Leck im Kühlsystem bei Goodyear Dunlop in Luxemburg: Hydrauliköl verschmutzt Alzette und Sauer

Colmar-Berg/Wallendorf. · Aus dem Kühlsystem einer Reifenfabrik in Colmar-Berg in Luxemburg ist Hydrauliköl in den Fluß Attert ausgetreten. Mit der Strömung gelangt die giftige Flüssigkeit auch in den Grenzfluss Sauer. Die luxemburgischen Einsatzkräfte versuchen den Gefahrstoff mit Ölsperren aufzufangen.

Leck im Kühlsystem bei Goodyear Dunlop in Luxemburg: Hydrauliköl verschmutzt Alzette und Sauer
Foto: Foto: PSI

"Für uns ist der Fall abgehakt. Die Konzentration ist kaum nachweisbar", sagt Alfred Weinandy von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord auf TV-Anfrage. Am Donnerstag und auch am Wochenende lief Hydrauliköl aus einem Kühlsystem beim Reifenproduzenten Goodyear Dunlop in Colmar-Berg (Luxemburg). Der Ort liegt etwa 15 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Das Öl wurde über Kühlleitungen in den Fluß Attert, der direkt an der Fabrik vorbei fließt, gespült und gelangt mit der Strömung auch in den Grenzfluss Sauer. Gelbe Schaumkronen und schillernde Wasseroberfläche: Am Donnerstag, als der Gefahrstoff auf der Wasseroberfläche nahe der Fabrik und auch etliche Flußlikometer stromabwärts erstmals sichtbar wurde, errichtete die Feuerwehr im Nachbarland Ölsperren, um die Flüssigkeit abzupumpen.

Auf TV-Anfrage erklärt das Umweltministerium Rheinland-Pfalz, das von den luxemburgischen Behörden über den Vorfall informiert wurde, bislang seien etwa 500 Liter Hydrauliköl ausgetreten. Noch immer ist die luxemburgische Feuerwehr vor Ort im Einsatz. Das luxemburgische Gesundheitsministerium hat Goodyear dazu aufgefordert, "alle Vorkehrungen zu treffen, um den Austritt der betreffenden Schadstoffe unverzüglich zu stoppen." Zudem rät das luxemburgische Gesundheitsministerium als Vorsichtsmaßnahme bis auf weiteres davon ab, "Fisch aus der Attert, der Alzette und auch Sauer zu konsumieren". Deshalb verwundert es, dass die deutschen Behörden bereits Entwarnung geben.

Warnung für Angler

Denn die Behörden des Nachbarlandes haben bislang nicht bekannt gegeben, dass das Leck gestopft worden sein soll. Ganz im Gegenteil: Die luxemburgische Polizei meldet noch am Montag: "Auch am Wochenende waren die Feuerwehren wieder in Colmar-Berg im Einsatz, da abermals Öl in die Attert lief." Goodyear-Pressesprecher Jean-Paul Bruck erklärt dazu auf TV-Anfrage, es sei nur bei der Reinigung der Schadensstelle erneut etwas Öl in den Fluss geschwemmt worden. Das Leck, das sich im Kühlsystem des Getriebes einer Gummimischmaschine befunden habe, sei jedoch gestopft. "Unserer Erkenntnis nach sind 200 Liter Öl ausgetreten und durch die Kühlleitung in den Fluss geschwemmt worden. Wir haben eine Prüfung dazu angestellt: Das Öl ist nicht direkt für die Umwelt schädlich", sagt der Unternehmenssprecher. Die Pressestelle der luxemburgischen Regierung ließ eine TV-Anfrage, ob das Leck geschlossen sei, gestern unbeantwortet. Aufgrund polizeilicher Ermittlungen könne man dazu derzeit keine Stellungnahme abgeben, sagte das Umweltministerium des Nachbarlandes zur Begründung.

Denn der Störfall beschäftigt mittlerweile auch die Justiz des Nachbarlandes. Im Grenzbereich zwischen Wallendorf und Wasserbilligerbrück sind hingegen keine Ölsperren auf der Sauer zu sehen. Die örtliche Feuerwehr habe keinerlei Informationen zu dem Vorfall hinter der Grenze, erklärte Alfred Thome, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Südeifel, auf TV-Anfrage. Doch die zuständige Landesbehörde SGD-Nord hatte nach dem Vorfall Wasserproben im Grenzfluss nahe der Moselmündung bei Wasserbilligerbrück entnehmen und im Labor untersuchen lassen. "Wir haben in der Sauer keine auffällige Konzentration dieses Gefahrstoffes feststellen können", sagt Weynandy. Der Großteil des Hydrauliköls sei wohl mit der Strömung weiter in die Mosel gespült worden, vermutet er. Das Landesumweltministerium hat dazu eine Fließzeitberechnung angestellt. Die ergab, dass der schwimmende Ölfilm gestern in den frühen Morgenstunden die Staustufe Koblenz erreichen würde. Aufgrund dieser Berechnung hat die Wasserschutzpolizei Trier dann im entsprechenden Zeitraum die Sauermündung überwacht, jedoch keinen Ölfilm feststellen können. Eine negative Auswirkung auf das Ökosystem der Flüsse könne derzeit ausgeschlossen werden, erklärt das Ministerium.

Aus der Welt ist der Gefahrstoff damit aber nicht. Über die Mosel und den Rhein wird er früher oder später in die Nordsee schwappen. Umfang und Ausmaß des ökologischen Schadens werden wohl nur schwer nachweisbar sein. Die luxemburgischen Behörden wollen es dennoch versuchen: Staatssekretär Camille Gira hat zusammen mit den Umweltbehörden eine Untersuchung angekündigt, welche die Gründe dieses Störfalls sowie das Ausmaß des ökologischen Schadens aufklären soll. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.

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