Peinliche Unbeweglichkeit

Die katholische Kirche ist eine konservative Organisation. Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie inhaltlich wie organisatorisch fast 2000 Jahre auf dem Buckel hat. Da erstaunt es schon, wie radikal die Synode im Bistum Trier jetzt an die Strukturen der Pfarreien, die alles andere sind als traditionslose Gebilde, herangehen will.

Aus derzeit 900 Pfarreien sollen künftig 60 werden. Natürlich wird das zu Verwerfungen führen, natürlich werden einige lieb gewonnene Einrichtungen nicht mehr ganz so nah bei den Menschen sein. Aber wenn es gelingt, mit diesem Schritt vor Ort eine gute Seelsorge, also die Kernaufgabe, langfristig zu sichern, ist der Verzicht auf einige Pfarrbüchereien und ähnliches vermutlich zu verschmerzen, zumal Menschen heute - bis ins hohe Alter - mobiler sind als vor 50, 100 oder gar 200 Jahren und Kommunikation unabhängig von räumlichen Distanzen viel einfacher geworden ist.

Angesichts dieser Dynamik erstaunt es, wie unbeweglich Gemeinden und Kreise sind, wenn es darum geht, effektivere, zukunftstaugliche Strukturen zu schaffen. Man möchte sich den Aufschrei nicht vorstellen, wenn aus den 450 Ortsgemeinden der Kreise Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich 40 gemacht werden sollten. Dabei haben viele Mini-Kommunen mangels tatsächlicher Gestaltungsfähigkeit eher politisch-folkloristischen Charakter. Den Verantwortlichen sollte es peinlich sein, von der katholischen Kirche bei der Reformfähigkeit überholt zu werden.

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