Musik, Noten und Familie

Gindorf. Kirchenmusik ist in der heutigen Zeit eine wenig beachtete Kunst, aber deswegen nicht weniger interessant. Dieser Meinung sind vor allem die, die selbst Kirchenmusik machen. Um Informationen über das Leben eines solchen Musikers zu erhalten, interviewten wir Elfriede Probst-Haubrichs (39), Ehefrau, Mutter, Organistin und Chorleiterin des Kirchenchores Gindorf-Oberkail.

Seit wann üben Sie die Tätigkeiten aus? Probst-Haubrichs: Seit 23 Jahren bin ich als Organistin angestellt und seit sechs Jahren auch als Chorleiterin. Was bewegte Sie dazu? Probst-Haubrichs: Ich wurde von der katholischen Kirchengemeinde gefragt, ob ich bereit wäre, diese Aufgaben zu übernehmen. Wie lange dauert es, Organistin zu werden? Probst-Haubrichs: Die D-Prüfung als Mindestanforderung benötigt eine Ausbildung von zwei bis drei Jahren. Wie haben Sie den Beruf erlernt? Probst-Haubrichs: Durch Privatunterricht, die Kreismusikschule und über das Bistum Trier. Zuerst lernte ich Klavierspielen danach Orgel, und schließlich habe ich Dirigierunterricht erhalten. Wo haben Sie diesen Beruf erlernt? Probst-Haubrichs: Meine Ausbildung ist besonders mit den Orten Prüm und St. Thomas verbunden. In Prüm bekam ich Orgelunterricht bei Regionalkantor Josef Monter und Chorleiterunterricht bei Regionalkantor Christoph Schömig. In St. Thomas prägten mich besonders die Werkwochen des Bistums Trier und Fortbildungsveranstaltungen mit Regionalkantor Bernd Kämpf und Ordinariatsrat Dr. Siegfried Schmitt. Gibt es besondere Voraussetzungen die man erfüllen muss? Probst-Haubrichs: Ja, man muss musikalische Grundvoraussetzungen mitbringen, ein gutes Gehör, Taktgefühl sowie eine gute Stimme. Außerdem muss man als Chorleiter auch gut mit Menschen umgehen können. Wie lange wollen Sie die Tätigkeiten noch ausüben? Probst-Haubrichs: Hoffentlich noch sehr lange, denn es macht mir viel Spaß. Gibt es Alternativen, falls Sie die beiden Berufe nicht mehr ausüben können? Probst-Haubrichs: Ich würde wahrscheinlich in meinen erlernten Beruf als Bürokauffrau zurückkehren. Haben Sie Vorbilder? Probst-Haubrichs: Ja. Bei den Werkwochen des Bistums Trier durfte ich zum Beispiel Domkapellmeister Stephan Rommelspacher aus Trier, Professor Raimund Wippermann von der Musikhochschule Essen und Regionalkantor Thomas Gabriel aus dem Bistum Mainz bei der musikalischen Arbeit erleben, was mich sehr beeindruckt hat. Wen sehen Sie als Künstler an ? Probst-Haubrichs: Da gibt es viele zu nennen. Fasziniert bin ich besonders von Eric Ericson, dem zur Zeit weltbekanntesten Chorleiter, den ich bei einem Konzert in Bernkastel-Kues live sehen konnte. Sehen Sie sich selbst als Künstlerin? Probst-Haubrichs: Nein. Da gibt es andere Talente als mich. Was bedeutet Ihnen Musik? Probst-Haubrichs: Sehr viel! Mit Musik ist das Leben schöner. Der Ausdruck von Texten wird durch ihre Vertonung tiefer und ergreifender, was auch in dem Spruch: "Wer singt, betet doppelt" zum Ausdruck kommt. Was inspiriert Sie bei Ihrer Arbeit? Probst-Haubrichs: Kollegen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen, Anregungen bei Fortbildungen und Konzerten. Musik in den Medien und neue Literatur. Komponieren Sie auch selbst? Probst-Haubrichs: Nein. Nach welchen Kriterien suchen Sie die Lieder als Chorleiterin aus? Probst-Haubrichs: Im liturgischen Bereich wähle ich die Musik nach dem Direktorium, dem liturgischen Kalender aus. Für die weltlichen Auftritte entscheide ich danach ob das Stück zum jeweiligen Auftritt passt, und ob es nach Schwierigkeitsgrad und Gefallen der Situation und dem Chor entspricht. Hat Ihr Beruf Ihr Leben grundlegend verändert? Probst-Haubrichs: Ja, weil die Arbeitszeiten nicht immer familienfreundlich sind. Was waren bisher Ihre schönsten Erlebnisse in Ihrer Karriere? Probst-Haubrichs: Wenn geplante Aktionen reibungslos funktioniert haben. So zum Beispiel der Gemeinschaftsgottesdienst der Kirchenchöre unserer Pfarreiengemeinschaft. Zur Zeit habe ich sehr viel Freude bei der Vorbereitung eines gemeinsamen Abendlobs, welches von einem Projektchor aus unserer Pfarreiengemeinschaft gestaltet wird. Gibt es auch weniger schöne Ereignisse? Probst-Haubrichs: Ja, wenn bei Auftritten und Chorproben Sänger unentschuldigt fehlen. Können Sie Beruf und Privatleben trennen? Probst-Haubrichs: Ich bemühe mich. Meistens ist es möglich. Wie steht Ihre Familie zu Ihrem kirchlichen Mitwirken? Probst-Haubrichs: Hier und da gibt es kritische Fragen, aber meistens unterstützt mich meine Familie sehr gut. Wie lassen sich Kind und Beruf unter einen Hut bringen? Probst-Haubrichs: Zur Zeit sehr gut, da mein Sohn mit sechs Jahren Interesse an Musik entwickelt hat und seiner Mutter gerne beim Orgelspiel und Dirigieren zuschaut. Für welchen Beruf verwenden Sie mehr Zeit? Probst-Haubrichs: Es hält sich in etwa die Waage. Wie bereiten Sie sich auf den Gottesdienst vor? Probst-Haubrichs: Anhand vom liturgischen Kalender werden Texte und Lieder der Thematik des Tages entsprechend ausgesucht. Haben Sie Kontakte zu Kollegen? Probst-Haubrichs: Ja, das ist das Schöne an der Arbeit, dass man bei Fortbildungen, gemeinsamen Chorauftritten, Konzerten und Werkwochen, auf Dekanats- und Bistumsebene mit vielen Kollegen ins Gespräch kommt und so automatisch Kontakte entstehen. Welche Ziele streben Sie an? Probst-Haubrichs: Ja, ich möchte mich kirchenmusikalisch weiterbilden und neben dem Chorleiter- auch den Organisten D-Schein machen. Danach möchte ich die C-Ausbildung anschließen, mit dem Ziel, später als C-Kirchenmusikerin tätig zu sein. Das Interview führten Kristina Meyer und Carmen Plattner.

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