Solarpark soll Geld in die Kasse spülen

Utscheid · Dort, wo sich bis vor einigen Wochen noch die Brachflächen einer stillgelegten Ziegelei befunden haben, glitzern seit kurzem 10 626 Photovoltaikmodule in der Sonne: Am heutigen Samstag wird der Solarpark in Utscheid eingeweiht. Fünf Millionen hat der 500-Einwohner-Ort im Neuerburger Land investiert und hofft nun auf einen jährlichen Gewinn von bis zu 25 000 Euro.

 Pünktlich ans Netz gegangen ist die 4,7 Hektar große Solaranlage auf dem Gelände der alten Ziegelei in Utscheid. Am heutigen Samstag wird sie eingeweiht. Foto: Copcon GmbH

Pünktlich ans Netz gegangen ist die 4,7 Hektar große Solaranlage auf dem Gelände der alten Ziegelei in Utscheid. Am heutigen Samstag wird sie eingeweiht. Foto: Copcon GmbH

Utscheid. Ein Gedanke hat Alexander Stellmes aus Utscheid lange Zeit schlecht schlafen lassen: "Ich will nicht als der Bürgermeister in die Geschichte eingehen, der die Gemeinde in den Ruin getrieben hat", sagte der Ortsbürgermeister Ende Januar dem TV. Bedenken, die Stellmes heute nicht mehr hat, obwohl seine Gedanken immer noch fast ausschließlich um das Projekt kreisen, das am heutigen Samstag um 10 Uhr offiziell eingeweiht wird: den Solarpark auf dem Gelände der alten Ziegelei im Utscheider Ortsteil Neuhaus, der Ende August ans Netz ging. Einen Fünf-Millionen-Euro-Kredit hat die 500-Einwohner-Gemeinde im Neuerburger Land aufgenommen, um die 4,7 Hektar große Anlage mit den 10 626 Modulen, die 2,3 Megawatt Strom erzeugen sollen, auf eigene Faust zu finanzieren. Viel Geld für einen Ort, der seit über einem Jahrzehnt keinen ausgeglichenen Haushalt aufweisen kann. "Da gab es schon einige in der Gemeinde, die gesagt haben: ,Wir haben doch ohnehin schon Schulden, jetzt kommen noch einmal fünf Millionen drauf\'", sagt Stellmes.
Und doch haben sich der Orts-chef und sein Gemeinderat vor einem Jahr dazu entschieden, das millionenschwere Projekt anzugehen: "Wir waren von Anfang an überzeugt, dass sich das rentiert."
Gemeinsam mit dem Kämmerer der Neuerburger Verbandsgemeindeverwaltung und einer Beratungsgesellschaft aus Bayern wurde das Vorhaben immer und immer wieder durchgerechnet: Ausgaben für den Kauf des Grundstücks sowie den Abriss des alten Gebäudes, das seit gut 25 Jahren brach liegt, wurden ebenso berücksichtigt wie die Kosten für Wartung, Reparatur und Pflege der Anlage. Nach dem Abzug aller Verbindlichkeiten bleiben nach den Berechnungen immer noch jährlich 20 000 bis 25 000 Euro für den Ort übrig.
Dass Utscheid mit diesen Einnahmen fest rechnen kann, liegt an der auf 20 Jahre festgeschriebenen Einspeisevergütung von 22 Cent pro Kilowattstunde für Solaranlagen, die auf Konversionsflächen gebaut werden. Hier allerdings musste Ortschef Stellmes lange zittern: Erst eine Woche, bevor die Anlage ans Netz ging, wurde das Gelände der alten Ziegelei offiziell als eine solche Konversionsfläche anerkannt. Gerade noch rechtzeitig. Seitdem kann Stellmes durchatmen: "Die Anlage läuft, und sie läuft sogar ein wenig besser als geplant."
Davon können sich am heutigen Samstag ab 10 Uhr auch alle Interessierten überzeugen: Bis 17 Uhr kann der Solarpark in Utscheid besichtigt werden.Meinung

Es lohnt sich
Eine verschuldete Gemeinde begibt sich freiwillig noch tiefer in die roten Zahlen und investiert 10 000 Euro pro Einwohner. So leichtsinnig das klingt: Im Falle des Utscheider Solarparks lohnt es sich. Denn die Erträge aus dem Betrieb der Anlage sind staatlich garantiert und deshalb risikoarm. Und sie sind deutlich höher, als wenn der Ort die Fläche an einen externen Investor verpachtet hätte. Viel Spielraum zur Erschließung neuer Einnahmequellen haben die Gemeinden nicht. Utscheid hat die sich ihr bietende Chance ergriffen. n.ebner@volksfreund.de Neben der Anlage in Utscheid sind im Eifelkreis bereits die Solarparks in Olmscheid (Größe: 13 Hektar; Leistung: 4,2 Megawatt), Bitburg-Irsch (14,6 Hektar; 4 Megawatt), Brimingen (5 Hektar; 1,6 Megawatt), Idenheim (8 Hektar; 2 Megawatt), Badem (8 Hektar; 2,6 Megawatt), Rommersheim (7 Hektar; 2 Megawatt), Beilingen (7,8 Hektar; 2,5 Megawatt), Herforst (3 Hektar; 1 Megawatt), Preist (6,7 Hektar; 2 Megawatt) und Spangdahlem (8 Hektar; 2,7 Megawatt) am Netz. Darüber hinaus sind weitere Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Arzfeld (4,5 Hektar; 1,5 Megawatt), Bettingen (11 Hektar; 3,5 Megawatt), Auw bei Prüm (2,7 Hektar; 1 Megawatt), Feuerscheid (8 Hektar; 2,5 Megawatt) sowie auf dem Bitburger Flugplatz (8,7 Hektar; 3 Megawatt) geplant. neb

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