Bitburg. Der Bedarf ist da und er wird weiter steigen: "In 40 Jahren gibt es mehr über 80-Jährige, als es Leute im Alter von unter 20 Jahren geben wird", sagt Stefan Kutscheid, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft Faco. Hinzu kommt: Traditionelle Familien- und Nachbarschaftszusammenhänge lösen sich auf. Für eine wachsende Gruppe älterer Menschen geht damit die Möglichkeit verloren, in ihrer Familie und ihrem gewohnten Umfeld unterstützt zu werden.

Vom Einkaufsdienst bis zum Mittagstisch

Das ist der Hintergrund, vor dem betreutes Wohnen an Bedeutung gewinnt. Allein von 1995 bis 2002 ist die Zahl entsprechender Anlagen bundesweit von rund 1500 auf 4000 gestiegen. Für Faco-Chef Kutscheid gibt es dabei einen klaren Trend zum Wohnen in der Stadt. "Das Wichtigste ist ja der Erhalt der persönlichen Unabhängigkeit. In einer Stadt haben die Bewohner die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wo und wann sie gerne zu Mittagessen oder was sie nachmittags unternehmen", sagt Kutscheid, der seit zehn Jahren für die Generation "60 plus" baut.

2001 wurde die Anlage "Limbourgs Garten" in Bitburg mit 22 Appartements eröffnet und zwei Jahre später um acht Wohnungen erweitert. Es folgte das Wohn- und Geschäftshaus in der "Neuen Mitte" in Irrel mit zwölf Senioren-Wohnungen. Ende 2007 wurde die Senioren-Residenz in Hermeskeil mit 22 und zuletzt der "Fürstenhof" in Wittlich mit 41 Wohnungen eröffnet.

Nach der geplanten Erweiterung ist "Limbourgs Garten" die größte Senioren-Residenz der Faco. Sie liegt in direkter Nachbarschaft zum Deutschen Roten Kreuz (DRK), das nicht nur Service-Stützpunkt für die Wohnanlage ist, sondern auch Träger der Tagespflegeeinrichtung "Sching Zeit" und des Mehrgenerationenhauses ist. Für die Bewohner bietet das DRK Leistungen, die sie in einem Betreuungsvertrag nach Bedarf individuell zusammenstellen können - vom wöchentlichen Einkaufsdienst, Begleitdiensten zu Ärzten bis hin zum täglichen Mittagstisch.

Das 2300 Quadratmeter große Grundstück neben "Limbourgs Garten" hat sich die Faco bereits gesichert. Dort soll für rund fünf Millionen Euro der neue dreigeschossige Gebäudekomplex mit 23 neuen Wohnungen entstehen. Die Appartements sind in Zuschnitten von 54 bis 120 Quadratmeter geplant. Zudem ist an einen Begegnungsraum sowie Räume für das DRK gedacht. Baustart soll laut Kutscheid noch dieses Jahr sein.

Meinung

Standort-Vorteil

Das Thema betrifft früher oder später jeden: Wohin im Alter, wie lässt sich möglichst lange möglichst viel selbstbestimmtes Leben sichern? Die Antworten darauf sind so individuell wie die Menschen und ihre Lebensumstände. Zu den Standort-Vorteilen einer Stadt zählt es in Zukunft auch, mit betreutem Wohnen eine Alternative zu Alters- und Pflegeheimen sowie mobilen Service-Leistungen anzubieten. d.schommer@volksfreund.deEXTRA Das Jahr 2050: Nach Berechnungen des Statistischen Landesamts werden im Jahr 2050 in Rheinland-Pfalz nur noch etwa drei Millionen Menschen leben. Das sind 25 Prozent weniger, als noch heute und etwa so viele wie 1950. Der Bevölkerungs-Rückgang bringt einen dramatischen Wandel der Altersstruktur mit sich: Der Anteil der unter 20-Jährigen an der Bevölkerung wird von heute 22 auf 17 Prozent sinken; der Anteil der 20- bis 60-Jährigen wird von 54 auf 48 Prozent sinken, während der Anteil der über 60-Jährigen von 24 auf 35 Prozent steigt. (scho) Was Senioren wollen: In einer Befragung des Instituts für angewandte Verbraucherforschung gaben Bewohner des betreuten Wohnens an, was ihnen wichtig ist: ruhige Wohnlage (90 Prozent), Nähe zu Arzt und Apotheke (83 Prozent), Einkaufsmöglichkeiten (79 Prozent), Grünanlagen (78 Prozent), gute Verkehrsanbindung (72 Prozent) und Freizeitmöglichkeiten (57 Prozent). Nur 49 Prozent sagten, dass ihnen die Nähe zur gewohnten Umgebung wichtig sei. (scho)