Prozess: Als ginge ihn das alles nichts an … - Zeugen bestätigen Kindesmissbrauch durch Eifeler

Trier/Eifel · Die Zeugen bestätigen die Vorwürfe gegen den Eifeler, der seine vier Kinder missbraucht haben soll. Er zeigt vor Gericht nur ein einziges Mal eine Gefühlsregung.

Trier/Eifel "Bäh" - die Zuschauerin speit den Laut förmlich aus, als sie hört, was der Angeklagte seinen Kindern angetan haben soll. Richter Armin Hardt stoppt kurz beim Verlesen der Ermittlungsakte. Er lässt seinen Blick über die Zuschauerränge gleiten. Kurz ruht er auf der etwa dreißigjährigen Frau. Sie sieht erschrocken aus: der Mund offen, zwei Finger hängen an den Lippen wie eingefroren. Er fährt fort, sie schlägt die Hände vors Gesicht, bedeckt die Augen - als ob sie die Bilder im Kopf so nicht mehr sehen könnte.
Am zweiten Prozesstag hat sie selbst noch im Zeugenstand gesessen, hat erzählt, wie der älteste Sohn ihr den sexuellen Missbrauch anvertraut hat. Jetzt sitzt dort eine Polizistin. Sie hat die Anzeige des jüngsten Kindes aufgenommen. Der Mann hatte sich an die Polizei gewendet, weil er verhindern wollte, dass sein Vater ein Pflegekind aufnimmt. "Wenn er das Mädchen bekommt, ist sie in Gefahr", so seine Aussage. Eine Aussage, die sich um Vorfälle dreht, die mehr als 20 Jahre zurückliegen sollen.

Der Hintergrund: Damals soll ein Vater aus der Eifel sich in insgesamt 87 Fällen an seinen Söhnen und seiner Tochter vergangen haben (der TV berichtete) - zu Hause und in seiner ehemaligen Dienststelle: einer Polizeischule.
Drei seiner vier Kinder haben den 67-Jährigen am ersten und zweiten Prozesstag schwer belastet. Am dritten Verhandlungstag vor dem Landgericht Trier soll vor allem geklärt werden, ob ihre Aussagen verlässlich sind. Immerhin bestreitet der Angeklagte den Missbrauch, wirft seinen Kindern vor, ein Komplott gegen ihn ausgeheckt zu haben.

Die Richterin: Die Ermittlungsrichterin, die mit dem Fall betraut war, sieht dafür keine Anhaltspunkte. Sie hat alle Geschwister vernommen. Vor Gericht sagt sie: "Die wussten gar nicht, dass den Brüdern und der Schwester das Gleiche passiert ist." Dass sie sich abgesprochen haben, hält sie für unwahrscheinlich: "Sie wären zu einem solchen Plan nicht fähig." Einer der Söhne sei Alkoholiker, psychisch instabil.

Die Polizeischule: Grüne Vorhänge, ein Fernseher und eine riesige Badewanne - so beschreiben alle drei Brüder jenen Raum in der Polizeischule, in dem ihr Vater sie missbraucht haben soll. Das deckt sich mit den Aussagen eines ehemaligen Arztes der Einrichtung. Die Kinder habe der 67-Jährige öfter in die Schule gebracht.
Das bestätigt auch ein Ex-Kollege des Angeklagten. Er glaubt sich außerdem zu erinnern, dass dieser ihm seinerzeit einen Porno gezeigt habe. Ist es jener Film, den der Vater seinen Söhnen vorgespielt haben soll? Aber das ist längst nicht alles: Der pensionierte Polizist hat noch mehr über den 67-Jährigen zu sagen.
Dieser habe Munition aus einem Lager gestohlen: 600 Schuss. Ferner seien Gerüchte umgegangen, er habe "einen Jungen im Kino angegrabscht". Während der Aussage wirkt der Angeklagte abwesend, als ginge ihn das alles nichts an.

Der Angeklagte: Starr blickt der 67-Jährige an die Wand. Die Hände: im Schoß gefaltet. Nur einmal während dieses Prozesstags zeigt er eine Gefühlsregung.
"Was, wie?", fragt er seinen Verteidiger, als er hört, dass seine Schwiegermutter verstorben ist. Eigentlich sollte die Großmutter der Kinder vor Gericht aussagen.

Und so geht es weiter: Die Verhandlung wird am Dienstag, 11. Juli, fortgesetzt. Ein Urteil soll am Mittwoch, 12. Juli, fallen.

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