Von Schnecken zu Windhunden

Waltraud Holper aus Pronsfeld ist seit 20 Jahren Krankenschwester und seit acht Jahren passionierte Laufsportlerin. Zurzeit arbeitet sie an ihrer Diplomarbeit als Lauftherapeutin. Nach der Devise "Tue deinem Körper Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen" verhilft sie sich und anderen "laufend" und ehrenamtlich zu mehr seelischem und körperlichem Wohlbefinden.

 Nach langem Lauf noch munter: Stefan Kohl, Babsi Kohl, Josefine Jansen, Sigrid Komossa, Birgit Last, Waltraud Holper, Elfriede Fuchs und Katharina Diederich. TV-Foto: Elmar Kanz

Nach langem Lauf noch munter: Stefan Kohl, Babsi Kohl, Josefine Jansen, Sigrid Komossa, Birgit Last, Waltraud Holper, Elfriede Fuchs und Katharina Diederich. TV-Foto: Elmar Kanz

Pronsfeld. Sportlich aktiv war die zierliche Enddreißigerin Waltraud Holper schon von Jugend an. Mit zwölf Jahren spielte sie begeistert Fußball — nur mit Jungen. Jetzt ist die Pronsfelderin passionierte Läuferin. Dafür gibt es drei Gründe. Waltraud Holper: "Weil ich erstens bei nachlassender Fußballbegeisterung immer das schlechte Gewissen hatte, nicht genug gelaufen zu sein, weil ich zweitens für mich allein verantwortlich laufen wollte und weil mir drittens das Laufen damals besser als alles andere geholfen hat, eine Lebenskrise zu überwinden."Ohne Konzept, aber intuitiv richtig

Zunächst lief sie "intuitiv richtig, aber ohne Konzept" los. Schon bald kam die magische Zehn-Kilometergrenze in Sichtweite. Es folgten die ersten Wettkämpfe, die Distanzen wurden immer länger. Klar, dass die lauffreudige Athletin längst auch die Königsdisziplin, den Marathonlauf, im Programm hat. Jährlich bestreitet sie etwa sechs bis zehn Wettkämpfe über verschiedene Strecken. Sie trainiert das ganze Jahr über. Bei jedem Wetter, pro Woche drei Einheiten. Inzwischen läuft die ganze Familie Holper, Tochter Svenja (18), Tochter Maren (14) und Ehemann Elmar. An den ersten Zehn-Kilometer-Lauf kann sie sich noch heute erinnern: "Hart, aber angekommen", lautet das Fazit. Wichtiger als der Sieg sei das Gefühl, es geschafft zu haben — möglichst in kürzerer Zeit als vorher. Beim Laufen trage jeder Verantwortung für sich selbst. Das stärke das Selbstvertrauen, in allen Lebenslagen.Ihre Erfahrungen will Waltraud Holper an möglichst viele Mitmenschen weitergeben. Und weil sie als Krankenschwester weiß, dass Laufen — präventiv, lindernd oder heilend — zu den gesündesten Sportarten zählt, läuft sie im Rahmen ihrer Diplom-Studie nicht nur mit jungen, leistungsorientierten Sportlern. Sie trainiert auch mit Kindern, vor allem aber mit Menschen jenseits der 30 mit Bluthochdruck, Kreislaufbeschwerden oder anderen in der zweiten Lebenshälfte häufig auftretenden Leiden. Das ärztliche Plazet ist dabei Bedingung. Die Gruppe der Älteren - älteste Teilnehmer ist 72 Jahre alt - wird liebevoll "Schnecken" genannt. Holper hat sie besonders ins Herz geschlossen. Trotz des Namens habe es noch keine Schnecke geschafft, sie zu überholen, meinen die Teilnehmer scherzhaft. Waltraud Holper jedenfalls hat ihre "Schnecken" in nur zwölf Wochen gewaltig in Form gebracht. Was keiner für möglich hielt — 30 Minuten am Stück zu laufen — haben alle geschafft. Auch, wenn anfangs nicht wenige schon nach einer Minute "platt" waren. Inzwischen laufen sie mehr als 40 Minuten — locker, lustig und mehr oder weniger leichtfüßig. Derweil stand für Waltraud die Gesundheit der Läufer immer an erster Stelle. "Laufen ohne zu schnaufen" lautete das Motto. Alle "Schnecken" laufen weiter

Sich nicht übernehmen, pausieren oder aufhören, wenn die Puste wegbleibt — auf all' das und mehr achtete Waltraud Holper mit Autorität und Argusaugen. Vor jedem Training informierte sie ausführlich über das komplexe Thema "Laufen und Gesundheit".Für alle "Schnecken" steht fest: Sie werden mit Waltraud Holper auch nach Kursende weiter laufen. Aber unter anderem Namen, denn aus Schnecken sind selbstbewusste Windhunde geworden.

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