Mit Gülle Geld verdienen

Was für viele als Experiment begonnen hat, ist mittlerweile auch betriebswirtschaftlich von großer Bedeutung: Biogas-Anlagen sorgen bei den Bauern für kalkulierbare Erlöse und sind somit ein wichtiges Standbein geworden.

Bitburg/Prüm. Der Eifelkreis Bitburg-Prüm nimmt im Bereich der Biogas-Anlagen in Rheinland-Pfalz eine Spitzenstellung ein. Denn allein 37 der rund 90 rheinland-pfälzischen Anlagen befinden sich im Kreisgebiet. Während die kleinsten der mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerke 60 Kilowatt elektrische Leistung erbringen, kommen die größten Anlagen auf bis zu 750 Kilowatt. Insgesamt erzeugen die Eifeler Anlagen rund 12 600 Kilowatt und decken damit laut einer Erhebung etwa zehn Prozent des Strombedarfs im Kreis. Herbert von Francken-Welz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel sieht weiterhin Wachstumschancen für Biogas-Anlagen. Zwar entstehe in der Umgebung Bitburgs der Eindruck, dass der Markt gesättigt sei. "Aber wenn man etwas weiter schaut, gibt es schon noch Potenzial", sagt von Francken-Welz. Allerdings werde die Substrat-Beschaffung zum Problem, wenn dafür eine Fahrtstrecke von mehr als zehn Kilometern zurückgelegt werden müsse. "Dann macht es eigentlich keinen Sinn mehr", findet er.

Der Vormarsch der Biogas-Anlagen hat gleichzeitig auch zu einer veränderten Flächennutzung geführt. Insbesondere Mais, der sich unproblematisch anbauen und gut verwerten lässt, wird auf den Feldern im Eifelkreis vermehrt ausgesät. Er wächst mittlerweile auf rund 20 Prozent der Ackerflächen und ist etwa zur Hälfte für die Verwendung in Biogas-Anlagen bestimmt. Außerdem kommen Gülle sowie Gras- und Ganzpflanzensilage zum Einsatz. Gülle erfreut sich dabei nicht zuletzt deshalb wachsender Beliebtheit, weil sie im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) mit dem sogenannten Güllebonus zusätzlich vergütet wird, wenn ihr Anteil mindestens 30 Prozent beträgt.

Auch unabhängig davon mache es jedoch Sinn, Gülle zu vergären, weil sie dadurch als Düngemittel veredelt werde und nicht mehr so stark rieche, sagt von Francken-Welz.

In vielen landwirtschaftlichen Betrieben gilt die Biogas-Anlage längst als wichtiges Standbein, dessen Bedeutung in Zeiten niedriger Milchpreise umso größer ist. "Momentan kann in Sachen Biogas mehr Geld verdient werden als in der Milchwirtschaft", bestätigt Alfons Berg vom Hof Badenborn bei Eßlingen. Er hat sich vor etwa vier Jahren zum Bau einer Anlage mit 499 Kilowatt Leistung entschlossen, um eine kalkulierbare Basis für die Zukunft zu schaffen. Denn im Gegensatz zu den schwankenden Milchpreisen ist die Vergütung für den Strom aus der Biogasanlage im EEG klar geregelt und macht daher viele Landwirte zu Energie-Erzeugern.

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