So leicht wie Stein und Eisen

BITBURG/LÜNEBACH. Das internationale Bildhauer-Symposium an der Bitburger Eissporthalle (der TV berichtete) beginnt am Dienstag nach Pfingsten. Einer der Initiatoren ist der Lünebacher Künstler Christoph Mancke.

 Mancke für Speyer: Beim Schönecker Stahlbau-Unternehmen Görres entsteht derzeit diese Großskulptur des Bildhauers.Foto: Fritz-Peter Linden

Mancke für Speyer: Beim Schönecker Stahlbau-Unternehmen Görres entsteht derzeit diese Großskulptur des Bildhauers.Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: fritzpeter linden

Wie nähert man sich der Kunst? Vielleicht mit der "Dampfmaschin'"-Methode: Sich erst einmal dumm stellen. Gucken. Und schweigen. Das ist gar nicht so einfach: Man denke nur an all die "ästhetisch durchgeglühten" (Wilhelm Busch) Bescheidwisser, denen vor jedem Kunstwerk prompt die gelehrtesten Sentenzen aus dem Gesicht rieseln Christoph Manckes Skulpturen laden nicht zum Labern ein. Nur wenn man sich in Ruhe auf sie einlässt, kommen einem die ersten Wörter in den Sinn: Spröde, schwer, kühl, vielleicht sogar abweisend. Aber auch: leicht, ruhig, elegant, erhaben. So oder so - wer die Gedanken spielen lässt, kommt bei Mancke immer zu Ergebnissen. Spannende Balance

Die Arbeiten des 1953 in Schönecken geborenen Mancke geben Plätzen ein Zentrum oder einen Fluchtpunkt, sie steigen schlank in mutige Höhen auf oder lehnen sich mit zarter Gewalt auf Betonmauern. Der Künstler erzeugt eine spannende Balance: aus Gewicht und Gegengewicht, aus dem Zusammenspiel von schwerem Material, nahezu zierlicher Formgebung und dem stets spürbaren Element des Kippen-Könnens. Fallen, Stürzen, Scheitern - "Das ist ja auch Symbol für das Menschsein im weitesten Sinn", sagt Mancke. Dennoch sind seine Skulpturen mehr als ab-strahierte Abbildungen der menschlichen Gestalt. Diese sei zwar als "archetypisches Urbild" immer vorhanden, dürfe aber nicht den Blick beschränken. Um derartige Eingrenzungen zu vermeiden, verzichtet er oft darauf, seinen Werken Titel zu geben: "Wenn ich eine Skulptur aufstelle und nenne sie ,Stehende', dann sind die Leute zufrieden. Dadurch, dass man ein Ding bezeichnet, ist man beruhigt, steckt es in eine Schublade und ist damit fertig." Und genau das soll eben nicht passieren. Manckes Skulpturen findet man in vielen deutschen Städten. Auch im kanadischen Winnipeg waren mehrfach Werke des Lünebachers zu sehen, allerdings nur für kurze Zeit: Die Skulpturen waren aus dem Eis geschnitten. Ein dauerhaftes Stück steht vor dem Gebäude der thüringischen Landesregierung in Erfurt. Elf Meter hoch, 6,5 Tonnen schwer. Auch dieses Stahl-Werk trägt keinen Titel. Dafür fanden die Erfurter einen Namen: "Beamtenschleuder". "Find' ich gut", sagt Mancke. Einer seiner aktuellen Aufträge ist ein begehbares Bodenrelief für den Trierer Kornmarkt. Das Material: Granit aus Vietnam. Einen Monat lang hat Mancke die Blöcke vor Ort bearbeitet, zusammen mit 30 vietnamesischen Stein-Werkern, nach traditioneller Methode und völlig ohne Maschinen. "Eine tolle Erfahrung", sagt er. Für die Landesversicherungsanstalt in Speyer entsteht zurzeit eine weitere Großskulptur. Mancke gewann den Auftrag in einem Wettbewerb. Neben vielen weiteren Auszeichnungen erhielt er vor drei Jahren den Art Innovation-Preis der Stadt Bremen. Jetzt also das Symposium in Bitburg: Acht Künstler aus fünf Nationen werden hinter der Eishalle die roten Sandstein-Blöcke bearbeiten, die Resultate sollen am Nimstal-Radweg aufgestellt werden.

Zuschauer sind ausdrücklich erwünscht. Christoph Mancke: "Die Leute können mit den Bildhauern über deren Arbeit sprechen. Und sie können Tag für Tag erleben, wie sich die Kunstwerke entwickeln. " Internet: www.mancke.de

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