Sparen auf Teufel komm’ raus

HELENENBERG. Das zwischen Trier und Bitburg gelegene Jugendhilfezentrum Helenenberg steckt in finanziellen Nöten: Fürs kommende Haushaltsjahr fehlt der von einem katholischen Orden geleiteten Einrichtung eine halbe Million Euro. Entlassungen schließt die Ordensleitung nicht aus.

 In finanziellen Nöten: das Jugendhilfezentrum Helenenberg. Foto: Roland Grün

In finanziellen Nöten: das Jugendhilfezentrum Helenenberg. Foto: Roland Grün

Seit die 174 Beschäftigten vor einigen Tagen in einer Mitarbeiterversammlung die unfrohe Botschaft erfahren haben, ist die Stimmung auf dem Helenenberg gedrückt. "Hier hat jetzt jeder Angst um seinen Job", sagt ein Angestellter. "Alle sind verunsichert", meint ein anderer. Die schlechte Nachricht: Der vor 80 Jahren von den Salesianern Don Bosco, einer katholischen Ordensgemeinschaft, übernommenen Jugendhilfeeinrichtung fehlt Geld. "Zwischen 400 000 und 500 000 Euro fürs kommende Haushaltsjahr", konkretisiert Pater Franz-Ulrich Otto, Provinzialvikar und damit eine Art Vize-Chef der deutschen Salesianer. Die nach dem italienischen Priester und Erzieher Don Bosco (1815 bis 1888) benannte Ordensgemeinschaft betreibt bundesweit 35 Jugendhilfe-Häuser. Und gerade in diesem Bereich werde derzeit kräftig gespart. "Die Jugendämter überlegen doch heute drei Mal, ob sie für einen Jugendlichen mit Problemen eine Maßnahme anordnen", sagt Pater Otto. Wenn einer Einrichtung von den Jugendämtern weniger Jugendliche zugewiesen werden, sinkt die Belegungsquote, fehlen damit Einnahmen. Mit einer Belegungsquote von durchschnittlich 115 Jugendlichen hat der Helenenberg laut Otto in diesem Jahr gerechnet, 108 Jugendliche werden es am Jahresende aber nur sein. "Das bedeutet für uns ein paar 100 000 Euro Defizit", sagt der Ordensmann. Geld, das nun auf der Ausgabenseite eingespart werden müsse. Die ursprüngliche Idee: Die Mitarbeiter verzichten "freiwillig" auf die Hälfte ihres Weihnachtsgelds. Rund 250 000 Euro hätte das laut Pater Otto gebracht, sei aber "aus rechtlichen Gründen" wieder vom Tisch. Jetzt suchten die Beschäftigten selbst nach neuen, kreativen Konzepten, um die Helenenberg-Belegungsquote zu verbessern. Der Provinzialrat ist allerdings skeptisch, dass damit allein ausreichend Geld in die Kassen gespült werden kann. Betriebsbedingte Kündigungen seien daher nicht auszuschließen, sagt der Ordensmann. Zwischen drei und fünf Stellen könnten betroffen sein. "Konkretes wird sich in den nächsten Wochen entscheiden." Kritik äußert der Salesianer-Obere in diesem Zusammenhang am Finanzgebaren der öffentlichen Hand: "Die sparen auf Teufel komm' raus." Junge Menschen hätten in Deutschland derzeit keine politische Lobby. "Da entscheiden jetzt Finanzleute über Jugendhilfe-Maßnahmen - das ist verheerend", sagt Pater Otto, der glaubt, dass die späteren "Reparaturkosten" deutlich höher sein werden als das Einsparvolumen. Damit freilich ist den momentan um ihren Job bangenden Helenenberg-Mitarbeitern nicht geholfen. Immerhin: Das einst von Franziskanern betreute Waisenhaus des Bistums ist laut Otto "im Moment nicht von der Schließung bedroht". In Berlin-Wannsee hatten die Salesianer erst vor wenigen Monaten eine Don-Bosco-Jugendhilfe-Einrichtung dicht gemacht - nach 60 Jahren. Der Grund: drastische Sparmaßnahmen der öffentlichen Stellen.

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