Macbeth als Lustspiel

Fulminanter Auftakt der Eifel-Kulturtage: Bernd Lafrenz interpretierte Macbeth frei nach Shakespeare und überzeugte rund 150 Zuschauer im Bad Bert richer Kursaal.

Bad Bertrich. (red) Die Bühne ist schmucklos. Requisiten? Nur wenige: Kerze, zwei Stühle, Maske und Glaskugel. Kostüme? Nur eines: schwarzer Samtanzug mit glitzerndem Umhang. Schauspieler? Auch nur einer. Das Stück? Macbeth. Merkwürdig, denken sicherlich viele der rund 150 Zuschauer im Kursaal. Rund 20 Haupt- und Nebenrollen müssen in Shakespeares Drama normalerweise besetzt werden. Die Bühne verwandelt sich gewöhnlich in einen Schauplatz des 11. Jahrhunderts. Komplizierte und wortreiche Dialoge prägen das Stück. Der Freiburger Künstler Bernd Laf-renz will es anders, vor allem kompakter und kürzer: Er macht aus dem schweren Shakespeare-Klassiker eine leichte, lustvolle Komödie, ohne dabei in den Klamauk abzurutschen. Im Alleingang mimt er alle Figuren des Stückes selbst: Der Mund ist zusammengekniffen, die Augenbrauen aufgestellt, und schon verwandelt sich König Duncan in Lady Macbeth und zurück. Ein Meister der Mimik und Gestik

Lafrenz ist ein Meister der Mimik und Gestik. In rasendem Tempo ändert er Stimme, Gesichtsausdruck und Körperhaltung. Aus düster wird heiter, aus jung wird alt, aus hinterlistig wird naiv, aus Frau Mann. Mal ist er Hexenmeister, mal reitender Bote, mal ist er Haupt-, mal Nebenrolle. Aber immer ist er komisch in seiner ausdrucksstarken Pantomime, in seiner Verwandlungskunst, die manchmal an Clownerie grenzt. Lafrenz' Virtuosität ist beeindruckend. Ihm zuzuschauen, ist eine Lust. Das Stück interpretiert der Künstler eigenwillig. In einer Rahmenhandlung mimt er den jungen William Shakespeare, der in einem dunklen Kämmerchen am Drama um den schottischen König und die Feldherren Macbeth und Banquo schreibt. Zwischendurch platzt immer wieder dessen Mutter herein: "Junge, komm' doch mal wieder nach Hause. Jeden Sonntag warten wir mit dem Essen auf dich", flötet die betuliche alte Frau, die sich mütterlich-fürsorglich ständig in das Stück einmischt. Ihr gefällt dies und das nicht, das meiste ist ihr zu brutal. "Ich kann so nicht arbeiten", ruft Shakespeare und karikiert sich damit selbst als schrulligen Schriftsteller. Herrlich ist auch Lady Macbeth: Die eigentlich ehrgeizige, durchtriebene Frau wird von Lafrenz als arrogantes Weib dargestellt, das sich stundenlang die Fingernägel lackiert. Nachrichten über ihren Mann interessieren sie nicht, so lange die Nägel nicht ordentlich angemalt sind. Mit viel Liebe spielt Lafrenz die Nebenrollen: Da ist etwa der tollpatschige Bote, der bei jedem Auftritt hysterisch kichert und mit seinem Pferd auf der "glatten Heide" fast ausrutscht. Die schmucklose Bühne gefällt diesem nicht, schnell zieht er noch einen der Vorhänge zu, damit man die Stühle dahinter nicht sieht. Geschicktes Spiel mit Zeitebenen

Geschickt vermischt Lafrenz immer wieder verschiedene Spiel- und Zeitebenen. Manchmal geraten die Figuren ins Stocken, rufen nach ihrem Text. Dann kommt Shakespeare persönlich mit einem Zettel herbeigeeilt und überreicht noch rasch den Sterbemonolog. Viel Applaus gibt es am Ende für den virtuosen Künstler und seine Inszenierung des Shakespeare-Klassikers, den vermutlich kaum ein Zuschauer bisher so kurzweilig und süffisant erlebt hat.

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