Und nach dem Abitur nach Spanien

Bitburg/Fließem · 58 Porträtbilder und kurze Texte umfasst der Bildband "Jugend in der Eifel", den die Bitburger Fotografin Bettina Bartzen kürzlich veröffentlicht hat. Der TV stellt in loser Folge die Porträts der Jugendlichen vor, die in dem Bildband erklären, was ihnen an der Eifel gefällt und wie sie in der ländlichen Region leben.

 Lebt seit sechs Jahren in der Eifel: Jil Eiffes aus Fließem. TV-Foto: Bettina Bartzen

Lebt seit sechs Jahren in der Eifel: Jil Eiffes aus Fließem. TV-Foto: Bettina Bartzen

Bitburg/Fließem. Junge Menschen aus der Eifel lieben ihre Heimat: Diese zentrale Erkenntnis aus einer Studie des Trierer Soziologen Professor Waldemar Vogelgesang war Ausgangspunkt für ein Buchprojekt der freien Fotografin und TV-Mitarbeiterin Bettina Bartzen. Zwei Jahre lang hat sie an ihrem großen Fotoband "Jugend in der Eifel" gearbeitet und damit der wissenschaftlichen Arbeit ein Gesicht - oder besser: 58 Gesichter - gegeben. Heute stellt der TV die 17-jährige Jil Eiffes aus Fließem, einem 685 Einwohner zählenden Ort in der Verbandsgemeinde Bitburg-Land, vor. Im Folgenden die Worte von Jil Eiffes über ihr Leben als Jugendliche in der ländlich geprägten Eifel:

"Bis zu meinem elften Lebensjahr bin ich in Echternach/Luxemburg aufgewachsen. Da mein Vater Künstler ist, brauchten wir ein größeres Grundstück. Meine Eltern überlegten, nach Südfrankreich oder in die Eifel zu ziehen. Ich war froh, als es am Ende doch die Eifel geworden ist. Mit dem Bus zur Schule zu fahren, war am Anfang ein Abenteuer. Jetzt ist es Alltag. Deutsch war keine fremde Sprache für mich, trotzdem versuchte ich ohne Akzent zu sprechen. Meine Nachbarin half mir am Anfang sehr, mich im Dorf einzuleben. Mittlerweile kommen die meisten Freunde aus Fließem, und ich gehöre dazu.
Wir treffen uns nicht mehr so häufig im Jugendraum, da viele meiner Freunde inzwischen eine eigene Wohnung im Haus ihrer Eltern haben. Wir gehen auch mal in die Dorfkneipe und spielen Kicker.
Meine Freunde in Echternach haben sich im Laufe der Zeit verloren. Es war schwierig, den Kontakt auf Dauer zu halten. Manchmal chatte ich mit Freunden, aber ich schreibe nicht mein ganzes Leben auf Facebook.
So ein familiäres Dorfleben ist ganz schön. Es ist gut, jeden zu kennen, kann aber auch nervig sein. Man kann sich schon glücklich schätzen, in dieser schönen Landschaft zu wohnen. Bei dem direkten Humor der Eifeler sollte man alles nicht zu persönlich nehmen. Sie ärgern aus Spaß und tratschen gerne.
Die Luxemburger haben einfach eine ganz andere Mentalität. In Luxemburg ist es wichtig, viel Geld zu verdienen und ein teures Auto zu fahren. Das ist ein Grund, warum ich nicht in Luxemburg leben möchte, obwohl ich meinen Luxemburger Pass behalten werde.
Ich bin zwar immer noch Luxemburgerin, aber die Eifel ist mein Zuhause geworden. Zwischen Ausländern werden häufig Unterschiede gemacht. Ich sage immer zu den Leuten, dass ich genauso eine Ausländerin bin wie Türken oder eine andere Nationalität.
Nach dem Abitur möchte ich erst mal reisen und Sprachen lernen. Vielleicht mache ich einen Sprachkurs in Spanien. Dann hätte ich auch mal Zeit, über mich und meine Zukunft nachzudenken. Kolumbien wäre zwar auch interessant, aber ich denke, dafür bin ich noch zu jung. Bei so vielen Möglichkeiten ist es schwer, sich festzulegen.
Das Organisieren macht mir richtig Spaß und natürlich Reisen. Ich möchte auf jeden Fall weiter weg studieren. Die Stadt sollte schon größer als Trier sein. Vielleicht Köln oder Mainz. Dann habe ich trotzdem noch die Möglichkeit, nach Hause zu fahren.
In der Eifel bleiben oder woanders hinziehen, ich lasse alles auf mich zukommen. Mein Traum wäre, eine Weltreise zu machen. Indien interessiert mich da besonders. In einem Kloster den Buddhismus kennenlernen und meditieren. Aber auch mal schauen, wie das so ist, mit so vielen Menschen auf engstem Raum zu leben."
Das 144 Seiten lange Fotobuch "Jugend in der Eifel" ist im Verlag Seltmann+Söhne erschienen und kostet 24,90 Euro. In zwei bis drei Wochen soll das Werk in den regionalen Buchläden ausliegen. Bis dahin kann es über die Kreisvolkshochschule Bitburg-Prüm oder den Onlineshop des Verlags unter www.seltmannundsoehne.de bezogen werden.Die Porträts der Jugendlichen werden noch bis Freitag, 14. September, im Foyer der Kreissparkasse Bitburg ausgestellt.

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