"Niemand verlässt freiwillig seine Heimat"

Hetzerath/Trier · Was wurde aus den Auswanderern von Mosel, Eifel und Hunsrück? Darüber berichtet Monika Traut-Bonato in einem Buch.

 Monika Traut-Bonato. TV-Foto: Katja Bernardy

Monika Traut-Bonato. TV-Foto: Katja Bernardy

Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Hetzerath/Trier Sie heißen Schmitz, Welter, Schröder und Winter, die Menschen im südbrasilianischen Städtchen Bom Principipo (Winterschneiss). Sie schwätzen Hunsrücker Platt und singen volkstümliche Lieder. Lieder, die im Hunsrück und an der Mosel längst verstummt sind.
Monika Traut-Bonato ist den Nachfahren der Auswanderer von Mosel, Eifel und Hunsrück, die ihre Heimat vor 200 Jahren verließen, auf einer Reise nach Brasilien begegnet. Danach wollte sie mehr wissen über die Menschen, die ihre Wurzeln in der Region Trier haben.
24 Monate, zahlreiche Gespräche, Recherchen in Archiven und eine Reise ins englische Falmouth später, hat sie auf über 200 Seiten zusammengefasst, was sie in Erfahrung bringen konnte: Hungersnöte und Armut in Eifel, Hunsrück und an der Mosel trieben Familien im 19. Jahrhundert an, auszuwandern.
"Begehrte Ziele waren Nord- und Südamerika", schreibt Traut-Bonato.
Die Menschen hätten viele Risiken auf dem Weg in ein erhofftes besseres Leben auf sich genommen. "Krankheiten, Unfälle und Schiffsuntergänge ließen nicht alle in der neuen Heimat ankommen", schreibt sie.
Und der Leser erfährt, dass Hunderte Auswanderer dort strandeten, wo sie ursprünglich nicht hin wollten: 1846 gingen mehr als 800 Menschen in Algerien von Bord. Unterstützt von französischen Soldaten errichten die Auswanderer in der neuen afrikanischen Heimat ganze Dörfer, etwa La Stidia. 1848 hatte das Dorf laut Traut-Bonatos Recherche 467 Einwohner - hauptsächlich Menschen aus dem Raum Trier.
Traut-Bonato berichtet auch über die neuen Familienbande, die nach zwei Jahrhunderten zwischen Moselanern und Brasilianern geknüpft wurden, über Auswanderungswellen, die Rolle von zwielichtigen Agenten, und sie zeigt viele Fotos.
"Niemand verlässt seine Heimat freiwillig", resümiert sie. Sie selbst ist unverhofft in Brasilien auf entfernte Verwandte getroffen. Für diejenigen, die sich nicht aufmachen in andere Länder, um auf Spurensuche zu gehen, gibt sie auf mehreren Seiten Tipps für die Familiensuche in Archiven.
"Verlassene Heimat Mosel - Niemand geht freiwillig" ist im Kamo1-Verlag erschienen und kostet 24,90 Euro.

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