Neubeginn statt Ausverkauf

MESSERICH. Vor 13 Monaten musste die Bitburger Maschinenfabrik in Messerich Insolvenz anmelden. Nun geht das Unternehmen optimistisch in die nächste Phase. In gut einem Monat startet der Insolvenzplan.

Zahlungsschwierigkeiten, Insolvenz, Entlassungen. Aus diesem Dreischritt entsteht ein Teil der Arbeitslosigkeit in Deutschland und damit auch in der Region. In Messerich ist es gelungen, ein Insolvenzverfahren durchzustehen, ohne dass die Mitarbeiter ihre Arbeit verloren und der Betrieb zerschlagen wird: "Der Insolvenzplan für die Bitburger Maschinenfabrik GmbH & Co. KG (BMF) startet am 1. Oktober. Alle 22 Arbeitsplätze bleiben erhalten", sagt Geschäftsführer Wolfgang Kladensky. Ausgangslage war nicht rosig

Was sich wie das einfache und gute Ende einer weniger guten Geschichte anhört, hat viel mit Arbeit zu tun. Die Ausgangslage war alles andere als rosig. "Im Sommer 2004 wurde mir klar, dass es so nicht weitergeht", sagt Kladensky. "Ich hätte mich vielleicht noch ein paar Monate durchhangeln können. Aber das hätte nichts gebracht", sagt der Geschäftsführer. Deshalb meldete er für seinen Betrieb, der im Bereich Maschinenbau engagiert ist, die vorläufige Insolvenz an. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der BMF der Trierer Rechtsanwalt Thomas Schmidt zugeteilt. Der war nach ersten Gesprächen bereit, die Firma weiterzuführen. "In der Firma steckt Potenzial", sagt Schmidt, der sich aber nicht allein auf seinen juristischen Fachverstand verließ. "Sicher hat auch eine Rolle gespielt, dass die Insolvenz so frühzeitig angemeldet wurde, dass noch nicht alles zu spät war", sagt der Jurist. Er schaltete Unternehmensberater Andreas Th. Becker ein, der seinen betriebswirtschaftlichen Sachverstand einbringen und mit an einem tragfähigen Betriebskonzept für die Zukunft arbeiten sollte. Der Betrieb hat die Insolvenz gemeistert, weil alle Beteiligten - angefangen vom Geschäftsführer über den Anwalt und den Unternehmensberater bis hin zur Belegschaft - das gleiche Ziel hatten: Den Betrieb auf neue Beine zu stellen. Darin sind sich die drei Herren einig. "Ohne die Hilfe der Hausbank, der Zulieferer und der Abnehmer wäre das natürlich nicht möglich gewesen", fügt Kladensky an. Besonders stolz sind die Messericher, weil sie trotz Insolvenz neue Projekte an Land gezogen haben. Unter anderem haben sie einen so genannten A-Lieferantenstatus für Deutschland beim größten Reifenhersteller des Landes. Außerdem bauten sie fünf aufwändige Reifenprüfmaschinen. Für den weltweit größten Hersteller von Benzinpumpen sollen sie die Prüftechnik aufrüsten. Alle diese positiven Ergebnisse haben bei Wolfgang Kladensky jedoch nicht den Sinn dafür verstellt, dass Gläubiger durch die Insolvenz Geld verloren haben. So weit es geht, will die BMF den Schaden wiedergutmachen. "Wenn es hier weitergeht, können wir eine höhere Quote zahlen", sagt der Geschäftsführer. Hintergrund: "Wird ein Betrieb aufgelöst und werden alle Betriebsmittel verkauft, erhalten die Gläubiger zwischen zwei und fünf Prozent der angemeldeten Summe zurück", erklärt Unternehmensberater Becker. "Wenn alles gut läuft, kann vermutlich eine Quote von rund 15 Prozent gezahlt werden." Mehr Mitarbeiter? Nicht ausgeschlossen

Nach dem 1. Oktober, wenn die BMF aus der Insolvenz entlassen sein wird, werden Geschäftsführer, Betriebswirt und Jurist nicht getrennte Wege gehen. Fünfeinhalb Jahre lang läuft der Insolvenzplan. "Deshalb will ich weiter auf den zusätzlichen Sachverstand bauen", sagt Kladensky. Das dazu notwendige Geld sei gut angelegt. "Eine weitere Insolvenz würde ich sicher nicht überstehen", sagt der Geschäftsführer. Doch die ist angesichts innovativer Produkte und vieler Aufträge erst einmal unwahrscheinlich. Im Gegenteil: "Wir bilden aus, und die Zahl der Mitarbeiter könnte theoretisch auf bis zu 50 steigen", sagt der BMF-Chef.

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