Unterricht von mehr als 50 jungen Flüchtlingen bringt Theobald-Simon-Schule an Kapazitätsgrenze

Bitburg/Prüm · Die Berufsbildende Schule Bitburg platzt nach Angaben des Schulleiters aus allen Nähten. Grund dafür: die steigende Zahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, die der Eifelkreis dort unterrichten lässt. Doch die 1999 errichtete Außenstelle der Schule, wo theoretisch Platz wäre, ist wegen Baumängeln seit nun zwei Jahren nicht mehr nutzbar.

Bitburg/Prüm. Sie wollen Kaufleute, Bäcker, Tischler oder einen der vielen weiteren Berufe ergreifen, in denen sie die Berufs Bildende Schule (BBS) in Bitburg ausbildet: 1250 Schüler besuchen die Theobald-Simon-Schule. In dem Schulgebäude in der Rittersdorfer Straße in Bitburg herrscht zur Zeit eine gewisse Platznot. Denn dort lässt der Eifelkreis seine unbegleiteten minderjährigen Ausländer (Umas), die ohne ihre Eltern nach Deutschland eingereist sind, unterrichten. "Wir müssen jetzt eine dritte Klasse einrichten", sagt Schulleiter Ralf Loskill.Klassenräume in Containern

Derzeit sind es noch 50 Umas, wie die jungen Flüchtlinge in der Behördensprache genannt werden. "Jede Woche kommen aber zwei, drei oder vier hinzu", sagt Loskill. "Wir sind jetzt bis zur Oberkante dicht." In der Vergangenheit musste die Schule bereits den Chemieraum und später den Aufenthaltsraum in Klassenräume umwandeln. Leidet deshalb vielleicht die Qualität des Chemieunterrichts? "Nein, den haben wir in die Klassenräume verlegt", sagt Loskill. Das Jugendamt Bitburg-Prüm ist derzeit für 72 Umas verantwortlich. Nach Prognosen der Kreisverwaltung wird sich ihre Zahl im Laufe des Jahres auf 80 erhöhen. Deshalb startet heute der Unterricht einer dritten Uma-Klasse. Noch im Sommer könnte eine vierte Klasse folgen. Doch dafür stehe an der Theobald-Simon-Schule kein Raum mehr zur Verfügung, sagt der Schulleiter. Um Platz zu schaffen, überlege der Eifelkreis als Schulträger auf dem Pausenhof Container aufzubauen. "Das ist aber eine teure Angelegenheit", sagt Loskill. So ein Klassencontainer könne im Jahr etwa 20 000 Euro Miete kosten, erklärt die Kreisverwaltung auf TV-Anfrage. Deshalb habe man sich auch noch nicht für diese Lösung entschieden, sondern prüfe noch andere Standorte, erklärt Pressesprecher Ansgar Dondelinger. Dabei werde auch die Berufsbildende Schule Prüm in Erwägung gezogen.

Außenstelle: Doch eigentlich bräuchte die Kreisverwaltung gar nicht so weit zu suchen. Wenn nicht die Außenstelle der Schule, die nur ein paar Fußschritte in der Rittersdorfer Straße entfernt liegt, schon seit zwei Jahren wegen Baumängeln geschlossen wäre. 1999 wurde die Außenstelle der Theobald-Simon-Schule Bitburg mit sechs Klassenräumen für 893 000 Deutsche Mark (DM) gebaut. Seit 2014 ist sie geschlossen. Der Grund: Tragende Stützen der Westfassade sind wegen Feuchte im Bau verrottet und nicht mehr standsicher. Doch selbst nach zwei Jahren, seitdem das Beweissicherungsverfahren nun am Landgericht Trier läuft, ist noch unklar, ob die Baufirmen für den Schaden verantwortlich sind. Bislang habe es zwei Ortstermine mit dem vom Gericht beauftragten Sachverständigen zur Feststellung der Schäden gegeben, erklärt die Kreisverwaltung.
"Die weitere Nutzung der Außenstelle und das weitere Vorgehen bei der Sanierung können erst nach der Klärung der Schadensursache und des Ausmaßes sowie nach Vorliegen eines schlüssigen Sanierungskonzeptes entschieden werden", erklärt die Kreisverwaltung. Das Gutachten werde vermutlich im Sommer vorliegen.
Warum das so lange dauert? Der Schaden und seine Ursachen seien technisch derart komplex, weshalb solch eine Verfahrensdauer nicht unüblich sei, erklärt die Kreisverwaltung.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Fäulnis das Schulgebäude nicht schon zersetzt hat, bevor das Gericht entschieden hat.Meinung

Der Wahnsinn hat Methode
In der frisch sanierten Grundschule Bitburg-Süd fällt der Putz wegen Feuchtigkeit von den Wänden. Das neue Dach der Eissporthalle ist einsturzgefährdet, wenn mehr als 15 Zentimeter Schnee liegen. Die Berufsbildende Schule modert vor sich hin. Hier eine schimmelnde Kita. Dort eine marode Turnhalle. In der Region, wie in ganz Deutschland: Ständig sind es öffentliche Gebäude - dazu gehört zum Beispiel auch der Berliner Flughafen als Deutschlands Skandalbaustelle Nummer Eins - die vom Pfusch am Bau oder Planungsfehlern betroffen sind und damit Unsummen Steuergeld verschlingen. Da drängt sich die Frage auf, ob die Häufigkeit, mit der Bau- und Planungsfehler an öffentlichen Gebäuden auftreten, noch Zufall sein kann? Oder nehmen es die Baufirmen nicht so genau, wenn es um öffentliche Aufträge geht? Vielleicht sollte sich auch mancher Architekt erst mal Gedanken machen, ob er überhaupt fähig ist, solche Großprojekte zu planen, bevor er ein Angebot abgibt. Wahrscheinlich trägt auch die Ausschreibungspraxis, bei der nicht selten der günstigste Anbieter den Zuschlag erhält, maßgeblich zu dem Problem bei. Im TV-Archiv der letzten Jahre finden sich jedenfalls unzählige Belege für kommunale Bauten, die kurz nach ihrer Fertigstellung und Einweihung wieder zur Baustelle geworden sind. c.moeris@volksfreund.de

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