Architektur Kunst und Poesie in alten Mauern

Schwirzheim · TV-Serie „Verliebt in alte Steine“: Bernd Simon hat das älteste Haus in Schwirzheim aufwändig renoviert. Heute lebt dort eine Künstlerin. Am Sonntag, 20. Mai, kann das denkmalgeschützte Haus besichtigt werden.

 Blick ins helle, gemütliche Wohnzimmer.

Blick ins helle, gemütliche Wohnzimmer.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Ein großes S und ein großes M aus Eisen hängen an der Wand des ältesten Hauses von Schwirzheim. Das „Klouster“ wie die Einheimischen es nennen, steht in der Straße „Im Dorf 11“ und wurde 1677 erbaut. Für Martina Schwartz, die im September 2017 dort eingezogen ist, war es Liebe auf den ersten Blick. Und als sie das  M und das S entdeckte – die Initialen ihres Vor- und Nachnamens – und dann noch die Hausnummer 11 – sie ist am 11. Januar geboren – da hatte sie das Gefühl, ihr Haus gefunden zu haben. „Das war einfach für mich bestimmt“, sagt sie und lächelt.

Doch damit noch nicht genug der schicksalhaften Zufälle. Eigentümer des Hauses ist Bernd Simon, ehemaliger Personalleiter bei Streif und Prüm Türenwerk. Und in früherer Zeit auch Chef von Martina Schwartz. Die war schon lange auf der Suche nach einem schönen alten Haus. Und Bernd Simon wollte sein Schmuckstück nur an jemanden vermieten, den er kennt.

Lange Zeit fristete das Klouster ein trauriges Dasein. Es war nicht nur ziemlich verkommen, sondern der Gemeinde wegen der Verkehrsführung an dieser Stelle ein Dorn im Auge. Denn die Scheune stand so ungünstig, dass die Straße einen starken Knick um das Gebäude machen musste. Da die Gemeinde gerne  die Kurve entschärfen wollte,  kaufte sie das Gebäude und riss die alte Scheune ab. Das Haus musste sie stehen lassen, weil die Denkmalschutzbehörde den Abriss untersagt hatte.

„Das Haus sah fürchterlich aus“, erinnert sich Simon, „aber es hat mich angesprochen. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeikam.“ Eines Abends habe er seiner Frau beim Abendessen gesagt, dass er das Haus gerne kaufen und renovieren wolle. Diese habe daraufhin gesagt: „Ich glaube, du hast sie nicht mehr alle“, zitiert er und lacht. Irgendwie hat er seine Frau dann doch umgestimmt: Seit dem 3. Oktober 1990 gehört es dem Ehepaar. Nach intensiven Renovierungsarbeiten war knapp zwei Jahre später Richtfest.

„Ich bin ein handwerklicher Mensch“, sagt der gebürtige Sellericher. So ein altes Haus zu renovieren habe ihn gereizt. Viel sei nicht über die Geschichte des Hauses bekannt. Es soll eine Verbindung zur Burg Hartelstein geben. Von der findet man in Schwirzheim allerdings nur noch wenige Überreste. „Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Burgruine freigegeben, damit die Menschen mit den Steinen  ihre Häuser wieder aufbauen können“, erzählt Simon.

Er vermutet, dass sein Haus einem etwas höher gestellten Menschen gehört habe. Das sehe man an der Höhe der Räume.

Die Raumhöhe beträgt 2,40 bis 2,50 Meter. Zu der Zeit war das eher ungewöhnlich. Zum einen waren die Menschen kleiner als heute, zum anderen waren hohe Räume schwer zu heizen, weil die Wärme sich oben sammelte.

Zwischendurch habe das Haus zum Prümer Kloster gehört. Dafür spreche das Kreuz und das Zeichen IHS, das Wappen der Jesuiten, am Giebel. Es heißt, es habe auch eine Zeit lang als Kirche gedient. Innen hat Simon nicht viel verändert. Nur die Wand zum Bad habe er versetzen müssen, weil die total baufällig gewesen sei.

 Das älteste Haus in Schwirzheim stammt aus dem Jahr 1677. Bernd Simon hat es renoviert. Martina Schwartz lebt heute darin. Im Dachgeschoss hat sie ihr Atelier eingerichtet. Fotos: Stefanie Glandien

Das älteste Haus in Schwirzheim stammt aus dem Jahr 1677. Bernd Simon hat es renoviert. Martina Schwartz lebt heute darin. Im Dachgeschoss hat sie ihr Atelier eingerichtet. Fotos: Stefanie Glandien

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Altes Haus Schwirzheim. Ansicht vorher.

Altes Haus Schwirzheim. Ansicht vorher.

Foto: TV/Bernd Simon privat
 Das älteste Haus in Schwirzheim stammt aus dem Jahr 1677. Bernd Simon hat es renoviert. Martina Schwartz lebt heute darin. Im Dachgeschoss hat sie ihr Atelier eingerichtet. Fotos: Stefanie Glandien

Das älteste Haus in Schwirzheim stammt aus dem Jahr 1677. Bernd Simon hat es renoviert. Martina Schwartz lebt heute darin. Im Dachgeschoss hat sie ihr Atelier eingerichtet. Fotos: Stefanie Glandien

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Schöner Sitzplatz im Garten: Hausbesitzer Bernd Simon hat das Haus renoviert. Martina Schwartz lebt und arbeitet heute darin.

Schöner Sitzplatz im Garten: Hausbesitzer Bernd Simon hat das Haus renoviert. Martina Schwartz lebt und arbeitet heute darin.

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Das älteste Haus in Schwirzheim stammt aus dem Jahr 1677.  1990 sah es noch so aus wie auf dem rechten Bild zu sehen. Heute ist es ein Schmuckstück inmitten des Dorfs.

Das älteste Haus in Schwirzheim stammt aus dem Jahr 1677.  1990 sah es noch so aus wie auf dem rechten Bild zu sehen. Heute ist es ein Schmuckstück inmitten des Dorfs.

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Das älteste Haus in Schwirzheim stammt aus dem Jahr 1677. Bernd Simon hat es renoviert. Martina Schwartz lebt heute darin. Im Dachgeschoss hat sie ihr Atelier eingerichtet. Fotos: Stefanie Glandien

Das älteste Haus in Schwirzheim stammt aus dem Jahr 1677. Bernd Simon hat es renoviert. Martina Schwartz lebt heute darin. Im Dachgeschoss hat sie ihr Atelier eingerichtet. Fotos: Stefanie Glandien

Foto: TV/Stefanie Glandien

Heute ist das Klouster ein Schmuckstück. Sieht man alte Fotos, kann man kaum glauben, dass es mal so ramponiert ausgesehen hat. Heute lebt und arbeitet Martina Schwartz dort.  Die gelernte Bürokauffrau hat sich unter dem Dach ein Kunstatelier eingerichtet und schreibt Gedichte. Außerdem bietet  sie  dort Energie- und Bewusstseinsarbeit an. „Es ist ein Traum, in diesem Haus zu leben und zu arbeiten“, sagt sie. „Das Haus hat eine Seele und es strahlt Freude aus.“

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