ENERGIE Strom aus Wasserkraft: Klimawandel forciert den Ausbau

MECKEL/BITBURG · Der Klimawandel und seine spürbaren Auswirkungen im Jahr 2018 forcieren die Stromerzeugung aus Wasserkraft. Darüber waren sich die Teilnehmer einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Rheinland-Pfalz und Saar (AWK) im Gasthaus Herrig in Meckel, nahe Bitburg in der Eifel, einig.

 „Wir müssen die Wasserkraft voranbringen“: Thomas Griese, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, setzt auf diese Form der Energieerzeugung.

„Wir müssen die Wasserkraft voranbringen“: Thomas Griese, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, setzt auf diese Form der Energieerzeugung.

Foto: tv/Rudolf HOESER

„Es ist ein grundlegender Wandel in der Politik erkennbar. Der Stellenwert der Stromerzeugung durch Wasserkraft gewinnt an Bedeutung“, resümierte Richard Keil, Vorsitzender der AWK. Die Arbeitsgemeinschaft zählt rund 130 Mitglieder, die um die 250 Wasserkraftanlagen im Bereich der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland sowie an der Sieg betreiben.

„Wir leisten einen entscheidenden Beitrag zur Sicherstellung der Grundlast. Jede Kilowattstunde, die wir nicht mit Wasserkraft produzieren, wird im unsicheren Atommeiler im französischen Cattenom erzeugt“, sagte Keil weiter. Er sieht noch viel ungenutztes Potential. Kraftwerksbetreiber, Politik und Genehmigungsbehörden zeigten Einigkeit in der grundsätzlichen Bewertung: Die Wasserkraft gewinnt vor dem Hintergrund des Klimawandels an Bedeutung.

„Wir müssen die Wasserkraft voranbringen. Sie ist eine wichtige erneuerbare Energiequelle. Wir müssen dies aber auch in Einklang mit den Naturschutz- und Ökologieanforderungen bringen und alle Faktoren und Belange berücksichtigen. Unsere Prüfungs- und Genehmigungsverfahren dauern den Betreibern von Wasserkraftanlagen oftmals zu lange. Am Ende nutzt aber eine schnelle Genehmigung den Betreibern nichts, wenn sie vor Gericht wieder kassiert wird“, erläuterte Thomas Griese, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten.

Er verwies auf die hohe Förderung von Wasserkraft von 85 Prozent, die das Land zahlt. „Es wird vor dem Hintergrund des Klimawandels für alle erneuerbaren Energiequellen, also auch für die Wasserkraft, einen Schub geben. Die Einsicht, dass wir eine dramatische Klimaänderung haben, setzt sich durch“, sagte Griese weiter.

Gleichwohl steht seine Behörde bei vielen Wasserkraftlern in der Kritik. Insbesondere wenn es um die Wiedererteilung von Genehmigungen für bestehende Anlagen geht. „Zu kompliziert und zu hohe Auflagen“, schreiben die Kritiker dem Ministerium ins Stammbuch.

„Wir brauchen vereinfachte Genehmigungsverfahren“, forderte Richard Keil.  Alexander Mohr aus Mayen unterstrich diese Aussage: „Es wird uns nahezu unmöglich gemacht, die Anlagen wirtschaftlich zu betreiben. Ich habe schon mehr als 300 000 Euro für Gutachten ausgeben müssen. Da scheint alles in Ordnung zu sein, und plötzlich werden Genehmigungen doch versagt. Als Begründung werden dann schwankende Wasserstände und zu geringe Restwassermengen angeführt. Wir Wasserkraftler werden mürbe gemacht.“

Nun wollen Kraftwerksbetreiber und Genehmigungsbehörde aufeinander zugehen. „Die Wasserkraft hat heute hier eine Chance bekommen“, sagte Keil.

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