Unwetter-Katastrophe Landrat Streit will den Unwetter-Opfern helfen

Bitburg · Joachim Streit legt aus eigener Kasse auf jede Spende einen Euro drauf. Der Deal gilt für alle Einzahlungen ab zehn Euro auf das Konto von Eifelkreis und DRK.

 So sah es aus in Dudeldorf.

So sah es aus in Dudeldorf.

Foto: dpa/Harald Tittel

Die Bilder der Menschen, die bei den Unwettern der vergangenen Wochen alles verloren haben, was ihnen lieb und teuer war, gehen ihm einfach nicht aus dem Kopf. Menschen, deren Zuhause zerstört wurde, Unternehmer, deren Firmen verwüstet wurden und die nun um ihre Existenz bangen.

Auch wenn gerade die Sonne vor blauem Himmel scheint und für die meisten die Erinnerung an die Fluten, den Starkregen, Blitz und Donner immer weiter in den Hintergrund rückt: Für die, denen das Wasser so viel genommen hat, ist es noch nicht vorbei. Sie kämpfen weiter jeden Tag darum, Stück für Stück ihr Leben wieder aufzubauen. Landrat Joachim Streit hat viele solcher Menschen getroffen. Diese Menschen bewegen ihn noch immer.

„Ich traf eine alte Frau, alleinstehend, keine Familie, kleine Rente, keine Versicherung“, erzählt Streit, „Sie saß auf dem nassen Estrich ihrer Wohnung während das Trocknungsgerät lief und wirkte verloren in der eigenen Wohnung. Wir wollten ihr Soforthilfe auszahlen, aber sie wollte das Geld aus Scham nicht annehmen.“ Der Landrat hat sie dann doch überzeugen können, die Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Aber sind diese Bilder, die ihm nicht aus dem Kopf gehen. Und es gibt noch so viele Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Und dafür braucht es Geld.

Mehr als 155 000 Euro sind bisher auf dem Spenden-Konto von Eifelkreis und DRK für die Opfer der Unwetterkatastrophe eingegangen. „Das ist nicht schlecht, könnte aber mehr sein“, sagt Streit und hat auch eine Idee, wie er die Spendenbereitschaft beflügeln will: „Für jede Einzelspende ab zehn Euro gebe ich einen Euro hinzu bis zur Summe von 10 000 Einzelspenden.“

Anders gesagt: Joachim Streit ist bereit als Privatmann 10 000 Euro für die Unwetter-Opfer zu geben, wenn es ihm gelingt, 10 000 Menschen im Eifelkreis zu bewegen, jeweils zehn Euro oder mehr einzuzahlen. Im Ergebnis eine stolze Summe. Was hat ihn dazu bewogen?

Für Streit ist die Erklärung einfach: „Die Menschen im Eifelkreis haben mich zweimal zu ihrem Landrat gewählt. Sie haben mir aber nicht nur ein Amt gegeben, sondern auch eine Existenz für mich und meine Familie. Jetzt ist es an der Zeit, dass der Privatmann etwas zurückgeben kann, von Mensch zu Mensch.“ Ob er auf diese Weise die Eifeler zu 10 000 kleinen Spenden motivieren kann? „Man hofft, erwartet, will aber Erwartungen auch nicht zu hoch schrauben. Ich würde mich jedenfalls freuen“, sagt Streit. Denn gebraucht wird die Unterstützung nach wie vor.

25 000 Euro Soforthilfe hat der Eifelkreis bereits ausgezahlt als Hilfe zum Lebensunterhalt, für Essen, Kleidung und vieles mehr. Das Ganze läuft unkompliziert, wie Streit schildert: „Wir haben uns da mit den Ortsbürgermeistern abgestimmt, die die Lage der Menschen vor Ort gut einschätzen können.“  Diese Woche läuft nun eine zweite Welle an, das DRK hat auch hierzu einen Rundbrief an die Gemeinden versandt.

Was Streit im Rückblick auf die Tage der Wasserfluten am meisten rührt, ist die Welle der Hilfsbereitschaft, die durch die Eifel ging – und hoffentlich weiter geht. „Das Erlebnis, dass neben direkten Spenden sich Leute zu Nachbarn oder Fremden in den Schlamm stellen und mit eigenen Händen angepackt haben, einfach, weil sie gesehen haben, dass sie gebraucht werden, ist für mich die großartigste Erfahrung.“

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