Raus aus dem Dorf - Rein in die Stadt - Bauboom in Bitburg

Bitburg · Wohnungen im Zentrum Bitburgs sind sehr beliebt. Das spiegelt sich auch in den steigenden Mieten. Experten glauben nicht, dass es in der Bierstadt so schnell ein Überangebot gibt.

 In Bitburg schießen die Mehrfamilienhäuser zurzeit wie Pilze aus dem Boden. Auf dem Foto zu sehen Häuser am Spittel (großes Foto), nahe dem Cascade (rechts) und am Pintenberg. TV-Fotos (3): Stefanie Glandien

In Bitburg schießen die Mehrfamilienhäuser zurzeit wie Pilze aus dem Boden. Auf dem Foto zu sehen Häuser am Spittel (großes Foto), nahe dem Cascade (rechts) und am Pintenberg. TV-Fotos (3): Stefanie Glandien

Foto: (e_bit )

Da steht ein Kran, hier dreht sich ein Betonmischer, dort wühlt ein Bagger: Gefühlt wird gerade an allen Ecken und Enden in Bitburg ein Haus hochgezogen. Entsteht in der Bierstadt vielleicht gerade eine große Immobilienblase, könnte man sich angesichts der regen Bautätigkeit fragen.

"Mitnichten", sagt Hubert Franzen von der Immobilien Franzen Alpha-Hausverwaltungs-GmbH in Bitburg. Das Gegenteil ist der Fall: "Nach wie vor gibt es eine große Nachfrage zulasten der kleinen Ortschaften." Will heißen: Die Menschen zieht es nach Bitburg - in die Stadt. Angenommen, eine alleinstehende Frau sucht eine Unterkunft, 70 Quadratmeter, in Bitburg. Auf einem entsprechenden Internetportal sind gerade mal elf freie Wohnungen aufgelistet. 70 Quadratmeter hat keine. Es gibt eine Wohnung mit rund 60 Quadratmetern oder welche ab 80 Quadratmetern aufwärts. Für ein solches Quartier müsste sie 720 Euro Kaltmiete bezahlen. Das Haus ist kernsaniert, die Wohnung hat eine Einbauküche, hochwertige Fliesen in Holzoptik.

Laut Franzen zahlt man für eine gut ausgestattete Wohnung als Erstbezieher derzeit 8,80 Euro den Quadratmeter. Im Altbau gibt es günstigere für 5,70 Euro ("gut ausgestattet") oder in schlichter Ausführung für 4,80 Euro. "Dann ist das aber sehr einfach."
Franzen, Berichterstatter für den Immobilienverband (IVD) West, hat zusammen mit der Immobilien-Abteilung der Volksbank Eifel die aktuellen Zahlen für die Kernstadt Bitburg ausgewertet. In allen Bereichen gibt es einen moderaten Anstieg. "Erfreulich aus Sicht der Investoren ist, dass sogar die Büromieten gestiegen sind", sagt er. So zahlen Mieter seit Anfang des Jahres für ein Büro in guter Lage 7,50 Euro pro Quadratmeter. 2016 war es noch ein Euro weniger. Konstant geblieben sind die Ladenmieten. Für eine große Ladenfläche (ab 100 Quadratmetern) muss der Mieter in guter Lage 11,50 Euro pro Quadratmeter zahlen. Abseits gelegen gibt es den schon für 8,50 Euro.

Am stärksten gebaut wurde im vergangenen Jahr in der Neuerburger Straße und in der Bahnhofsstraße. Vor allem Senioren, die von kleinen Orten in die Stadt ziehen wollen und Wert legen auf eine gute Infrastruktur und ärztliche Versorgung, fragen verstärkt Wohnungen nach, sagt Franzen.
"Wenn wir eine neuwertige Wohnung zu einem annehmbaren Preis anbieten, ist sie relativ schnell vermittelt", sagt er.

In Bitburg werden Wohnungen nicht nur gerne gemietet, sondern auch gekauft. Mehr als 50 Prozent der Käufer seien Kapitalanleger. Am besten laufen Unterkünfte mit einer Größe zwischen 50 und 90 Quadratmetern. "Die meisten Wohnungen sind heute barrierefrei. Wenn ein Haus mehr als vier Einheiten hat, ist meist ein Aufzug mit dabei", sagt der Experte.

Interessant: Gebrauchte Eigentumswohnungen sind fast gar nicht auf dem Markt zu bekommen. "Diejenigen, die eine Wohnung haben, behalten die, auch wenn sie ausziehen. Die Miete ist eine sichere Kapitalanlage, die noch Ertrag bringt. Im Augenblick mangelt es an Alternativen", sagt Hans-Jürgen Enders, Leiter der Immobilienberatung der Kreissparkasse Bitburg-Prüm. Auch in seiner Abteilung ist der Wohnungsmarkt fast leer gefegt. Neben den Kapitalanlegern gibt es die Käufer zwischen 50 und 60 Jahren, die sich schon jetzt einen Alterswohnsitz in der Innenstadt sichern wollen. Es gebe aber auch junge Leute, Doppelverdiener ohne Kinder, die sich, statt Miete zu zahlen, eine Wohnung kaufen.

Für eine Eigentumswohnung aus dem Bestand muss man zwischen 800 Euro (einfach) bis 2100 (sehr gut) pro Quadratmeter zahlen. Für eine Wohnung im Neubau zwischen 2400 und 3000 Euro.
Das teuerste Pflaster Bitburgs ist der Beda-Markt. Ansonsten ließe sich Bitburg nicht in "gute" oder "schlechte" Straßen einteilen, meint Franzen.

Wer selbst ein Eigenheim bauen möchte, muss für ein Grundstück zwischen 125 und 160 Euro für den Quadratmeter hinblättern. Für ein Mehrfamilienhaus zwischen 190 und 240 Euro. Im vergangenen Jahr waren es noch zehn Euro weniger für den Quadratmeter. Der Bauboom in der Bierstadt ist nach wie vor ungebrochen. "Es werden schon zum Teil Häuser abgerissen, damit Bauträger vernünftige Grundstücke bekommen", sagt Franzen.
Und welchen Rat gibt er Kapitalanlegern? "Auf jeden Fall nur in Stadtlage investieren." Es zähle nur eins: "Lage, Lage, Lage." Der Rat sei zwar alt, stimme aber immer noch. Und mit welcher Rendite kann ein Investor rechnen? "2,5 bis 3 Prozent sind drin", meint Franzen.PREISE IN TRIER UND BITBURG

Extra

Raus aus dem Dorf - Rein in die Stadt - Bauboom in Bitburg
Foto: (e_bit )
Raus aus dem Dorf - Rein in die Stadt - Bauboom in Bitburg
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Der Trend zur eigenen Wohnung in der Stadt ist ungebrochen. Wem die Infrastruktur in Bitburg reicht, der kann dort günstiger kaufen und wohnen als in Trier. Dort kostet je nach Ausstattung eine Wohnung im Neubau zwischen 3200 und 4000 Euro pro Quadratmeter. In Bitburg zahlt man zwischen 2350 und 3000 Euro. Dementsprechend variieren auch die Mieten. In Trier zahlen Mieter für eine Neubauwohnung mittlerer bis guter Ausstattung zwischen 9,50 und 10,50 Euro pro Quadratmeter, in Bitburg zwischen 7,50 bis 8,50 Euro (Werte aus 2016).

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