"Schließung der Schule in Speicher wäre ein Skandal"

Speicher · Dem Schulzentrum in Speicher läuft die Zeit davon. Die benötigten 51 Kinder zur Einrichtung einer Realschule plus haben sich bisher nicht angemeldet. Die Schulelternsprecherinnen der Grund-, Haupt- und Realschule haben zur derzeitigen Situation Stellung bezogen.

Speicher. Alexandra Marchant-Wincott, Margit Weyandt und Petra Roth sind Schulelternsprecherinnen der Grund-, Haupt- und Realschule in Speicher. In einer schriftlichen Stellungnahme haben sie sich zu der möglichen Schließung des Schulzentrums geäußert. Darin heißt es unter anderem: "Fortbestehen oder Schließung? Diese Frage stellt sich in diesen Tagen für das Schulzentrum Speicher." Wenn die Zahl von 51 Anmeldungen nicht erreicht werde, könne die Schule in Speicher nicht in eine Realschule plus umgewandelt werden, und es drohe die Schließung.
Deshalb habe sich die Verbandsgemeinde und der Schulzweckverband zu einem unkonventionellen Schritt entschlossen und eine Geldprämie von 500 Euro für alle neuen Fünftklässler in Aussicht gestellt (siehe auch Leserbriefe auf dieser Seite). Nicht um Elternentscheidungen zu "erkaufen", sondern um Schülern beim Übergang zur Klasse fünf alles zu ermöglichen, was zum erfolgreichen Lernen nötig sei. Als Kopfgeldprämie sei die Sache hochgekocht worden, als unmoralisch kritisiert. "Aber ist sie das wirklich? Wie viele Prämien in Form von Geld werden vom Staat bezahlt! Da gibt es Kindergeld, Erziehungsgeld, Elterngeld, Betreuungsgeld. Und wie soll man dann die dubiose Hochzeitsprämie bezeichnen, die den Verbandsgemeinden als ,Beschleuniger\' für die gewünschten Fusionen angeboten wurden?", fragen die Elternsprecherinnen.
Trend zu großen Einrichtungen


Sie sind der Meinung, dass schwierige Situationen auch unkonventionelle Mittel erlauben. Der Schülerschwund im Schulzentrum Speicher bestehe nicht erst im Augenblick. Er sei bereits seit 20 Jahren zu beobachten. "Wir halten die Schule in Speicher weiterhin für eine gute Schule mit einem kreativen, fleißigen Lehrerkollegium und guten pädagogischen Ideen und einer hervorragenden Ausstattung." Lehrer, Eltern und Kommunalpolitiker hätten mit aller Kraft und unter viel persönlichem Einsatz versucht, die Strukturprobleme zusammen mit den Schulpolitikern zu lösen. Das sei nicht gelungen. "Wir Vertreter der Elternschaft und Bürgerinitiative haben die Schule und die Lehrer in den vergangenen Jahren mit vielen Aktionen, Lernkonzepten und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Zu unserer großen Enttäuschung hat aber all unser Einsatz für die Schule nicht dazu geführt, dass die Anmeldezahl von 51 für das neue Schuljahr bis jetzt erreicht worden ist."
Die meisten Eltern melden ihre Kinder lieber in großen Schulzentren mit Gymnasium an; gegen diesen Trend sei kaum anzukommen. Hinzu komme, dass Speicher in einer Entfernung von 18 bis 25 Kilometern von fünf Schulzentren umgeben sei, die alle ein Abitur anbieten. So würden in Zukunft noch viel mehr Kinder durch die Landschaft gekarrt, um an riesigen Schulzentren wie Bitburg oder Schweich in zehn oder zwölf Eingangsklassen ihre Schullaufbahn fortzusetzen, befürchten die Sprecherinnen. Welchen Stress das bedeute und dass das nicht ohne Schaden ablaufen könne, sei vielen Eltern nicht bewusst. "In Speicher wird das Schulzentrum irgendwann leer stehen, nicht wegen fehlender pädagogischer Konzepte, sondern wegen verfehlter Schulpolitik." Das halten Alexandra Marchant-Wincott, Margit Weyandt und Petra Roth für einen echten Skandal. sn

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