Tollkühne Piloten in Seifenkisten - In Plascheid treten Porsche gegen Traktoren an

Plascheid · In Plascheid findet ein eher außergewöhnliches Familienfest statt. Zum achten Mal wird am Samstag, 6. Juni, in der kleinen Gemeinde ein Seifenkistenrennen veranstaltet. Das ganze Dorf ist bereits in heller Aufregung und bereitet sich akribisch auf den Renntag vor, inklusive Fahrerlager und Boxengasse.

 Sven Becker kann den 6. Juni kaum erwarten. Der Vorsitzende des Vereins "Ploscheder Bieren a Bungen" ist nicht nur Veranstalter des Seifenkistenrennens, sondern greift auch aktiv in das Renngeschehen ein. TV-Foto: Jörg Rossler

Sven Becker kann den 6. Juni kaum erwarten. Der Vorsitzende des Vereins "Ploscheder Bieren a Bungen" ist nicht nur Veranstalter des Seifenkistenrennens, sondern greift auch aktiv in das Renngeschehen ein. TV-Foto: Jörg Rossler

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Plascheid. Wenn aus dem Brunnenweg eine Rennstrecke wird, dann weiß jeder Plascheider: "Es ist wieder so weit." Einmal im Jahr treten im kleinen Ort in der Verbandsgemeinde Südeifel die Rennfahrer an, um den schnellsten Fahrer aus ihren Reihen zu finden. Dann trifft Porsche auf Trabant oder Feuerwehrwagen auf Formel-1-Boliden. Und dies alles ohne dröhnende Motoren oder Benzingeruch in der Luft. Denn in Plascheid hat man sich der ökologischen Variante des "Motor"-Sports verschrieben.
An den Start gehen am Samstag, 6. Juni, ausschließlich Seifenkisten und dies in den tollsten Varianten, wie Petra Ziewers betont. Die Schriftführerin des Vereins "Ploscheder Bieren a Bungen" kann viel über das Rennen berichten. Aber auch der erste Vorsitzende des Vereins, Sven Becker, hat so seine Erfahrungen mit dem Seifenkistensport vor der Haustür gemacht.
Der gelernte Zweiradmechaniker erzählt von den Tücken der Strecke. "Wir haben hier eine leichte Kurve drin. Wer die Strecke zum ersten Mal fährt, der wird diese meist nicht voll fahren, sondern immer mit angezogener Handbremse", erklärt Becker und lacht. Denn nicht nur er weiß, dass diese Scheu sich nach den ersten Probeläufen schnell gelegt hat. Und schnell müssen sie ja sein, jene tollkühnen Piloten mit ihren Seifenkisten auf der Jagd nach der schnellsten Zeit. Egal ob als Traktor verkleidet oder als Flugzeug, entscheidend ist, was auf der Rampe und den darauffolgenden rund 300 Metern passiert.Gebremst wird hinterm Strich



Um teilnehmen zu können, gibt es zwei Dinge, die jede Seifenkiste haben muss: "Das sind funktionierende Lenkung und Bremsen", erklärt Schriftführerin Petra Ziewers. Grade die Bremsen würden im Schlussspurt benötigt. Denn die schnellsten Fahrer könnten schon mit 40 Stundenkilometern die Ziellinie überfahren, berichten Ziewers und Becker unisono.
"Gebremst wird erst hinterm Strich", sagt Becker und lacht. Gefragt war nach dem Geheimnis, wie man die rund 300 Meter lange Strecke schneller als die anderen bewältigen kann. Für Becker gibt es da kein Geheimnis. Im Laufe der Jahre hat er unterschiedliche Herangehensweisen bei den verschiedenen Teams ausgemacht. Die einen würden auf eine gute Gewichtsverteilung setzen, andere probierten es mit schmalen Reifen, wieder andere mit der Größe der Reifen. Aber einen Königsweg habe er noch nicht gefunden. Sowieso stehe hier neben dem sportlichen Wettkampf der Zusammenhalt im Vordergrund.
Das fängt laut Schriftführerin bereits beim Aufbau an. Der ganze Ort sei auf den Beinen, um zu helfen, wenn am Mittwoch vor dem 6. Juni, die Arbeiten an der Strecke beginnen. Reifenstapel werden aufgebaut, die Strecke wird vermessen und präpariert Boxengasse und Fahrerlager werden eingerichtet.
Los geht es dann am Samstag, 6. Juni, mit den Wertungsläufen ab 13 Uhr. Am Vormittag ist Zeit zur Anmeldung und der technischen Abnahme sowie zu ersten Trainingsläufen.
Das Seifenkistenrennen in Plascheid wird in diesem Jahr zum achten Mal über die Bühne gehen. Für Petra Ziewers und Sven Becker und die restlichen Einwohner von Plascheid ist das Rennen vor allem ein großes Familienfest für Jung und Alt und genau als dieses wurde es auch geplant.Extra

Bisher haben sich 27 Teams zum achten Seifenkistenrennen in Plascheid angemeldet. Während der große Teil der Teilnehmer aus der Region stammt, gibt es auch immer wieder Teams, die von weiter anreisen, um an diesem Rennen teilzunehmen. Immer wieder kämen Teams aus Köln, dem nahen Luxemburg und sogar aus Karlsruhe nach Plascheid, erklärt Sven Becker, der erste Vorsitzende des ausrichtenden Vereins Ploscheder Bieren a Bungen. Der Name des Vereins stammt aus einem alten Lied, das in Plascheid gerne beim Burgbrennen gesungen wird und bedeutet so viel wie Plascheider Birnen und Bonbons. Gestartet wird in drei Kategorien: Einsitzer Jugend, Einsitzer und Wilde Klasse, das sind die Zweisitzer. Außerdem gibt es eine Sonderwertung "hottest car": Im Laufe des Tages wählt eine Jury das schönste Auto aus. jör

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