Schnelles Internet für alle

Bitburg/Prüm · Eine schnelle Internetverbindung sollte heute so selbstverständlich wie eine Wasser- oder Stromleitung sein. Deshalb will der Eifelkreis Bitburg-Prüm bis Ende 2016 alle 235 Gemeinden ans Breitbandnetz angeschlossen haben. 4,1 Millionen Euro lässt er sich das Projekt kosten. Elf Gemeinden verfügen seit Anfang des Jahres über eine Grundversorgung, für 24 weitere hat der Kreis die Aufträge vergeben.

Bitburg/Prüm. "Die Weinsheimer Bürger sind sehr zufrieden", sagt Ortsbürgermeister Peter Mayer. Immerhin verfügen knapp drei Viertel der Haushalte im Ort über eine Internetverbindung mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Weinsheim mit den Ortsteilen Willwerath und Hermespand ist eine von elf Gemeinden, die Ende 2013/Anfang 2014 als Erste von der Breitbandinitiative im Eifelkreis Bitburg-Prüm profitiert hat. In Gondelsheim, sagt Mayer, solle noch in diesem Jahr eine Lösung per Funk über einen Turm in Büdesheim erfolgen.Bund und Land fördern Ausbau


Während die Einwohner in Weinsfeld gute Übertragungsraten haben, verfügen die Bürger andernorts über langsamere Internetverbindungen. Unterversorgt sind Gemeinden, in denen weniger als 95 Prozent der Haushalte keine zwei Mbit/s Geschwindigkeit beim Herunterladen von Daten haben. "Für diese können wir eine Förderung beantragen", erklärt Helmut Berscheid, Amtsleiter für Wirtschaftsförderung in der Kreisverwaltung. Dazu nutzt der Kreis das Förderprogramm "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" des Bundes, das ländliche Gebiete als Wirtschafts- und Wohnstandort attraktiv machen soll. Denn der Eifelkreis sei aufgrund der Grenzlage, der Siedlungsstruktur, der schwierigen Topografie und der Gemeindegrößen schwierig zu erschließen, sagt Berscheid.
Gestartet hat der Kreis sein Programm zum Breitbandausbau 2012 (der TV berichtete). "Wir hatten zwei Jahre lang nach einem Weg gesucht", berichtet Günter Gansen von der Wirtschaftsförderung. "Jetzt sind wir sehr effektiv unterwegs." Im ersten Schritt wurden die Gewerbestandorte angeschlossen. Auch die Größe der Gemeinden spiele eine Rolle, der Grad der Unterversorgung, aber auch günstige Ausgangsbedingungen wie vorhandene Leerrohre oder anstehender Straßenausbau.
Die Gemeinden werden über Glasfaser ans schnelle Internet angebunden; im Ort erfolgt die Versorgung über Kupferkabel. Da diese die Leistung dämpfen, nehme die Übertragungsrate mit zunehmender Entfernung ab. Weitere Anschlussstellen könnten die Geschwindigkeit jedoch erhöhen, erklärt Berscheid, so dass die derzeitige Lösung zukunftsfähig sei.
Der Breitbandausbau mache die Betriebe wettbewerbsfähig und sichere Arbeitsplätze, sagt Gansen. Die Projektkosten betragen zurzeit rund 11,8 Millionen Euro. Bund, Land und EU übernehmen 65 Prozent der Investitionskosten, rund 7,7 Millionen Euro. 35 Prozent, 4,1 Millionen Euro, trägt der Kreis. "Mit dem Ausbau wollen wir sicherstellen, dass alle Haushalte mindestens zwei Mbit/s haben", sagt Berscheid. "Wo wir ausbauen, sind wir absolut up to date. Wenn es möglich ist, wollen wir in den Orten eine Übertragungsrate von sechs Mbit/s erreichen."
Im Gewerbegebiet Weinsheim sei die Versorgung noch nicht optimal, sagt Ortsbürgermeister Mayer. Wie etwa bei der Firma Spezial-Technik Lichter. Das Unternehmen fertigt Einzelteile, Baugruppen und komplette Maschinen. "Normaler E-Mail-Verkehr geht mit unserer Lösung per Funk", sagt Inhaber Stefan Lichter. Doch umfangreiche Datenmengen von mehr als 100 Mbit für die Baupläne könnten nicht übermittelt werden. Dafür nutzt er die schnelle Verbindung bei sich zu Hause in Prüm.
Inzwischen wurde dem Kreis Fördergeld für weitere 24 Orte bewilligt. Der Beginn der Arbeiten vor Ort stehe unmittelbar bevor, sagt Gansen. Sie sollen spätestens Anfang 2015 abgeschlossen sein. Insgesamt seien 140 Gemeinden im Verfahren, davon 92 in der Ausschreibung. Ziel sei es, diese bis Ende 2015 anzuschließen. Für die wenigen Gemeinden, die bis dahin noch nicht versorgt sind, will der Kreis weitere Förderanträge stellen. Gansen: "Wir streben eine flächendeckende Versorgung an. Bis Ende 2016 sollen alle Gemeinde im Kreis angeschlossen sein."Meinung

Investition in die Zukunft
Was früher das Telefon war, ist heute das Internet. Ein schnelles Netz spielt heute eine große Rolle. Jeder will online sein. Und ohne schnelle Datenübertragung sind Betriebe nicht konkurrenzfähig. Doch anders wie damals bei den ersten Telefonanschlüssen sind die heutigen Anbieter keine staatlichen Unternehmen sondern private. Und dort, wo kleine Orte weit verstreut liegen wie etwa im Eifelkreis, wird kein Anbieter ein solches Netz verlegen. Da macht der Eifelkreis genau das Richtige und springt in die Bresche. Die vier Millionen Euro sind gut angelegt. Das sichert Arbeitsplätze und sorgt dafür, dass junge Menschen die Möglichkeit haben, in ihrer Heimat zu bleiben. m.schneiders@volksfreund.deExtra

Meckel ist eine der 24 Gemeinden, die in der nächsten Förderrunde schnelles Internet erhalten werden. Ortsbürgermeister Johannes Junk freut sich schon, dass es in seinem Ort bald losgeht. Die erste Frage beim Verkauf von Grundstücken sei: "Wie sieht es aus mit schnellem Internet?", sagt er. Zurzeit hätten rund 80 Prozent der Haushalte eine schlechte Verbindung. "Für den Privatgebrauch geht das", sagt Junk. Doch für die Betriebe und Landwirte im Ort sei es ein Problem. "Wenn ich zwei Fotos per E-Mail verschicke, wird\\'s eng. Drei Bilder gehen gar nicht weg." Nahe der Gemeinde sei im vergangenen Jahr ein Glasfaserkabel verlegt worden. "Das ist unsere große Chance", sagt Junk. "Wir hoffen, dass wir im September angeschlossen sind." mehiExtra

In der ersten Förderrunde haben die Haushalte in Weinsfeld, Arzfeld, Badem, Fließem, Echternacherbrück, Herforst, Sinspelt mit Nieder- und Obergeckler Ende 2013 schnelles Internet erhalten. Im Februar kamen St. Thomas und Gondenbrett hinzu. Im Bau ist zurzeit das Breitbandnetz in 24 Orten: Wettlingen, Stockem, Bettingen, Orenhofen, Rittersdorf, Sellerich, Prümzurlay, Niederweis, Kaschenbach, Lierfeld, Lünebach, Merlscheid, Winterspelt, Watzerath, Sefferweich, Gilzem, Eisenach, Meckel, Metterich, Dahnen, Ernzen, Preist sowie die Prümer Stadtteile Weinsfeld und Steinmehlen. mehi

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