Vom Zollhäuschen ins Herrenhaus

Bollendorf · An dem rund 300 Jahre alten Schmuckstück wird seit September 2010 gewerkelt. Jetzt erstrahlt der Abteihof in Bollendorf in neuem Glanz. Ab Februar können Einheimische und Gäste sich in der Touristinfo über die Freizeitangebote der Region informieren.

Bollendorf. Der Geruch von frischem Holz und frischer Farbe steigt in die Nase. Kein Wunder, denn im Bollendorfer Abteihof - der ab Februar dieses Jahres die Touristinfo beherbergen wird - ist alles neu. Frisch getünchte Wände, neu verlegte Böden und extra für die Räume angefertigte Eiche-Massivholz-Möbel. Kostenpunkt: 150 000 Euro. Die Möbel wurden von der Schreinerei Himpler aus Nusbaum gefertigt.
Abteihof 1723 erbaut


Auch die alten Türen hat die Schreinerei restauriert. "Es gibt nur noch wenige Handwerker, die so etwas können", sagt Kurt Allar, erster Beigeordneter im Bollendorfer Gemeinderat und Vorsitzender des heimischen Verkehrsvereins. Saniert und restauriert wurde nach den Vorgaben des Denkmalschutzes. "Das Gebäude entspricht heute weit mehr seinem Originalzustand, als das vor dem Umbau der Fall war", erklärt Ortsbürgermeister Hermann Schmitz.
Der Abteihof, das Herrenhaus eines großen Gutshofes, wurde 1723 erbaut und gehörte zu den Besitztümern der Abtei Echternach. In den sechziger Jahren war es laut Kurt Allar Pension, später dann Wohnhaus. Vor dem Kauf des Anwesens durch die Gemeinde stand es sechs Jahre leer.
Alles wurde barrierefrei saniert. An der Rückwand des Gebäudes entstand ein gläserner Aufzug, der körperlich eingeschränkte Menschen bis ins zweite Stockwerk bringt.
Die aufwendige Glaskonstruktion war ebenfalls Vorgabe des Denkmalschutzes, schließlich sollte die Fassade sichtbar bleiben. Die Baukosten für das Gesamtprojekt waren mit 920 000 Euro entsprechend hoch angesetzt. Allerdings brachte ein alter Rohrbruch Mehrarbeit. Das seltene Fischgräten-Holzparkett aus dem Jahr 1723 musste im ersten Geschoss teilweise erneuert werden, wegen des Wasserschadens. Außerdem wohnen Fledermäuse unter dem Dach. Moritz Petry, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Irrel: "Wir mussten das Dach bis März erneuern, denn dann beginnt die Aufzucht der Jungtiere."
Nicht nur Denkmalschutz, sondern auch Naturschutz machten das Projekt zu einer Herausforderung.
40 000 Euro Zusatzkosten


Damit die possierlichen Tierchen ihre Junge ungestört in ihrer sogenannten Puppenstube aufziehen können, wurde nämlich eine extra Zwischendecke unter dem Dach eingebaut. So kamen noch einmal 40 000 Euro zusätzliche Kosten dazu, die zu einer Gesamt-Bausumme von 960 000 Euro führten. Davon kamen 65 Prozent aus den Fördertöpfen der EU und des Landes Rheinland-Pfalz, den Rest übernahm die Gemeinde selbst. Während im Erdgeschoss, wo einst die gute Stube und die Wohnküche des Herrenhauses waren, die Touristinfo einzieht, gibt es im zweiten Geschoss einen rund 120 Quadratmeter großen Saal.
Dort hält der Gemeinderat bereits seine Sitzungen ab. Außerdem soll er für Vorträge, Konzerte und sonstige Veranstaltungen genutzt werden, die touristischer Natur sind. "Alles muss einem touristischen Zweck dienen, sonst wäre das förderschädigend", sagt Petry. Gleichzeitig ist das Haus auch Sitz der Felsenland Südeifel Tourismus GmbH (der TV berichtetete), die sich im ersten Geschoss eingemietet hat.
Das alte Zollhäuschen, in dem die Touristinfo vorher auf nur 25 Quadratmetern untergebracht war, soll verkauft werden. Interessenten gibt es laut Schmitz mehrere. Einer davon ist die angrenzende Gaststätte.
Eine Besonderheit in der neuen Touristinfo wird eine Videoinstallation sein.
Video-Premiere: 23. Februar


Petry verrät: "Sie wird auf einem großen Bildschirm laufen und ein Fenster in die regionale Geschichte zeigen."
Als Kunst am Bau wurde die 13 000-Euro-Produktion gefördert. "Bei solchen Förderprojekten muss ein Prozent der Summe für Kunst am Bau verwendet werden. Wir wollten etwas Besonderes, das spannend für Touristen und Einheimische ist", sagt Petry. Die Premiere des Films wird am 23. Februar um 19 Uhr im Abteihof sein.Extra

Tourismus in der VG Irrel: Anzahl Hotels/Pensionen in Bollendorf: 13 Betriebe mit mehr als neun Betten; in der VG Irrel: 30 Betriebe mit mehr als neun Betten. Übernachtungen pro Jahr in Bollendorf: 111 000; in der VG Irrel: 191 000. Anzahl Touristen pro Jahr in Bollendorf: 32 000; in der VG Irrel: 61 000. Telefonnummer der Touristinfo: 06525/933930 Internet: www.irrel.de/tourismus oder http://www.teufelsschlucht.de

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