Viele Antworten bleiben im Boden

Bettingen/Trier · Von der im Mittelalter bedeutsamen Burg Bettingen sind nur Mauerreste übrig. Wie hat sie im 14. Jahrhundert ausgesehen? Zwei Bauforscherinnen aus Trier haben sich im Auftrag des Bettinger Geschichtsvereins damit beschäftigt. Die spärliche Quellenlage lässt eine vollständige wissenschaftliche Rekonstruktion nicht zu.

 Nicole Graf (links) und Marzena Kessler (rechts) präsentieren die Ergebnisse ihrer Untersuchungen im Bild: eine hypothetische Rekonstruktion der Burg Bettingen in Form einer Tuschezeichnung und eines Aufmaß-Plans. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Nicole Graf (links) und Marzena Kessler (rechts) präsentieren die Ergebnisse ihrer Untersuchungen im Bild: eine hypothetische Rekonstruktion der Burg Bettingen in Form einer Tuschezeichnung und eines Aufmaß-Plans. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Bettingen/Trier. Der Förderkreis Bettinger Geschichte wollte es wissen. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Verein mit der Ruine der Burg Bettingen. Doch immer noch liegt ihre Baugeschichte weitgehend im Dunkeln. Für die Ortschronik sollten verlässliche Daten her.
Daher nahm der Verein das Büro Graf-in aus Trier mit ins Boot. Zwei Fachfrauen knieten sich drei Monate lang in die Materie hinein. Sie dokumentierten und analysierten den Bestand, durchforsteten Quellenmaterial, um Hinweise auf frühere Bauphasen zu gewinnen, zogen Schlüsse aus dem Vergleich mit Burgen in der Umgebung und versuchten aus den Ergebnissen die ursprüngliche Burganlage auf dem Papier zu rekonstruieren.
Dorf geschichte


Nicole Graf ist Diplom-Ingenieurin im Fach Baudenkmalpflege und forscht seit zehn Jahren in Sachen Altbausanierung und Denkmalpflege.
An ihrer Seite recherchiert Marzena Kessler, promovierte Historikerin und Bauforscherin, über die Baugeschichte der Gebäude. Zu ihren jüngsten Forschungsobjekten zählen neben der Burg Bettingen das Wirtshaus Zur Glocke in Trier und das Dominikanerkloster in der Stadt Luxemburg.
Im Fall der Burg Bettingen gab ihnen die spärliche Quellenlage nicht allzu viel preis. Doch einige neue Erkenntnisse haben ihre Nachforschungen ergeben. Der Bestandsbericht von einem Richter und zwei Schöffen aus dem Jahr 1662 gab maßgebliche Informationen. Sie listen vorhandene Gebäude auf: ein herrschaftliches und weitere Wohngebäude, ein Torhaus mit Wächterstube, ein Brau- und ein Backhaus, eine Folterkammer, einen Pferdestall und einen Speicher.
Mehr Informationen erbrachten die einzigen vorhandenen historischen Abbildungen, die aus den 1930er Jahren stammen, Messungen vor Ort und die Untersuchung der Mauerreste. Dabei kam es darauf an, die ursprünglichen Überreste aus dem Mittelalter von nachträglich Hinzugefügtem zu unterscheiden.
Graben mit Brücke


Klar ist, dass am Zugang zur Burg ein Bergfried stand. Von ihm ist noch der Stumpf erhalten. Ebenso gibt es noch zwei Kellerräume.
Vor der Burg lag ein Graben, über den eine Brücke führte. Geschützt wurde das Burggelände, das 120 Meter lang und 98 Meter breit war, durch eine doppelte Ringmauer. Teile sind noch vorhanden. Nach Osten hin verstärkte eine 2,70 Meter dicke Schildmauer mit seitlich abschließenden Rundtürmen die Anlage. Die beiden Expertinnen vermuten, dass hinter dieser Mauer das Herrenhaus gestanden haben muss.
Im Spätmittelalter habe die Burg durchaus eine bedeutende Stellung eingenommen, sagt Marzena Kessler. "Zur Erbauungszeit war sie der repräsentative Wohnsitz." Später war hier nur noch die Verwaltung untergebracht.
Noch Fragen offen


Willi Fink, zweiter Vorsitzender des Geschichtsvereins, ist zufrieden mit den Ergebnissen. Es habe sich annähernd ein Gesamtbild ergeben. Aber es seien immer noch Fragen offen. Mehr Sicherheit brächten nur Grabungen. Doch wegen der Wohnbebauung innerhalb der Burganlage und der Aufteilung auf viele private Grundstücksbesitzer wird das ein Traum bleiben.
Die jüngsten Forschungen waren nur möglich durch eine Förderung mit 3000 Euro durch die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur (der Trierische Volksfreund berichtete).
Bis die Ergebnisse in der neuen Ortschronik nachzulesen sind, wird es wohl noch ein oder zwei Jahre dauern, schätzt Willi Fink.
Extra

Johann von Falkenstein aus dem Hause Brandenburg errichtete Burg Bettingen wahrscheinlich um das Jahr 1346. Das Geschlecht von Falkenstein und Vinstingen besaß die Burg Bettingen bis ins 15. Jahrhundert. Danach gelangte sie unter lothringischen Einfluss. Die Burg ging in den Besitz der Familie Manderscheid-Blankenheim über. Zur Zeit der Säkularisation wurde sie verkauft und in einzelne private Grundstücke aufgeteilt. Die Steine der Burg nutzten die Bettinger für ihre Neubauten. Die Ursprünge der heute bekannten Burg gehen auf die Herren von Bettingen zurück, die im Hochmittelalter eine erste Burg als Niederburg in Alt-Bettingen errichtet hatten. Erst die neuen Besitzer, die Familie von Falkenstein, verlegte ihren Wohnsitz auf den Felsen der Anhöhe. sys

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