Stall trifft Einkaufspalast - Kann die Bitburger Bauernmarkthalle trotz Bit-Galerie überleben?

Bitburg · Sollte die Bit-Galerie 2018 gebaut werden, ist mit der Bauernmarkthalle erst mal Schluss. Doch vielleicht geht es ja in der Galerie weiter.

Bitburg Alles ist ein bisschen improvisiert. Ausrangierte Kneipenmöbel stehen in der Mitte der Halle. Hier und da bunte Sonnenschirme dazwischen. An den Tischen haben es sich ein paar Herrschaften gemütlich gemacht. Die meisten kommen jede Woche. Man kennt sich, trifft sich - und Eier, Gemüse, Obst, Honig, Wein, Fisch und selbst gemachten Kuchen oder Nudeln gibt es natürlich auch.
Was vor mehr als zehn Jahren als Experiment in einer alten, leer stehenden Halle begann, ist längst eine Institution. 13 Händler bieten in der Bauernmarkthalle freitags und samstags ihre Produkte an. "So 1000 Kunden haben wir über die zwei Tage", sagt Marktleiter Christof Lausberg, der in Niederstedem einen Geflügelhof betreibt und hinter seiner Kühltheke über Haltung und Fütterung der Tiere informiert, wenn das ein Kunde wünscht. "Hier gibt es keine Berührungsängste", sagt Lausberg. Die meisten Kunden werden mit Namen begrüßt. Der Marktleiter ist überzeugt: "Das Einfache hier ist das, was es ausmacht." Damit könnte nächstes Jahr Schluss sein.
Genau auf dem Gelände, auf dem die Bauernmarkthalle steht, wird die Bit-Galerie geplant - ein Einkaufszentrum mit rund 7000 Quadratmetern Verkaufsfläche für Mieter wie H&M und Drogerie Müller, und im Dachgeschoss sollen ein Kino und ein Fitnessstudio einziehen (der TV berichtete). Geht es nach den Projektplanern Stefan Kutscheid und Christian Schenk von der Bit-Galerie GmbH & Co KG sollen die Bauarbeiten 2018 beginnen. Ihr Wunsch: im Erdgeschoss der Galerie zum Beda-Platz hin eine Markthalle für regionale Produkte zu schaffen. "Das ist für mich das Herzstück der Galerie", sagt Kutscheid. Die Idee liegt nahe. Könnten so doch die Direktvermarkter, die mit Beginn der Bauarbeiten ihre Halle verlieren, einfach in die Galerie ziehen. Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht.
"Für uns ist erst mal wichtig, dass wir ein Übergangsquartier finden", sagt Lausberg. Noch ist offen, wo. Die Idee mit der Markthalle findet Lausberg grundsätzlich sehr gut: "Wir stehen da in Gesprächen, aber da sind noch viele Details unklar."
Eins dieser Details: Die Direktvermarkter können nicht sechs Tage die Woche selbst hinter der Ladentheke stehen. "Wir betreiben ja unsere Höfe", sagt Helene Feinen aus Metterich an ihrem Eier- und Nudelstand. Was sie sorgt: "Die Miete in so einer Galerie darf für uns nicht zu teuer sein." Würde jemand ihre Eier sechs Tage die Woche verkaufen und die Kosten, die sie zu tragen hätte, seien überschaubar, dann könnte das etwas sein, was für sie passt. So sehen es auch ihre Kollegen. Ihre Produkte würden die Direktvermarkter gerne in einer Markthalle anbieten, wenn sie nicht selbst jeden Tag dort stehen müssen und der Preis stimmt.
Stammgäste wie Agnes und Ernst Pitsch aus Binsfeld wären froh, wenn die Direktvermarkter in der Galerie eine Zukunft hätten: "Das wäre schon ein Verlust, wenn es die Bauernmarkthalle nicht mehr gäbe." Für sie kommt es darauf an, wie so eine Markthalle gestaltet wird: "Das Persönliche, was es hier gibt, darf nicht verloren gehen."
Galerie-Planer Kutscheid könnte sich eine Gestaltung mit Holz, Steinböden, großen Deckenleuchten vorstellen. "Denkbar ist zum Beispiel, dass die Galerie-Betreiber den Verkauf über sechs Tage die Woche übernehmen und dafür Personal einstellen. Samstags könnten auch zusätzliche Standflächen vermietet werden und vieles mehr." Doch für solche Details sei es noch zu früh. Zunächst geht es für ihn darum, Baurecht zu bekommen - Ende des Jahres soll es so weit sein.
Was ist Ihre Meinung zur Idee einer Markthalle? Würden Sie dort einkaufen? Oder ist das Ihrer Ansicht nach ein überflüssiges Angebot? Schreiben Sie uns in wenigen Sätzen an eifel@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).
KommentarMeinung

Idee mit Charme
Einkaufszentren mit dem üblichen Sortiment großer Filialisten gibt es viele. Beispiele davon stehen in Trier oder Wittlich. Doch wirklich was los ist in diesen Galerien meist nicht. Irgendwie haben sie mit dem Dauerangebot im Internet ihren Reiz verloren. Das, was in Bitburg geplant wird, ist aber anders. Eine Galerie mit Markthalle, in der es Kartoffeln oder einen Salat frisch vom Feld gibt und man sich auch mal zum Mittagstisch mit regionaler Küche trifft, könnte zum Marktplatz werden - und ein Gewinn für die Direktvermarkter, ihre Kunden, die Stadt und die Betreiber der Galerie. Da sollte eine Einigung möglich sein! d.schommer@volksfreund.de

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