Mit dem Glasfaserkabel in die Fläche

BITBURG/PRÜM · Mehr als 24 Millionen Euro sollen in den kommenden beiden Jahren in den Breitbandausbau im Eifelkreis investiert werden. Die dafür notwendigen Aufträge hat der Kreis jetzt an die Deutsche Telekom vergeben.

BITBURG/PRÜM Für die einen ist die Eifel der Nabel der Welt, für die andere hingegen eher der Teil, den man sieht, wenn man auf der anderen Körperseite etwas weiter nach unten schaut. Weil die Nahversorgung in der Fläche so gut wie verschwunden, das ÖPNV-Netz schlecht und die Internetversorgung äußerst lückenhaft ist. Was das Problem der Nahversorgung betrifft, so wird der Kreis den in den vergangenen Jahrzehnten vollzogenen Rückzug des Einzelhandels nicht mehr rückgängig machen können. Etwas besser sieht es hingegen beim Öffentlichen Personennahverkehr aus, wo im Rahmen des integrierten Kreisentwicklungskonzepts wesentliche Verbesserungen geplant sind (der TV berichtete). Und noch erfreulicher sind die nun anstehenden Entwicklungen im Bereich der Internetversorgung. Denn dort soll in den kommenden beiden Jahren ordentlich investiert werden.
So hat der Kreistag nun einstimmig die kreisweite Entwicklung und Umsetzung des Hochgeschwindigkeitsnetzes NGA beschlossen. NGA steht für "Next Generation Access" (Anschlüsse der nächsten Generation). Bezeichnet werden damit Breitband-Zugangsnetze auf der Basis hochleistungsfähiger Technologien wie beispielsweise Glasfaser. Ziel ist es also, sämtliche Gemeinden des Eifelkreises mit Glasfasernetzen zu erschließen.
Um das zu ermöglichen, wurde die nahezu komplette Fläche der unterversorgten Gemeinden als Gesamtpaket ausgeschrieben - verteilt auf die Bereiche Nord und Süd. Zum Ausbaugebiet Nord gehören die Verbandsgemeinden Arzfeld sowie Prüm und zum Ausbaugebiet Süd die Verbandsgemeinden Bitburger Land, Südeifel und Speicher sowie die Stadt Bitburg. In beiden Fällen erhält nun die Deutsche Telekom den Auftrag, für insgesamt rund 24,4 Millionen Euro die Netze auszubauen. Nach Abzug der angestrebten 90-prozentigen Förderung von Bund und Land bliebe dem Kreis damit ein Eigenanteil von 2,44 Millionen Euro.
"Die Gemeinden, selbst die Verbandsgemeinden, hätten diese enorme Herausforderung allein nicht schultern können", meint dazu der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Billen. "Es war richtig und wichtig, das zu einer Kreisaufgabe zu machen", so Billen. Dem schließt sich auch SPD-Fraktionschef Bernd Spindler an, der zudem hofft, dass "bis 2019 auch die kleinsten Gemeinden die Vorteile des schnellen Internets tatsächlich nutzen können". Für Dirk Kleis von der FWG sind "leistungsfähige Anbindungen an die Internet-Infrastruktur ein wesentlicher Wettbewerbs- und Standortfaktor für die ‚Hidden Champions‘ auf dem Land". Zudem seien Breitbandnetze wichtiger Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge. "Junge Familien entscheiden heute ihre Wohnsitzwahl nicht nach dem Preis des Grundstückes, sondern auch nach der Verfügbarkeit von funktionierenden Internetanbindungen", sagt Kleis. Begrüßt und vollumfänglich unterstützt wird das Vorhaben auch von den Grünen und der FDP-Fraktion. Von einer absolut notwendigen Investition, von der alle Eifelgemeinden profitieren werden,spricht Marie Luise Niewodniczanska (FDP).
Und Grünen-Fraktionssprecher Helmut Fink ist davon überzeugt, dass die millionenschwere Investition wesentlich dazu beitragen wird, "die Gleichwertigkeit der Lebens- und Wirtschaftsbedingungen in den Orten des Eifelkreises in naher Zukunft auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben". Gleichwertig sind die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen allerdings auch nach der Umsetzung des NGA-Projekts nicht. So wird die Telekom zwar in den meisten, aber eben nicht allen Gemeinden tätig. Und zu den Dörfern, in denen (zumindest von der Telekom) vorerst keine Glasfaserleitungen verlegt werden sollen, zählen Biersdorf, Neidenbach, Neuheilenbach, Oberweiler, Wiersdorf und der Wißmannsdorfer Ortsteil Koosbüsch. Diese sechs Gemeinden im Bitburger Land wurden bei der Ausschreibung nicht berücksichtigt, weil dort ein anderer Anbieter zugange ist.
Extra: BREITBANDANSCHLÜSSE


Laut Kreisverwaltung liefern die Breitbandanschlüsse den privaten Haushalten im festgelegten Ausbaugebiet einen Erschließungsgrad von 100 Prozent. Und das mit Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde im Downstream (Herunterladen von Dateien). Ferner sollen die Breitbandanschlüsse in sechs unterversorgten Gewerbegebieten eine Übertragungsrate von mindestens einem Gigabit pro Sekunde ermöglichen - sowohl beim Down- als auch beim Upstream (Hochladen). Anders als in den Gemeinden, wo die Glasfasernetze nur bis zu den örtlichen Verteilern führen, um ab dort dann die vorhandenen Kupferleitungen zu nutzen, erfolgt in den Gewerbegebieten eine Glasfaseranbindung bis an die Gebäude.

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