Nicht nur schnell, sondern auch schön

Plascheid · Ein echter Oldtimer geht an den Start und Bürgermeister aus der Verbandsgemeinde Südeifel treten gegeneinander an: Das neunte Seifenkistenrennen in Plascheid hat in diesem Jahr ein paar Premieren im Angebot. Für die Veranstalter ist das kein Sport, sondern Spaß. Eine Veranstaltung für die ganze Familie soll es sein.

Nicht nur schnell, sondern auch schön
Foto: (e_eifel )

Plascheid. Alles beginnt mit dem Fahrgestell. Mindestens zwei Achsen braucht die Seifenkiste, eine stabile Holzplatte kann die Querverbindung bilden, erklärt Harald Gasper, Ortsbürgermeister von Plascheid. Manch handwerklich begabter Seifenkisten-Konstrukteur schweißt sogar extra Metallstangen zusammen, die den Rahmen bilden.
Auf Qualität achten


Aber egal, wie das Grundgerüst der Seifenkiste entsteht, der Kistenbauer sollte auf die Sicherheit ganz besonderen Wert legen. "Bei Lenkung und Bremsen sollte man deshalb wirklich auf die Qualität achten." Gasper sollte es wissen, schließlich hat der Plascheider schon vier Seifenkisten selbst gebaut.
Und die rollen bald wieder. Zum neunten Mal veranstalten die Plascheider am Samstag, 4. Juni, ihr Seifenkistenrennen. Von einer Startrampe aus fahren die tollkühnen Piloten 300 Meter lang die abschüssige Hauptstraße des Ortes hinunter.
In verschiedenen Kategorien treten sie gegeneinander an, am Ende gewinnt natürlich, wer als Erster die Ziellinie erreicht. Die Veranstalter rechnen damit, dass etwa 30 Teams an den Start gehen werden. Gefahren wird in Ein- oder Zweisitzern, (siehe Extra).
Ein besonderes Rennen liefern sich - in diesem Jahr zum ersten Mal - einige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Südeifel. "Die Idee kam uns ganz spontan. Die Kisten stellen wir ihnen natürlich", sagt Petra Ziewers, Mitglied der Ploscheder Bieren a Bungen. Der Heimatverein veranstaltet das Rennen seit 2008.
Und noch eine Besonderheit gibt es in diesem Jahr: Eine Bitburger Familie fand kürzlich auf ihrem Dachboden eine Seifenkiste - Baujahr 1969. "Die Familie hat uns die Kiste geschenkt, unter der Bedingung, dass sie in diesem Jahr am Rennen teilnimmt." Ehrensache für die Plascheider, dass der Oldtimer am Samstag dabei ist.
Sven Becker, Vorsitzender der Ploscheder Bieren a Bungen, wird sie höchstpersönlich fahren. Eine Probefahrt hat er schon gemacht. "Sie ist immer noch sehr gut in Schuss", verrät Becker.
Wie die Plascheider nun gerade auf die Seifenkiste gekommen sind, weiß niemand mehr so ganz genau. Klar ist, dass sie damals nach einer Veranstaltung für die ganze Familie suchten. "Wir wollten kein Fest mehr, bei dem es nur ums Trinken geht", sagt Ziewers.
Und das Seifenkistenrennen scheint tatsächlich etwas für jedermann zu sein. Kinder wie Erwachsene treten an, die Teams kommen nicht nur aus Plascheid und der Umgebung, sondern auch aus Köln, Luxemburg oder dem Saarland. "Die Stimmung ist immer sehr familiär", sagt Ziewers, "die Teams helfen sich untereinander und tauschen bei Bedarf auch schon mal Reifen aus." Auch die etwa 90 Einwohner Plascheids sind mit Begeisterung dabei und das nicht nur als Zuschauer. 40 aktive Helfer machen nach Angaben des Vereins jedes Jahr mit.
Es geht um den Spaß


Im Dachverband des Seifenkistensports mit Sitz in Klüsserath (Kreis Trier-Saarburg) sind die Plascheider übrigens nicht Mitglied. Denn dort geht es um den Wettkampf, um Meisterschaften. "Bei uns ist das ein Spaßrennen. Außerdem sehen die Meisterschaftskisten fast alle gleich aus", erklärt Becker. Denn auch das ist wichtig in Plascheid: Die Seifenkisten sollen möglichst originell sein. Für Gaspers erste Kiste stand zum Beispiel ein Audi R18 Modell. Für seine Tochter baute er später eine "Black Pearl", das Geisterschiff aus dem Disneyfilm Fluch der Karibik.
Aus der Black Pearl ist mittlerweile eine Mary Lou geworden, eine schneeweiße kleine Jacht. "Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt", sagt Gasper.Extra

Drei Rennkategorien gibt es: Die Einsitzer-Junioren, in der die Fahrer vier Rennen mit Zeitmessung fahren. In der Kategorie Einsitzer-Senioren werden zunächst zwei Zeitläufe gefahren, dann wird der Sieger im K.O.-System ermittelt. Genauso wird auch in der sogenannten wilden Klasse (Zwei-Sitzer) gefahren. Dazu kommt die Sonderwertung "Hottest Car". Eine Jury aus zehn unabhängigen Zuschauern wählt die schönste Seifenkiste des Tages aus. Um 11 Uhr starten die Probeläufe und die technische Abnahme der Seifenkisten, ab 13 Uhr werden die Rennen gefahren. lbeExtra

Seifenkisten gab es in Deutschland schon am Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals hießen sie Kinderautomobile. Auch in den USA waren die kleinen selbst gebauten Autos ohne Motor damals sehr beliebt. 1933 beobachtete ein amerikanischer Journalist, wie Kinder ein solches Auto bauten. Sie verwendeten dazu Kisten aus Holz, in denen zuvor Käse und eben auch Seife transportiert worden waren. In seinem Artikel sprach der Journalist deshalb von Soapboxes, auf Deutsch Seifenkiste. lbe

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