Lieber rund als kreuz und quer

Irrel · Rund 1300 Kilometer Wanderwege gibt es derzeit im Gebiet des Naturparks Südeifels. Eine einheitliche Karte, auf der alle Wege eingezeichnet sind, gibt es allerdings nicht. Darüber hinaus sind es aus Sicht des Zweckverbands Naturpark ohnehin zu viele Wege. Deshalb wird derzeit gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden an einer Ausdünnung des Wanderwegenetzes gearbeitet.

Irrel. Wie sehr sich das Autofahren mit den dazu gehörenden Denkmustern bereits durchgesetzt hat, wird beim Blick auf das Angebot von Wanderwegen im Naturpark Südeifel deutlich. Egal, von wo aus man startet: Die vielen Wanderwege sind derart gut vernetzt, dass es beispielsweise kein Problem ist, von Sevenig an der Our bis hin nach Hermesdorf zu wandern.
Keine einheitliche Karten


Doch während es für Autofahrer Karten gibt, auf denen sämtliche Straßen erfasst sind, müssen Wanderer, die über keinerlei Ortskenntnisse verfügen und auf GPS verzichten, oft improvisieren. Denn eine einheitliche Karte, auf der alle Wanderwege und Pfade des Naturparks Südeifel eingetragen sind, gibt es nicht. Was aber insoweit nicht tragisch ist, weil ohnehin kaum einer auf die Idee käme, von Sevenig nach Hermesdorf zu wandern.
Davon zumindest ist Hans-Bernd Kanzler vom Zweckverband Naturpark Südeifel überzeugt. Er selbst ist begeisterter Wanderer und kennt deshalb auch die Wege des Naturparks. Allerdings nicht alle. Denn das sind schlichtweg zu viele.
Rund 1300 Kilometer Wanderweg gibt es derzeit im 432 Quadratkilometer großen Naturpark Südeifel. Auf jeden Quadratkilometer kommen damit drei Kilometer Wanderweg. "Das Problem ist, dass nach wie vor die Meinung vorherrscht, dass die Wege komplett vernetzt sein müssen", sagt Kanzler, "doch so denkt der Autofahrer, nicht aber der Wanderer." Letzterer sei nämlich eher an einem geschlossenen Rundweg interessiert.
Daran interessiert ist auch der Naturpark Südeifel, der deshalb mit den 102 Gemeinden, die in diesem Gebiet ganz oder teilweise liegen, an einer Neuordnung der Wanderwege arbeitet. Mehr Qualität als Quantität, lautet das Motto.
"Das Besondere an diesem Projekt ist, dass nicht wir als Naturpark Vorschläge gemacht haben, sondern dass diese Vorschläge von den Gemeinden gekommen sind", erklärt Daniela Torgau, Geschäftsführerin des Naturpark-Zweckverbands. So sei zunächst geschaut worden, welche Gemeinden aufgrund der vorhandenen Wanderwege irgendwie zusammengehören, um dann Arbeitsgruppen zu bilden, sagt Torgau. In den daraus entstandenen elf Gruppen haben die Orte dann ihre Vorschläge eingereicht. Die Gemeinden haben überlegt, welche Wege ihnen wichtig sind und auf welche sie verzichten können. Schließlich kostet die dauerhafte Pflege der Wege auch Geld.
Rund 100 000 Euro, die zu 80 Prozent vom Land kamen, hat der Zweckverband Naturpark Südeifel in die von einem Planungsbüro betreute Erfassung dieser Wege investiert. Weitere 210 000 Euro, für die ebenfalls mit einem 80-prozentigen Zuschuss gerechnet wird, sollen nun im nächsten Schritt in die Umsetzung fließen. So ist neben notwendigen Instandsetzungsarbeiten vorgesehen, die ausgewählten Wege einheitlich zu markieren. Von den 1300 Kilometern Wanderweg sind laut derzeitiger Erfassung noch 720 Kilometer übrig. Und Torgau geht davon aus, dass es noch weniger werden, da in den Arbeitsgruppen einige Wegabschnitte auch parallel erfasst worden seien. Zwar seien nicht alle Gemeinden bereit, sich an dem Projekt zu beteiligen (siehe Extra), doch sei unter den vorgeschlagenen Routen bislang keine, die aufgrund der fehlenden Solidarität einer Gemeinde infrage stehe, sagt Torgau. "Wir haben es geschafft, länderübergreifende Wanderwege hinzubekommen, dann schaffen wir das wohl auch ortsübergreifend."Kosten:

Extra

Kosten: 80 Prozent der Kosten trägt das Land. Doch während bei der im vergangenen Jahr gelaufenen Erfassung der Wege der Zweckverband Naturpark Südeifel für die übrigen 20 Prozent (20 000 Euro) aufgekommen ist, müssen bei der 210 000 Euro teuren Umsetzung, für das beim Land ebenfalls ein 80-prozentiger Zuschuss beantragt wird, die Gemeinden komplett mit ran. Es sei denn, sie sind bereits Mitglied im Förderverein Naturpark Südeifel (nicht zu verwechseln mit dem Zweckverband). Dann nämlich werden die auf die Gemeinde fallenden Kosten mindestens zur Hälfte vom Förderverein übernommen. Die Mitgliedschaft im Förderverein kostet die Gemeinden jährlich 80 Cent pro Einwohner. Von den 109 Dörfern im Naturpark Südeifel sind derzeit 75 Orte Mitglied. Unabhängig davon sind aber unter den 109 Gemeinden auch rund zehn, die überhaupt nicht an dem Projekt teilnehmen wollen. Laut Zweckverband Naturpark sind das aber vor allem kleinere Orte, die entweder die von den Gemeinden geforderte Pflege der Wege nicht gewährleisten können oder aber kaum geeignete Wanderwege vorweisen können. uhe

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