Mein Dorf, mein Holz

Unabhängige Eifeldörfer. Sie sind das Ziel eines Netzwerkes aus Fachleuten, das sich ernsthaft Gedanken darüber macht, wie man Energie vor Ort erzeugen und nutzen könnte statt sie von weither einzukaufen.

 Auch Holz steht als heimische Energiequelle im Zentrum der Überlegungen des Netzwerks „Nahwärme und Energiemix“. TV-Foto: Manfred Reuter

Auch Holz steht als heimische Energiequelle im Zentrum der Überlegungen des Netzwerks „Nahwärme und Energiemix“. TV-Foto: Manfred Reuter

Bitburg. Der Name klingt abstrakt und die Ziele zunächst auch - so wie fast immer, wenn "regionale Akteure ihre Kompetenzen bündeln". Und dennoch könnte das, was das "Netzwerk Nahwärme und Energiemix" zurzeit im stillen Kämmerlein plant, die Eifel nachhaltig verändern. Denn diesem Netzwerk geht es um nichts Geringeres als darum, die Eifeldörfer unabhängig zu machen. Statt bei großen Energiekonzernen einzukaufen, sollen sie sich, so die Vision, künftig selbst mit Strom und Wärme versorgen können. Mehr als nur ein positiver Nebeneffekt davon wäre, dass dies auch die lokale Wirtschaft stärken und das Klima schützen würde.

Rohstofflogistik ist ein wichtiges Thema



Auf Initiative von Wirtschaftsminister Hendrik Hering wurde das Projekt beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in der Eifel angesiedelt, weil es dort ohnehin bereits eine Arbeitsgruppe gibt, die sich auf das Thema Nachwachsende Rohstoffe spezialisiert hat. Mitglieder des Netzwerks, das sich zunächst auf den Eifelkreis Bitburg-Prüm und den Vulkaneifelkreis konzentriert, sind Fachleute aus ganz verschiedenen Bereichen: Forst- und Landwirtschaft, Solarenergie, Windkraft…

Die Gründungssitzung war im September 2008. Es wurden Ziele vereinbart und grob festgelegt, was es zu tun gibt. Ein wichtiges Thema sei die Rohstofflogistik, sagt Jörg Savelkouls vom DLR. Müsse doch erst einmal geklärt werden, wo das Holz oder die Biomasse herkommen sollen, mit denen man vor Ort Strom oder Wärme erzeugen will. Bei der dritten Sitzung des Netzwerkes am Mittwochabend haben daher auch Themen wie "Holzmobilisierung aus dem Privatwald" und "Waldflurbereinigung" eine wichtige Rolle gespielt.

Zudem müsse die Idee erst einmal in den Köpfen der Menschen ankommen - vor allem in denen, die zu entscheiden haben. Daher hat sich die Arbeitsgruppe "Schulung von Kommunalvertretern" Gedanken darüber gemacht, wie man Lokalpolitiker nach den Wahlen möglichst schnell dazu bringt, kommunale Gebäude mit Solaranlagen zu bestücken oder Neubaugebiete so zu planen, dass die benötigte Energie vor Ort erzeugt werden kann. Ab Herbst will das Netzwerk Schulungen für die neu gewählten Vertreter der Verbandsgemeinden anbieten.

Eine weitere Aufgabe des Netzwerkes ist es, zu beraten: Landwirte, Waldbesitzer, Windkraftanlagenbetreiber oder auch Menschen, die gerne gemeinsam die Abwärme einer Biogasanlage zum Heizen nutzen würden. Wie könnte so etwas vertraglich geregelt werden? Was passiert, wenn die Biogasanlage ausfällt? Wie wird der Gaspreis bestimmt? Auch über solche Fragen macht sich das Netzwerk zurzeit Gedanken - um die Eifeldörfer in eine Zukunft zu befördern, in der sie nicht von dem Rohöl anderer abhängig sind.

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