Parken in Bitburg: Ein schwieriges Geschäft

Bitburg · Was die Autofahrer freut, vermasselt den Stadtwerken das Geschäft: Weil es in Bitburgs Innenstadt viele kostenfreie Stellplätze gibt, sind die zwei Parkhäuser und die Tiefgarage, die die Stadtwerke bewirtschaften, nur mäßig ausgelastet. Für 2013 rechnen die Werke mit einem Jahresverlust von 300 000 Euro.

 Das Parkhaus Annenhof steuern Autofahrer in Bitburg gerne an. Es liegt direkt neben dem Krankenhaus. TV-Foto: Archiv/Katharina Hammermann

Das Parkhaus Annenhof steuern Autofahrer in Bitburg gerne an. Es liegt direkt neben dem Krankenhaus. TV-Foto: Archiv/Katharina Hammermann

Bitburg. "Unser Sorgenkind" nennt Hubert Lehnen die Verkehrsbetriebe. "Das ist einfach ein dauerhaft defizitär laufender Geschäftszweig", sagt der stellvertretende Leiter der Werke. Es spricht Bände, dass die Stadt Bitburg selbst das Parkhaus Annenhof lieber heute als morgen verkaufen würde. Dabei läuft das Geschäft im Annenhof noch am besten (siehe Extra). Dort sind die Verluste mit rund 5400 Euro im Vergleich zu Jahresverlusten von jeweils mehr als 100 000 Euro beim Parkhaus Neuerburger Straße und der Tiefgarage am Zentralen Omnibusbahnhof gering.
Warum das Geschäft mit dem ältesten Parkhaus, dem Annenhof, besser läuft, ist schnell erklärt: Lage, Lage, Lage. Der Annenhof liegt nicht nur direkt an der Fußgängerzone, sondern auch gleich neben dem Krankenhaus. Dadurch gibt es dort eine hohe Nachfrage nach Parkplätzen. So nehmen die Stadtwerke im Annenhof rund 70 000 Euro Parkgebühren im Jahr ein. Demgegenüber bringen das Parkhaus Neuerburger Straße und die Tiefgarage wenig - zusammen nur 10 000 Euro im Jahr.
Aber auch das Parkhaus Annenhof ist ein Problem. "In dem Gebäude gibt es einen erheblichen Sanierungsstau", sagt Lehnen. Das Parkhaus wurde vor mehr als 30 Jahren mit Betonfertigelementen gebaut. "Da, wo diese Fertigelemente aufeinanderstoßen, ist Wasser eingedrungen, und nun bröckelt der Beton", erklärt Lehnen. Dieses Jahr sind knapp 10 000 Euro eingeplant, um ein bisschen zu flicken. Ein Bruchteil von dem, was auf die Werke zukommt, wenn sie das Parkhaus nicht wie erhofft an das Krankenhaus verkaufen können. Den Sanierungsstau beziffert Lehnen auf rund 700 000 Euro. Bereits 2016 sind die Arbeiten für 500 000 Euro eingeplant.
Rentabel ab 300 Stellplätzen


Zwar könnte sich die Marienhausklinik vorstellen, das Parkhaus zu kaufen, abzureißen und an gleicher Stelle ein neues, größeres zu bauen. Aber unter Dach und Fach ist der Verkauf noch lange nicht (der TV berichtete). "Die Stadt steht in Verhandlungen, aber der Ausgang ist offen", sagt Lehnen. Er kann verstehen, dass es dem Krankenhaus wichtig wäre, mit einem solchen Parkhaus zumindest eine schwarze Null zu schreiben. "In der Fachliteratur heißt es, dass das ab einer Größe von 300 Stellplätzen möglich ist", sagt Lehnen. Der Annenhof hat 216 Stellplätze. Doch für die stark expandierende Klinik, die allein bis 2014 mehr als 20 Millionen Euro investieren will, steht der Kauf eines Parkhauses nicht an oberster Position auf der Prioritätenliste.
Neben den drei Parkgebäuden zählt auch die sechs Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Bitburg und Erdorf, die die Stadt Bitburg 2002 gekauft hat, zu den Verkehrsbetrieben. Und auch die Gleise bringen Verluste. 2013 rechnen die Werke mit einem Minus von rund 60 000 Euro. Und stehen irgendwann wieder größere Instandhaltungsarbeiten wie Brückensanierungen an, wird es richtig teuer. "Wir prüfen derzeit, ob es möglich ist, die Gleise stillzulegen", sagt Lehnen. Doch so einfach ist das womöglich nicht. Damals, als die Stadt die Gleise für eine Million Euro gekauft hat, wurde sie dabei mit 400 000 Euro vom RWE unterstützt, das im Gegenzug aber die Garantie bekam, dass es bei Bedarf die nächsten 30 Jahre Transformatoren für das Umspannwerk in Niederstedem über die Schienen nach Bitburg transportieren darf.Meinung

Besser schließen als draufzahlen
Bitburgs Parkhäuser kosten jedes Jahr Geld. Für Stadt und Stadtwerke wäre es günstiger, zumindest mal die Tiefgarage am ZOB zu schließen statt bei deren Betrieb jedes Jahr 130 000 Euro draufzulegen - das ist in zehn Jahren mehr als eine Million Euro und damit etwa so viel, wie die Sanierung der Eishalle kosten würde. Die wenigen Anwohner oder Firmen, die am ZOB Stellplätze gemietet haben, könnten ins Parkhaus Neuerburger Straße umsiedeln. Dann wäre dieses etwas besser ausgelastet. Bleibt zu hoffen, dass das Krankenhaus den Annenhof kauft. Jenseits dieser Hoffnung müsste sich die Stadt aber auch mal fragen, warum sie Parkplätze in Seitengassen der Fußgängerzone umsonst anbietet, während Autofahrer in einem Parkhaus Gebühren zahlen sollen. Das ist einfach nicht logisch - und erschwert den Bitburger Stadtwerken zusätzlich das Geschäft. d.schommer@volksfreund.deExtra

Die Verkehrsbetriebe sind ein Betriebszweig der Stadtwerke Bitburg,die in erster Linie für die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung in Bitburg zuständig sind. Zu den Verkehrsbetrieben der Werke zählt der Betrieb der drei Parkgebäude sowie der Bahnstrecke - alle vier defizitär: Parkhaus Annenhof (216 Stellplätze): Jahresverlust: minus 5400 Euro; Parkhaus Neuerburger Straße (120 Stellplätze): Jahresverlust: minus 104 000 Euro; Tiefgarage ZOB (130 Stellplätze): Jahresverlust: minus 132 000 Euro; Bahnstrecke: Jahresverlust: minus 57 600 Euro. Damit summieren sich die Verluste allein in 2013 für die Werke auf 299 000 Euro. scho

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