Niedrigzins belastet Kreissparkasse Bitburg-Prüm

Bitburg/Prüm · Schwieriges Jahr solide abgeschlossen: Die Kreissparkasse Bitburg-Prüm beendet 2015 mit einer Bilanzsumme von 1,3 Milliarden Euro - und im Vergleich zum Vorjahr mit einem Minus von 51 Millionen Euro. Die Kunden halten dem regionalen Kreditinstitut trotzdem die Treue: Deren Einlagen sind sogar gestiegen.

"Das Jahr 2015", sagt Sparkassenvorstand Ingolf Bermes, "geht in die Geschichte der Finanzpolitik ein." Nämlich als das Jahr, in dem "die Europäische Zentralbank die Zinsen abgeschafft hat". Und als das Jahr, in dem die Kreissparkasse Bitburg-Prüm vor eben diesem Hintergrund im Vergleich zum vorangegangenen ein Minus in der Bilanzsumme in Kauf nimmt. Ein Rückgang um 51 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden Euro, der jedoch "gezielt gesteuert", also eine bewusste Entscheidung gewesen sei.Zuhause stehen die Zeichen gut


Landrat und Sparkassen-Verwaltungsratsvorsitzender Joachim Streit sowie Ingolf Bermes und Rainer Nickels vom Vorstand der Kreissparkasse Bitburg-Prüm betrachten das vergangene Geschäftsjahr daher trotzdem als ein erfolgreiches. "Obwohl die Zeichen in den Finanzmärkten nicht so gut stehen", sagt Streit.

Zuhause aber stehen die Zeichen immer noch gut - so gut, dass weder Filial-Schließungen noch Fusionen zu befürchten seien. Bermes freut sich vor allem darüber, dass die Einlagen von Privat- und Geschäftskunden um 27,6 Millionen Euro auf 976 Millionen Euro gestiegen sind. Dies spiegele das Vertrauen der Menschen in das Haus wider.
Auch das Kreditgeschäft sei erfolgreich verlaufen (Volumen: 826 Millionen Euro, Zuwachs: 5,3 Prozent). Zudem habe die Sparkasse Immobilien im Wert von elf Millionen Euro vermittelt, wie Rainer Nickels erläutert. Wert legt sie auch auf soziales Engagement: Mehr als 200 gemeinnützige Projekte haben 2015 von rund 160 000 Euro profitiert. Doch auch wenn die Kreissparkasse ihre Stärke in ihrer regionalen Verbundenheit sieht, geht Griechenland nicht spurlos an ihr vorbei - "kein Thema", sagt Bermes, "ist aktueller". Und keine Herausforderung offenbar größer: "Wir alle zahlen die europäische Schuldenkrise mit", sagt Bermes.

Als besonders kritisch betrachtet er die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank. Mit dem Zins schrumpft auch das Lebenselixier der Bank: "Und weil die Sparkasse ihren Kunden keinen Negativ-Zins abverlangen wird, sinkt das Zinsergebnis weiter", sagt Bermes. Und damit auch die Erträge aus Geldanlagen und Krediten.

Getrennt hat sich die Sparkasse übrigens von solchen Einlagen, die kurzfristig entgegengenommen und dann wieder verliehen werden - ein Vorgang, der Fristentransformation genannt wird, mit dem man aber laut Bermes in diesen Zeiten kein Geld machen könne.

Das nächste große Problem: Regulierungsvorschriften, die für eine internationale Großbank genauso gelten wie für ein Institut mit regionalem Geschäftsmodell. "Damit werden wir unverhältnismäßig belastet."

Ändern werde sich an der Situation so schnell nichts, ist Bermes überzeugt, der Wolfgang Schäuble zitiert: "Das Ende ist noch nicht in Sicht." Deshalb will sich die Kreissparkasse für die Zukunft wappnen: "Geschäfte, die vorher eher nebenbei gelaufen sind, zum Beispiel das Wertpapiergeschäft, rücken jetzt mitten in den Kern des Unternehmens", sagt Bermes, betont aber: "Wir sind über unsere Kunden groß geworden, und die werden auch weiterhin im Mittelpunkt stehen."

Worin genau Rainer Nickels Potenzial sieht: künftig den Bedarf eines Kunden aus einer Hand zu decken. Andere, bankferne Geschäftsfelder wolle man dagegen nicht erschließen. Und die Bit-Galerie? Dort "sehen wir uns als Eigentümer eines Schlüsselgrundstücks in der Verantwortung", sagt Bermes. Die Beteiligung der Sparkasse sei eine logische Konsequenz.

Man wolle außerdem weiterhin auf die Digitalisierung setzen - von internen Abläufen, um Geld zu sparen, bis hin zur bereits stark genutzten Sparkassen-App.

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