Prozess um versuchten Totschlag am Landgericht Trier geht weiter: Jetzt sagt der Freund der Angeklagten aus

Trier · Eine 32-jährige Frau soll versucht haben, ihre Nebenbuhlerin aus dem Fenster zu werfen. Ihr Freund, der offenbar Auslöser für den Streit war, befand sich zur Tatzeit im selben Raum. Was genau geschehen ist, daran kann oder will sich der Zeuge nicht mehr erinnern.

Unentwegt starrt die Angeklagte ihn an, als er in den Gerichtssaal schlurft, sich hinsetzt, seine Personalien angibt. Keine Regung kann man ihrem Gesicht ablesen, keine Wut, keine Trauer, keine Liebe. Doch wegen ihm soll sie das Verbrechen begangen haben, für das sie sich nun vor dem Trierer Landgericht verantworten muss.

Der Vorwurf: Die 32-Jährige habe versucht, eine andere Frau aus dem Fenster zu stoßen - aus Eifersucht, so vermutet es der Staatsanwalt (der TV berichtete). Denn ihr Freund, der heute als Zeuge geladen ist, soll sie mit dem 27-jährigen Opfer betrogen haben. Abgespielt hat sich das alles in einer psychiatrischen Einrichtung in der Südeifel. Die handelnden Personen sind oder waren alle Bewohner des Heimes.

Der Freund: Der Zeuge rutscht auf seinem Stuhl herum, wackelt mit dem rechten Fuß hin und her. Den Kopf hält der 23-Jährige gesenkt, die Hände im Schoß gefaltet, während er die Fragen der Richterin Schmitz beantwortet. Er lebe auf der Straße, sagt er, nehme wieder Drogen. Deshalb könne er sich nicht mehr so genau daran erinnern, was eigentlich passiert sein soll, an jenem Tag in der Einrichtung. Schmitz' Vernehmung weckt dann aber doch noch ein paar Erinnerungen - an den Streit der beiden Frauen, auch daran, dass sie aufeinander losgegangen sind, sich geschlagen und getreten haben. Wer angefangen hat, könne er nicht mehr sagen. Seine Erklärung für den Gedächtnisschwund: "Ich war auf BTM", Betäubungsmitteln. Ob er eine Ahnung habe, warum es zu dem Streit kam: "Konzentrieren Sie sich, BTM hin oder her!" "Nee", sagt er. Ob er denn tatsächlich etwas mit der 27-Jährigen hatte? Nur einmal, gibt er zu. Staatsanwalt und Verteidigung verzichten auf Fragen.

Die Ermittlerinnen: Auch die beiden Polizistinnen, die in Trier mit dem Fall betraut waren, hätten seinerzeit nicht viel mehr aus ihm herausbekommen können, sagen sie im Zeugenstand. Obwohl er zur Tatzeit zusammen mit Opfer und Angeklagter im selben Raum gewesen sei, sei er nicht in der Lage gewesen, ihnen zu schildern, was passiert war. Auch damals habe er angegeben, unter Drogeneinfluss zu stehen. Kurios: Vor Gericht erinnert er sich, dass ein weiterer Zeuge mit im Raum gewesen sei, bei seiner Aussage war er sich damals nicht sicher gewesen.

Die Verhandlung wird am Mittwoch, 9. November, um 9 Uhr fortgesetzt.

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