Schlummerndes Kapital im Wald

NEUERBURG. Die Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg bringt ein weiteres Programm in Rahmen des Projekts 21 auf den Weg. Diesmal gilt es, Privatwälder durch nachhaltige Durchforstung aufzuwerten.

Wenn Kurt Rings aus seinem Bürofenster in der VG-Verwaltung Neuerburg schaut, sieht er den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das gibt ihm zusätzlichen Ansporn, das Programm "Eifel Wald und Holz Aktiv" weiter voranzutreiben. Der nahe gelegene Wald ist schlecht durchforstet - sozusagen totes Kapital - und birgt Gefahren. Das Waldprogramm ist ein Teil des Projekts 21, das vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium gefördert wird (der TV berichtete). Es geht darum, Kommunen nachhaltig für die Zukunft zu rüsten. Gemeinsam mit dem Waldbauverein Bitburg, dem Forstamt Neuerburg und der VG-Verwaltung Neuerburg sollen die Wälder nachhaltig durchforstet werden. In erster Linie gilt es, die Besitzer der Privatwälder für dieses Vorhaben zu gewinnen. Denn durch diverse Probleme kommt es gerade in diesem Bereich zu Verfehlungen, wie Rings weiß: "Zahlreiche Wälder sind in Besitz von Landwirten, die immer weniger Zeit haben, sich um ihren Bestand zu kümmern. Zudem gibt es Waldbesitzer, die zum Beispiel aus Köln oder Düsseldorf kommen und gar nicht so recht wissen, wo genau sich ihr Stück Wald befindet." Wenn die Wälder nicht richtig oder gar nicht durchforstet werden, kommt es zum Wildwuchs. "Die Bäume stehen zu dicht nebeneinander und bieten somit eine gute Angriffsfläche für Wind. Das kann Windbruch zur Folge haben", erklärt Elmar Franzen, Geschäftsführer des Waldbauvereins Bitburg. Außerdem sind Bäume in einem nicht durchforsteten Gebiet anfälliger für den Befall von Schädlingen. "Wenn man nicht nachhaltig die Wälder durchforstet, kann dies langfristig zu Schäden in der gesamten Landschaft führen", sagt Rings.Viel Potenzial, aber wenig wird genutzt

In einer Versammlung wurden Waldbesitzer angesprochen, sich dem Projekt anzuschließen. Durch Bündelung mehrerer angrenzender Privatwälder, die dann zusammen durchforstet werden, lassen sich die Kosten drücken. Außerdem kann Holz in größeren Mengen auch zu einem besseren Preis-Leistungsverhältnis verkauft werden. Und genau da liegt ein Wachstumsmarkt. Immer mehr Menschen nutzen den Werkstoff Holz, sei es um zu bauen oder zu heizen. Und in diesem wachsenden Markt hat die Eifel mit ihren zahlreichen Wäldern eine große Chance. "Die jährlich nutzbare Holzmenge liegt zwischen acht und zehn Kubikmeter je Hektar. Zur Zeit werden schätzungsweise rund zwei bis drei Kubikmeter genutzt", sagt Franzen. Kapital also, das ungenutzt bleibt. Im Idealfall entsteht eine Wertschöpfungskette: In der Region entwickeln sich mehr Holz verarbeitende Betriebe und schaffen somit neue Arbeitsplätze. "Der Kreis Bitburg ist eine Modellregion. Die hier entwickelten Mittel und Wege zur Bewirtschaftung des Waldes, können später für andere Regionen genutzt werden", sagt Franzen. Ob und wie man am besten den Wald aufforsten kann, wird vor Ort mit den Interessenten ausgearbeitet. Anschließend werden angrenzende Flächen zu so genannten Nutzungsblöcken zusammen gelegt, um Synergieeffekte zu erzielen. Sobald die nötigen Vollmachten erteilt wurden, kann das Unterfangen beginnen. "Wir wollen unsere Kulturlandschaft erhalten. Dieses Projekt gibt uns weiteres Werkzeug an die Hand", erklärt Rings. Vielleicht kann er dann bald auch wieder durch sein Fenster auf einen gut durchforsteten Wald blicken. Interessenten können sich an Elmar Franzen, Telefon 06561/ 964317, wenden.

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