Heimatseite Horst Lichter und die Schreiner

Eisenach/Gilzem · Der eine ist ein bekannter Fernsehkoch, die anderen, seine Vorfahren, waren begnadete Handwerker im Eifelort Gilzem. Werner Weber ist auf Spurensuche gegangen und hat Erstaunliches ans Licht gebracht.

 Das Umschlagsfoto mit Horst und Johann Josef Lichter.

Das Umschlagsfoto mit Horst und Johann Josef Lichter.

Foto: TV/Uwe Henschel

Es begann im Februar 2014 im Hause Weber wie in der Eifel üblich: mit einer guten Tasse Kaffee und Schnittchen, also belegten Wurstbroten mit Eischeiben, Gurken- und Tomatenstückchen. Der bekannte Fernsehkoch kam mit einem Kamerateam nach Eisenach, um sich bei Webers über seine Vorfahren aus Gilzem (Eifelkreis Bitburg-Prüm) zu informieren. Die Fernsehleute drehten für die Serie „Vorfahren gesucht“ mit Lichter eine Geschichte. Denn entsprechende Dokumente belegen eindeutig, dass Horst Lichters Ahnen ihre Wurzeln in Gilzem haben. „Stolz zeigte ihm Johann Lichter Dokumente, aber auch Gedichte, Bilder, Zeichnungen und die von Hand geschriebenen Notenblätter und Lieder seines Großonkels“, so schildert Werner Weber die Begegnung der Lichters. Besonders beeindruckt zeigte sich der Koch vom Werk seiner handwerklich besonders begabten Vorfahren. Die waren nicht nur herausragende Schreiner, sondern hinterließen in der Region auch bleibende Spuren. In Kirchen von Aach über Kaschenbach bis hin zu Meckel und Welschbillig gibt es Altäre, Heiligenfiguren oder Kirchenbänke von den Lichters aus Gilzem.

So manches Eifeler Haus zieren heute noch ihre kunstvollen Holztüren,  und im Inneren stehen ihre Schränke. Besonders beeindruckt zeigte sich Horst Lichter von der  Eisenacher Kirche,  denn das komplette „Mobiliar“ stammt von den Künstlern aus dem Nachbardorf. Sie gilt quasi als ein Querschnitt ihres erstaunlichen Gesamtwerks.

In der achten Ausgabe der Eisenacher Heimatkunde geht es aber nicht nur um die familiären Wurzeln eines bekannten Fernsehkochs, sondern Werner Weber erzählt sehr anschaulich von den Lichters, ihrer Herkunft, ihrem Werdegang, ihren Leistungen, aber auch von teils tragischen Familiengeschichten, von Gefallenen im Zweiten Weltkrieg oder viel zu früh verstorbenen Eltern, die fünf minderjährige Kinder hinterließen.

Und natürlich kommt der letzte Altarschnitzer von Gilzem nicht zu kurz. Mit 82 Jahren starb De Meister, Matthias Lichter. Und damit erlosch auch dieses Traditionshandwerk in dem Eifeldorf. Das wäre aber auch so wohl zu Ende gegangen, denn das  Zweite Vatikanische Konzil führte unter anderem dazu, dass die Kirchen auch hierzulande vielfach neu gestaltet wurden und Aufträge fürs Schreinern neuer Altäre eher Mangelware wurden. Und die Kommunionbänke verschwanden völlig aus den Kirchen.

Das Werk der Lichters aus Gilzem ist dennoch beeindruckend. Bekannt sind von ihnen, so Werner Weber, nicht weniger als 17 Altäre, acht Haustüren, drei Beichtstühle, ebenso viele Reliefs, drei Kreuzwege, ungezählte Möbel und vieles mehr.

Wie immer verwebt Werner Weber diese Familiengeschichte aber mit lesenswerten Angaben zu allgemeinen Zuständen im letzten Jahrhundert in Eisenach und umliegenden Dörfern. So erfährt man zum Beispiel auch, dass die Luxemburger nach dem Zweiten Weltkrieg rund 500 Quadratkilometer des Bitburger Landes zurückhaben wollten, die man ihnen nach dem Wiener Kongress 1815 abgenommen hatte.

Aus verschiedenen Pfarrchroniken und sonstigen Veröffentlichungen hat Werner Weber sehr viel Wissenswertes zusammengetragen. Zum Beispiel darüber, dass die Eisenacher Pastöre mit ihren Schäfchen im Filialort Gilzem nicht immer froh waren. Nicht vergessen wird auch die kleine Fußnote über eine Hochzeit in der Kapelle Gilzem am 10. Februar 1945: „Trotz der Fährnis der Zeit schlossen den Bund fürs Leben, sogar unter Kanonendonner, Anton Reinwald aus Ochsenfeld mit Maria Katharina Becker aus Gilzem.“

Und was ein Schreinermeister 1902 am Tag verdiente, ist natürlich auch überliefert. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, nachzulesen in der achten Ausgabe der Eisenacher Heimatkunde.

 Horst Lichter sucht seine Vorfahren

Horst Lichter sucht seine Vorfahren

Foto: TV/Uwe Henschel
 Horst Lichter sucht seine Vorfahren

Horst Lichter sucht seine Vorfahren

Foto: TV/Uwe Henschel
 Horst Lichter sucht seine Vorfahren

Horst Lichter sucht seine Vorfahren

Foto: TV/Uwe Henschel
 Schnitzereien in der Eisenacher Kirche.

Schnitzereien in der Eisenacher Kirche.

Foto: TV/Uwe Henschel
 Horst Lichter sucht seine Vorfahren

Horst Lichter sucht seine Vorfahren

Foto: TV/Uwe Henschel
 Horst Lichter staunt in der Eisenacher Kirche über die Werke seiner Vorfahren. Er hat sich auf die Suche nach ihnen gemacht.

Horst Lichter staunt in der Eisenacher Kirche über die Werke seiner Vorfahren. Er hat sich auf die Suche nach ihnen gemacht.

Foto: TV/Werner Weber
 Altarschnitzer Mathias Lichter war Junggeselle. Die Frau an seiner Seite ist unbekannt. Rechts ein Werk in der Eisenacher Kirche.

Altarschnitzer Mathias Lichter war Junggeselle. Die Frau an seiner Seite ist unbekannt. Rechts ein Werk in der Eisenacher Kirche.

Foto: TV/Privat
 Schnittchenessen in Eisenach: Horst Lichter (links) und Autor Werner Weber. Foto: Privat

Schnittchenessen in Eisenach: Horst Lichter (links) und Autor Werner Weber. Foto: Privat

Foto: TV/Privat

Interessenten können das 64-Seiten-Heft kaufen im Geschäft Dichter in Gilzem, im Gasthaus Dichter in Gilzem, in der Erlenapotheke Irrel und beim Autor selbst; Telefon: 06506/438.

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