Unterschreiben, damit sich was ändert

Menningen/Bitburg · Mehr als 16 000 Menschen aus Deutschland haben sie unterschrieben: die Online-Petition, die Rheinland-Pfalz zur Klage gegen Cattenom und Tihange auffordert. Den Anstoß gegeben hat Oliver Thömmes. Wir haben mit dem Familienvater aus Menningen gesprochen - über den Sinn der Aktion, was eine Klage bedeuten würde und warum er auf eine atomfreie Zukunft hofft. Doch inzwischen gibt es schlechte Nachrichten aus Belgien (siehe Extra Belgische Post).

 Oliver Thömmes ist der Initiator der Petition. TV-Foto: Eileen Blädel

Oliver Thömmes ist der Initiator der Petition. TV-Foto: Eileen Blädel

Foto: (e_bit )

Menningen/Bitburg. Die störanfälligen Kraftwerke Cattenom und Tihange machen den Menschen in der Region Angst. Wie sehr sie das Thema bewegt, haben auch die Reaktionen gezeigt, die der offene Brief von Joachim Streit an Frankreich und Belgien im Internet auslöste (der TV berichtete). Der Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm kämpft für eine Klage - und ruft insbesondere im sozialen Netzwerk Facebook immer wieder dazu auf, eine Online-Petition zu unterschreiben, die genau das von der Landesregierung fordert.
Doch hinter der Petition steckt nicht etwa der Landrat selbst, sondern ein 47-jähriger Familienvater aus Menningen: Oliver Thömmes. Er habe, inspiriert von Streits offenem Brief, die Petition gestartet - unwissend, dass sie so viel Unterstützung erfahren und so viel Aufmerksamkeit erhalten sollte. "Am Anfang dachte ich: 1000 Unterschriften, die wären schon toll", sagt Thömmes. Inzwischen sind es mehr als sechzehn Mal so viel. Gesprochen hat er seitdem noch nicht mit Joachim Streit - obwohl Thömmes ihn kennt. Thömmes ist einer, der sich engagiert. Einer, der sagt: "Der Mensch tut gut daran, seine Welt nicht kleiner zu machen, indem er sich zurückzieht, sondern größer, indem er sie mitgestaltet." Er betont, er habe vor allen Dingen als Vater gehandelt. Und als Bürger, der auf ein Zeichen der Politik hofft: "Die Petition ist auch ein Versuch, festzustellen, inwiefern die Landesregierung die Ängste und Sorgen der Menschen ernst nimmt und ob sie das als Auftrag versteht - zunächst unabhängig davon, ob eine Klage wirklich erfolgreich wäre", sagt er. Er hält es für ein "starkes Signal, wenn ein Bundesland eine solche Klage einreicht". Sein Wunsch wäre genau das - ebenso wie eine atomfreie Zukunft, doch bis dahin, glaubt er, "ist es noch ein langer Weg". Was da aber gerne mal als "german angst" belächelt werde, sei keine abstrakte Größe, sondern ganz real. Bei mehr als 16 000 Unterschriften von Bürgern aus Rheinland-Pfalz holen die Betreiber der Internet-Plattform eine Stellungnahme beim Landtag ein. Thömmes schätzt, dass diese Marke vielleicht auch erreicht werden könnte - bis zum Montag, 20. Juni: Dann endet die Petition.
Thömmes ist dabei, sich zu überlegen, wem er die Unterschriften übergeben soll: "Spontan fallen einem ja die üblichen Verdächtigen ein." So wirklich weiß er das noch nicht. An diesem Punkt aber werde er Joachim Streit dann einbeziehen - "auch einfach, weil ihm das zusteht", sagt Thömmes. Und für die kommenden Tage gilt: "Es ist noch Luft nach oben. Je größer das wird, desto lauter wird der Ruf. Und je lauter der Ruf, desto weniger kann man so tun, als höre man ihn nicht. eib "
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Extra

Wohl keiner unterstützt die Petition so sehr wie Joachim Streit: "Am Anfang hab ich gedacht, es sei einfach, die Leute zur Unterschrift zu bekommen. Aber das ist wie beim Kirschenpflücken: Man muss doch die Leiter an jeden Ast stellen." Insbesondere Facebook nutzt er, um die Petition in die Welt zu tragen. Protagonist des Ganzen habe er jedoch nie sein wollen, und dass Oliver Thömmes das gemacht habe, das findet Streit "richtig klasse". Streit hingegen hat Briefe geschrieben - an Malu Dreyer, an Volker Wissing und Katharina Binz. Am Dienstag, 14. Juni, übergibt zudem die Dreiländer-Region Aachen gegen Tihange das Auskunftsersuchen an die EU-Kommission in Brüssel - Mitglieder sind auch die Kreise Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm und Vulkaneifel. eib w.openpetition.de/petition/online/klage-der-landesregierung-rlp-gegen-cattenom-und-tihangeExtra

Landrat Joachim Streits offener Brief an die französische und belgische Regierung mit der Bitte, die grenznahen Atommeiler abzuschalten, blieb nicht unbeantwortet. Nach der Antwort aus Frankreich hat Streit einen Brief vom belgischen Vizepremierminister Jan Jambon erhalten. Jambon schreibt: "Die Entscheidung, auf Kernenergie zurückzugreifen, ist eine nationale Zuständigkeit." cmo

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