Utscheid will zum Energieversorger werden

Auf dem alten Ziegelei-Gelände in Utscheid-Neuhaus soll ein 4,7 Hektar großer Solarpark entstehen. Die Besonderheit: Die Gemeinde will selbst aktiv werden statt nach einem Investor zu suchen. Der VG-Rat Neuerburg unterstützt das Vorhaben offenbar.

Neuerburg/Utscheid. (jk) Ein Dorf greift nach der Sonne: Die rund 500 Einwohner zählende Ortsgemeinde Utscheid möchte auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei einen Solarpark errichten. Auf einer 4,7 Hektar großen Fläche - das entspricht etwa sieben Fußballfeldern - soll nach derzeitigem Planungsstand spätestens ab dem 1. Juli Strom aus Sonnenkraft erzeugt werden.

Bevor Handwerker das erste Modul montieren können, muss der Flächennutzungsplan geändert werden. Der Verbandsgemeinderat gab in seiner Sitzung am Donnerstagabend grünes Licht für eine sogenannte vereinfachte raumordnerische Prüfung. Die Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) hat im Vorfeld schon mit den Fachbehörden gesprochen. "Insofern gehen wir davon aus, dass es keine Probleme geben sollte", erklärte Kurt Rings von der Verwaltung.
Beschluss ist wichtiger Meilenstein

Mit dem Beschluss kommt die Ortsgemeinde ihrem Ziel des eigenen Solarparks einen großen Schritt näher. Ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, ist noch nicht sicher: Auf einen Kaufpreis konnten sich die Ortsgemeinde und der Grundstücksbesitzer zwar verständigen; aber der Kaufvertrag wurde bisher nicht unterschrieben. Auch die Finanzierung des sechs Millionen Euro teuren Solarparks ist noch offen. Dazu sollen nun Gespräche mit Banken geführt werden. "Ich will nicht als Bürgermeister in die Geschichte eingehen, der die Gemeinde in den Ruin getrieben hat", sagte Ortschef Alexander Stellmes dem TV.

Der Solarpark nahe Utscheid wäre der erste in der VG Neuerburg und würde vermutlich gleichzeitig das vorläufige Ende einer Vision besiegeln: Denn eigentlich hatte man im Neuerburger Land geplant, durch einen Solidarpakt nur an wenigen Standorten Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen zu errichten und dennoch alle 49 Ortsgemeinden an den Gewinnen zu beteiligen (der TV berichtete mehrfach).

Doch dann kam alles anders. Nur 38 der 49 Ortsgemeinden stimmten für den Solidarpakt, und bevor es an die konkrete Planung gehen konnte, beschloss die Bundesregierung einen Förderstopp für Photovoltaik-Anlagen auf Ackerflächen. Fünf der sechs besonders geeigneten Flächen waren damit erst einmal aus dem Rennen. Lediglich die alte Ziegelei in Utscheid blieb übrig, weil es für Konversionsflächen weiterhin eine garantierte Einspeisevergütung gibt.

Dem VG-Rat war die kalkulierte Rendite jedoch zu gering, so dass er sich gegen das Projekt entschied. Die Ratsmitglieder in Utscheid ließen sich davon offenbar nicht abschrecken: "Wir rechnen mit circa 30 000 bis 40 000 Euro pro Jahr - für uns alleine lohnt sich das", erklärte Stellmes.

Ob der Alleingang Utscheids vor dem Hintergrund des Solidarpakts möglich ist, muss noch abschließend geprüft werden. Derzeit gehen Ortsgemeinde und Verwaltung davon aus. Extra Der neue dritte Beigeordnete der VG Neuerburg heißt Michael Ludwig (FDP). Mit 13 Ja-Stimmen wurde der 29-Jährige in das Amt gewählt. Sieben Ratsmitglieder stimmten gegen ihn. Vorgeschlagen hatte den gebürtigen Mettendorfer sein Parteikollege Günter Eichertz (FDP). Ludwig ist Bankkaufmann, arbeitet bei der Volksbank Bitburg und wohnt in Körperich. Einen Gegenkandidaten hatte es nicht gegeben. Der Posten des dritten Beigeordneten war seit dem Tod von Josef Wolter (FDP) im Juli 2010 unbesetzt. (jk)

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