig.

Schließlich verständigte sich der Kreistag darauf, zunächst das Votum des Stadtrats abzuwarten. Damit ist auch die FWG einverstanden, die ihren Antrag vorerst zurückzieht. Einen Antrag übrigens, zu dem sich Landrat Joachim Streit, der auch Vorsitzender des Zweckverbands Flugplatz Bitburg ist, während der Sitzung kaum äußert. Aber natürlich hat er dazu eine Meinung. Wichtig sei, dass bei der Konversion sowohl die Interessen der Stadt als auch die des Kreises und des Bitburger Lands berücksichtigt würden, erklärt Streit auf TV-Anfrage.

Da im Zweckverband alle drei Kommunen vertreten sind und dieser Zusammenschluss über das notwendige Personal und Fachwissen verfüge, biete sich diese Lösung sicherlich an, findet Streit. Doch zunächst müsse natürlich klar sein, welche Entwicklung überhaupt gewollt ist, sagt Streit. Er selbst würde einer gewerblichen Nutzung gegenüber einer Wohnraum-Lösung auf jeden Fall den Vorrang geben.

Meinung

Entwicklung mit Plan

Wer in der Bitburger Housing vor allem Gewerbe ansiedeln will, muss sich darüber klar sein, dass das andere Nutzungsformen ausschließt. Ein Wohngebiet oder auch Schulen, Kindergärten, Freizeiteinrichtungen und vieles andere mehr machen mitten in einem Gewerbegebiet keinen Sinn. Die Randbereiche des 75 Hektar großen Areals in Richtung Gewerbegebiet Merlick könnte Platz für neue Firmen bieten. Aber das komplette Gelände am Rande der Kernstadt ähnlich wie den Flugplatz zu vermarkten, wäre verschwendet. Dazu bietet die zentral gelegene Fläche zu viele andere Möglichkeiten. Um diese sinnvoll zu nutzen, sollte die Housing in einen Stadtentwicklungs-Plan integriert und Konzepte zur Umnutzung erarbeitet werden. Erst wenn die inhaltliche Richtung steht, macht es Sinn, über die Form der Vermarktung nachzudenken - dann lohnt sich sicher ein Blick Richtung Zweckverband. d.schommer@volksfreund.deExtra Sollte die Stadt sich dazu entschließen, bei der Konversion der Housing die Dienste des Zweckverbands Flugplatz in Anspruch zu nehmen, so bräuchte der Zweckverband für die Übernahme dieser Aufgabe zunächst die Zustimmung seiner Mitglieder, die wiederum durch Vertreter repräsentiert werden. So setzt sich die Verbandsversammlung des Zweckverbands aus sechs Vertretern des Eifelkreises und sechs der Stadt (je 37 Prozent), vier Vertretern der VG Bitburg-Land (24 Prozent) sowie jeweils einem Vertreter der Ortsgemeinden Röhl und Scharfbillig (je ein Prozent) zusammen. (uhe)

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