Von Bildhauern und Fliegenfischern

BITBURG. Die Arbeit hinter der Eissporthalle hat begonnen. Dort rücken acht Künstler aus fünf Ländern den riesigen Sandsteinbrocken zu Leibe, die schon in vier Wochen den Nimstalweg schmücken sollen. Wer Lust hat, kann den Bildhauern über die Schulter schauen. Zuschauer sind ausdrücklich erwünscht.

Sssssssst, sssssssst sst, sst - Staub wirbelt durch die Luft, kleine Steinbröckchen rieseln auf den Boden. Barbara Falender setzt kurz ihren Presslufthammer ab, wischt sich mit der Hand die Schweiß von der Stirn, beugt sofort wieder den Kopf über den riesigen Sandstein-Klotz und schaltet wieder den Presslufthammer ein. Ssssst, ssssst "Das muss ein italienischer Presslufthammer sein", sagt Christoph Mancke. Kollege Daniel Bragoni nickt. Eine kleine Diskussion über Arbeitsgeräte entsteht am Gartentisch direkt neben Falenders Arbeitsplatz. Dort erholen sich die beiden Bildhauer und ihre Kollegen Mark Lorenz, Atsuo Okamoto, Albert Hettinger und Barbara an einem Gartentisch im Schatten von der schweißtreibenden Arbeit, während Falender und ihr chinesischer Kollege Fu Zhongwang hämmern und flexen. Die Sonne brennt über dem Platz hinter der Eissporthalle, auf dem kein Baum und kein Strauch den Bildhauern während der Arbeit Schatten bietet."Besser, als wenn es regnet", sagt Mancke. Schließlich müssen die acht Künstler aus fünf Ländern die Steinbrocken bis 8. Juli in Kunstwerke verwandelt haben. Die sollen dann den Nimstalradweg zwischen Bitburg und dem luxemburgischen Grenzort Steinheim schmücken. Mit einem großen Kran wird die Zentner schwere Kunst gleich nach der Finissage am 8. Juli an ihre Standorte verfrachtet. So lange werden die Künstler in ihrem Freiluft-Atelier den Steinen unter den Augen der Öffentlichkeit ihre Ideen einhauchen. Welche das sind und welche Skulptur später wo stehen wird, ist noch unklar. "Wir werden in der kommenden Woche den Weg mit dem Fahrrad abfahren und entscheiden, welche Skulptur an welchen Standort passt", sagt Christoph Mancke aus Lünebach, der zusammen mit seinem Kollegen Hettinger aus Bitburg, der Stadt und dem Zweckverband Feriengebiet Bitburger Land das Symposium organisiert hat.Eine Organisation, die sich nicht auf die Bereitstellung des Arbeitsplatzes beschränkt. So ist auch für die alltäglichen Bedürfnisse der Künstler gesorgt: Übernachtung mit Frühstück und Abendessen in einem Bitburger Hotel, Mittagessen in der neben der Eissporthalle liegenden Kantine der Bitburger Brauerei, Benutzung der sanitären Anlagen in der Eissporthalle. "Die Betreuung ist gut", sagt Mancke.Und so werden kleinere Schwierigkeiten wie die Tatsache, dass der chinesische Kollegen Fu Zhongwang weder Deutsch noch Englisch spricht und sich bisher nur in Zeichensprache mit den anderen Teilnehmern verständigen kann, unbürokratisch gelöst. "Heute Abend kommt eine Übersetzerin", sagt Mancke.Dann erfahren die Kollegen nicht nur mehr über die künstlerischen Ambitionen des Japaners, sondern auch über seine sonstigen Interessen. Denn das Kennenlernen der Eifel soll sich nicht auf den staubigen Platz hinter der Eissporthalle konzentrieren. Barbara Falender hat sich zum Beispiel schon im Cascade-Schwimmbecken ausgetobt, Atsuo Okamoto ist begeisterter Fliegenfischer und sucht noch ein passendes Örtchen dafür in der Eifel. Diese Leidenschaft sei "dangerous", gefährlich, erklärt Okamoto, und deutet auf seinen Kopf. Dann könne er sich nicht mehr auf seine Skulptur konzentrieren. Lacht, steht auf, geht zu seinem Stein und greift sich die Flex. Grr, grr Interessenten können den Bildhauern bei gutem Wetter werktags von 9 bis 17 Uhr bei Arbeit hinter der Eissporthalle über die Schultern schauen. Die Eröffnungsfeier des Symposiums ist am Dienstag, 24. Juni, um 17 Uhr.

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