Karlshausen. Von wegen, Fastnachtsumzüge gibt es nur im Winter. In Karlshausen zieht am 3. August - also mitten im Sommer - der einzige Umzug in der Umgebung durch das Dorf. Ob das Zuschauer anzieht? Na klar, weiß Guido Hontheim vom Karnevalsverein (KV) Islek Karlshausen. "Unser Wirt war beim ersten Mal total überrascht. Er hat gesagt, so viele Leute hätte er seit den 1950ern nicht mehr hier gesehen." Um die 2000 Besucher tummelten sich beim ersten Umzug 2011 im Dorf. "Obwohl es 2012 in Strömen geregnet hat, waren sehr viele Leute da", sagt Hontheim.
Der Umzug: In diesem Jahr kommen rund 30 Gruppen mit 20 Wagen. "Eine Gruppe kommt schon zum dritten Mal aus der Nähe von Freiburg nach Karlshausen - nur für den Umzug", sagt Tanja Dichter vom KV. Außerdem seien Gruppen aus dem Umkreis, aber auch aus Luxemburg und Bleialf dabei.
Der Zug startet an der Schule und führt bis zur Tankstelle und zum Sportplatz. Nach dem Zug gibt es eine große Party im Festzelt am Sportplatz. In diesem Jahr erstmals mit einer Cocktailbar. Der KV Islek selbst geht beim Umzug sehr zum Bedauern der Mitglieder nicht selbst mit. "Wir müssen organisieren und hinter der Theke arbeiten", erklärt Vereinsmitglied Daniel Lutgen.

Die Idee: "Wir haben das in Kruchten gesehen, das hat uns super gefallen", sagt Hontheim. Außerdem müsse man sich nicht so dick anziehen. Und die Mädels müssten sich nicht mehr beschweren, weil sie dicke Strumpfhosen tragen müssen, sagt Lutgen schmunzelnd.

Der Verein: Den KV Islek gibt es seit 1997 inoffiziell. Als Verein haben sich die Dorfbewohner 2007 formiert. Rund 40 Mitglieder sind dabei. Das Besondere: Der Verein ist jung. Alle sind zwischen 20 und 35 Jahre alt. Außerdem kümmern sich die Jecken nur um den Sommerumzug und gehen selbst an Karneval in sieben anderen Umzügen mit. "Am verrücktesten ist die Fahrt nach Esch-sur Alzette in Luxemburg. Da sind wir jeweils drei Stunden hin und zurück unterwegs", sagt Hontheim lachend. Eine Kappensitzung gebe es im Dorf auch, so Hontheim, die wird jedoch von der Vereinsgemeinschaft des Dorfes ausgerichtet, zu der Sportverein, Feuerwehr und Möhnen gehören. "Wir haben eine gute Dorfgemeinschaft, da machen alle mit", sagt er.
Trotzdem ist der KV aktiv. Jedes Jahr gestalten die Jecken einen neuen aufwendigen Wagen. So sind sie bereits als griechische Götter, zum Thema Hardrock Café, Super Mario oder Pippi Langstrumpf im Zug mitgegangen. "Am meisten sind wir mit dem U96-Thema aufgefallen. Das U-Boot und unsere Uniformen waren einfach ungewöhnlich", sagt Lutgen.
Gebaut werden die Wagen in der sogenannten Karnevalsscheune, die der Vater eines Mitglieds den Jecken vor 11 Jahren zur Verfügung gestellt hat. Und dort wird auch im Moment gewerkelt. Für den Eingangsbereich ins Festzelt am Samstag. Der wird aus Holzbalken gezimmert und anschließend mit einer Plane überzogen. Ihren dort geparkten Wagen verleihen die Karnevalisten an einen anderen Teilnehmer des Umzugs.
Ihr Wunsch für den Umzug: "Wir wünschen uns gutes Wetter und gut gelaunte Besucher." MRA