Vergessen, entdeckt, ausgestellt

Der mobile Reiseführer mit der Telefonnummer 089-2108330651 plus 08 oder 03 erzählt heute die Geschichte des Kreismuseums Bitburg. Der Anruf kostet die Gebühren ins deutsche Festnetz.

 Mit dem Museumsführer „Johanna fällt aus dem Rahmen“ schauen sich die Dean und Yannik aus der Grundschule Bettingen die alte Druckerpresse im Kreismuseum an. TV-Foto: Bettina Bartzen

Mit dem Museumsführer „Johanna fällt aus dem Rahmen“ schauen sich die Dean und Yannik aus der Grundschule Bettingen die alte Druckerpresse im Kreismuseum an. TV-Foto: Bettina Bartzen

Bitburg. (beba) Was hat drei Beine, kann nicht kaufen und bewegt sich doch? Im alten Klassenzimmer des Kreismuseums steht ein Zoetrop. Mit diesem optischen Gerät galoppieren Reiter vor dem Auge davon. Der Museumsführer für Kinder "Johanna fällt aus dem Rahmen" von Burkhard Kaufmann und Elisabeth Kostenbader sensibilisiert Grundschulkinder für Geschichte. Das Schulmädchen Johanna fällt aus einem Klassenbild von 1908 und zeigt Leon das damalige Alltagsleben. In jedem Raum ist eine Aufgabe zu lösen. Dabei entdecken Kinder, dass die Menschen früher auf offenem Feuer kochten, einen Nachttopf benutzten und auf Stroh schliefen. "Es gibt immer weniger Großeltern, die ein Leben der Selbstversorgung kennen und darüber lebendig erzählen können", sagt Museumsleiter Burkhard Kaufmann. Das Kreismuseum in der Trierer Straße ist einer der wenigen übriggebliebenen historischen Gebäude in Bitburg. Der Architekt und Kreisbaumeister Peter Josef Julius Wolf baute die damalige Landwirtschaftsschule 1882. Deshalb wird das Gebäude heute noch als "Altes Gymnasium" bezeichnet. Nur die Fassade ist mit roten Sandsteinquadern gemauert, während der Rest des Baus wegen der Kosten aus verputztem Bruchstein besteht.

Ausstellungsstück in der Scheune entdeckt



Schon 1929 gründeten die Bitburger ein Museum für Eifeler Volkskunst und wertvolle Altertumsschätze. Im zweiten Weltkrieg ist ein großer Teil der Sammlung zerstört worden. Das Museum öffnete erst 1959 wieder für Besucher. Das heutige Kreismuseum befindet sich seit 1998 im "Alten Gymnasium". In 20 Räumen können die Besucher das Alltagsleben der Region vor 100 Jahren entdecken. "Im Museum landet erstmal Strandgut", erklärt Kaufmann. "Durch eine Auswahl der Puzzleteile muss eine Struktur geschaffen werden, die der Betrachter versteht." So entdeckte Kaufmann die Dunkelkammer von 1916 des Eifelfotografen Albert Theis aus Meckel. Jahrzehntelang stand die rosabemalte, ein mal ein Meter große Kammer unbeachtet in einer Scheune.

Mit umfangreichen Recherchen entdeckt Kaufmann die Geschichte zum Fund. So entstand 2004 eine Ausstellung, ausgehend von einem Foto aus der Trümmerzeit. Das Bitburger Foto der zerstörten Hauptstraße ging 1945 um die Welt und ist im Gedichtband "Kriegsfibel" von Berthold Brecht abgedruckt.

Die Ausstellung erklärte, wie das Bild in den Gedichtband kam. Für Kaufmann ist die Recherche von lokalen Geschichten, die mit größeren Entwicklungen im Zusammenhang stehen wichtig, um Geschichte zu verstehen.

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