Entwicklung Woran der Kreis noch arbeiten muss

Rittersdorf · Als eine von bundesweit 18 Modellregionen hat sich der Eifelkreis intensiv mit der Versorgung und Mobilität im ländlichen Raum befasst. Und das – wie es scheint – recht erfolgreich.

 Die Mobilität im ländlichen Raum ist eine Herausforderung, der sich der Kreis nun im Rahmen eines Pilotprojekts stellen will.

Die Mobilität im ländlichen Raum ist eine Herausforderung, der sich der Kreis nun im Rahmen eines Pilotprojekts stellen will.

Foto: Uwe Hentschel

Wie fast alles, was die Kreativen der Ministerien ins Leben rufen, hat auch dieses Projekt eine ermüdend lange Bezeichnung: „Modellvorhaben Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen.“ Und wie üblich in solchen Fällen, gibt es auch für diese Wortsammlung eine Abkürzung: „LaSiVerMob“. Klingt nicht unbedingt besser, spielt letztlich aber auch keine Rolle. Das Modellvorhaben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur wurde nämlich vor wenigen Tagen offiziell beendet. Am morgigen Dienstag wird es dazu in Berlin noch eine Abschlussveranstaltung geben. Und das war’s dann. Oder vielleicht doch nicht?

Nun, für den Eifelkreis Bitburg-Prüm war es das jedenfalls noch nicht. Zwar hat auch die westlichste der insgesamt 18 Modellregionen aus ganz Deutschland das auf zwei Jahre befristete LaSiVerMob-Projekt kürzlich mit einer Abschlussveranstaltung in Rittersdorf erfolgreich abgewickelt, doch hat das Ministerium aus diesen ländlichen Modellregionen nun vier Pilotregionen auserkoren. Diese sollen nun allgemeingültige Konzepte erarbeiten, von denen dann auch andere Landkreise profitieren sollen. Und der Eifelkreis ist eine dieser vier Modellregionen. Das mit 50000 Euro geförderte Anschlussprojekt konzentriert sich dabei auf Mobilitätskonzepte.

Dass es mit der Mobilität im Eifelkreis nicht zum Besten steht, geht auch aus dem LaSiVerMob-Abschlusbericht hervor. Abgesehen von den Hauptachsen Prüm-Bitburg-Trier, Prüm-Dasburg-Luxemburg sowie Bitburg-Irrel-Luxemburg gebe es im übrigen Kreisgebiet nur in Verbindung mit dem Schülerverkehr ein Angebot an Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV), heißt es in dem Bericht. Und davon betroffen seien vor allem Gemeinden im Norden des Eifelkreises.

Einer dieser Orte im Norden ist die Gemeinde Bleialf, deren Ortsbürgermeisterin Edith Baur bei der LaSiVerMob-Abschlussveranstaltung des Kreises ebenfalls anwesend ist und dort den neuen Bürgerbus Schneifel vorstellt. Damit reagieren Bleialf und ein Dutzend weiterer Gemeinden auf das schlechte ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum.

In Speicher, am anderen Ende des Kreises, ist die Situation etwas besser. Das Töpferstädtchen liegt immerhin mit einem eigenen Bahnhof an der Eifelstrecke zwischen Trier und Köln. Dafür aber hat in Speicher zuletzt etwas anderes gefehlt: eine weiterführende Schule. Mit der Gründung eines genossenschaftlichen Gymnasiums, das vor wenigen Wochen mit Beginn des Schuljahres den Betrieb aufnahm, hat sich das geändert. Die Speicherer Geschäftsfrau Karin Plein ist eines der derzeit 40 Genossenschaftsmitglieder, die das Schulangebot entsprechend der Gesetzesvorgaben die ersten drei Jahre selbst finanzieren müssen. Natürlich reichten die Mittel der Genossenschaftsmitglieder nicht aus, um den Schulbetrieb komplett zu stemmen, sagt Plein. Doch sie sei zuversichtlich, die dreijährige Durstrecke zu überstehen. „Für uns hängt das eine mit dem anderen zusammen“, erklärt sie. „Wenn wir eine weiterführende Schule haben, dann füllen sich auch die Neubaugebiete und dann haben wir auch eine Chance, dass sich Ärzte bei uns niederlassen.“

„Wir haben bereits jetzt bundesweit 1500 Hausärzte zu wenig, und in Rheinland-Pfalz werden in den kommenden fünf Jahren 60 Prozent der Ärzte aus Altersgründen ausscheiden“, sagt Veranstaltungsteilnehmer Michael Jager. Der Allgemeinmediziner aus Bitburg bemüht sich mit weiteren Kollegen um die Gründung der ärztlichen Genossenschaft Medicus Eifler Ärzte und hofft, dafür in den kommenden Wochen auch die lang ersehnte Zulassung zu erhalten. Ziel der Genossenschaft ist die Gründung eines dezentralen Medizinischen Versorgungszentrums. Jager möchte damit Ärzte gewinnen, die sich aufgrund der hohen Kosten und des Aufwands vor dem Schritt in die Selbständigkeit scheuen.

Bevor Ärzte allerdings für die Genossenschaft tätig werden können, müssen zunächst erst mal welche da sein. Doch genau daran hakt es eben. Dessen ist sich auch der Kreis bewusst, der versucht, ausgebildete Mediziner mit Eifler Wurzeln zurück in die Heimat zu locken. Insgesamt 59 Ärzte wurden erst mit Hilfe der Ortsbürgermeister ausfindig gemacht und dann persönlich angeschrieben. Und wie Landrat Joachim Streit erklärt, hätten immerhin 15 der kontaktierten Mediziner Interesse bekundet. Diese werden nun vom 16. bis 18. November eingeladen. Die Ärzte, die irgendwann die Eifel verlassen haben, sollen bei dieser Aktion „Heimspiel“ ihre alte Heimat neu kennenlernen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie mit dem eigenen Auto kommen. Mit dem ÖPNV ist das so eine Sache. Zumal das Heimspiel an einem Wochenende ist. Dann fahren noch nicht einmal Schulbusse.

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