Niehler machen es vor

KARLSHAUSEN. Neue Wege in der Abwasserbeseitigung gehen die Bewohner der Ortsgemeinde Niehl. Anstatt auf eine gemeinsame Kläranlage zu setzen, werden die Niehler ihre Hauskläranlagen modernisieren. Dafür werden sie aus der Solidargemeinschaft der Abwasser-Gebührenzahler entlassen

Je kleiner der Ort, desto teurer werden - auf den einzelnen Einwohner gerechnet - die Kosten für die Abwasserversorgung. Vor diesem Problem steht derzeit die Verbandsgemeinde Neuerburg. Mit dem "Niehler Modell" wollen die Ortsgemeinde Niehl und VG neue Wege gehen. Alternativen wurden in einer Info-Versammlung in Karlshausen vorgestellt.Mit eigener Anlage aus der Solidargemeinschaft

Das Interesse an der Veranstaltung zum Thema Abwasser, zu der die Unabhängige Bürgervertretung (UBV) eingeladen hatte, war groß. Mehr als 150 Bürger waren nach Karlshausen gekommen. Sie wollten wissen, ob es möglich ist, für viel weniger Geld als bisher eine ordnungsgemäße Abwasser-Entsorgung zu garantieren. Die 18 Haushalte von Niehl sollen nach den Plänen der Einwohner und der Neuerburger Verbandsgemeinde ihr Abwasser in Kleinkläranlagen entsorgen, die sie eigenverantwortlich bauen und betreiben. Gleichzeitig verabschieden sich die Niehler damit aus der Solidargemeinschaft der Verbandsgemeinde. Einmalbeiträge, Anschlussgebühren und laufende Beiträge für die Abwasserbeseitigung und das Oberflächenwasser fallen nicht mehr an. Gespart werden auch die Kosten für die Erneuerung der Straßen. Das soll nicht nur die Kasse der Verbandsgemeinde-Werke, sondern auch das Portemonnaie der Bürger entlasten. Doch wie soll das neue Modell funktionieren? Sind für die Haushalte Einzellösungen gefragt oder sind gemeinsame Kleinkläranlagen mit Nachbarn möglich? Welche Anlage erfüllt die gesetzlichen Bestimmungen, und wie hoch sind die Kosten? Alles Fragen, mit denen sich die Bürger von Niehl, ihre Gemeindevertreter und die Neuerburger Verwaltung beschäftigen. Unterstützung kam vom Prüf- und Entwicklungsinstitut für Abwassertechnik an der Technischen Hochschule Aachen. Ein Vertreter der Hochschule erklärte den Teilnehmern die gesetzlichen Mindestanforderungen, die heute an eine Kleinkläranlage gestellt werden. Eine solche Anlage präsentierte die Firma Mutec, die per Video-Vortrag für ihr Produkt warb. Um die Bürger vor Schaden zu bewahren, bot der Verband Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN) seine Dienste an. Selbstverständlich nur gegen Mitgliederbeiträge. Keine einfache Sache für die Beteiligten, hier den Durchblick zu behalten. Der Ortsbürgermeister von Niehl, Rudi Spoden, war aber optimistisch: "Wir haben viele Angebote, wir werden genau prüfen, ehe wir uns festlegen." "Es ist ein Versuch", räumte Bürgermeister Norbert Schneider ein. "Wenn es funktioniert, sind wir auf dem richtigen Weg. Dann profitieren wir alle davon." Der Bürgermeister bekräftigte den Willen der Verwaltung, das "Niehler Modell" positiv zu begleiten.

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