Wenn die schwarze Eifel rot sieht

Bitburg/Prüm · Das gibt es weder bei Bundestags- noch bei Kommunalwahlen: Bei den Landtagswahlen 2016 wählt die sonst eher schwarze Eifel rot. Ergebnis: CDU (36,8 Prozent) und SPD (36,1 Prozent) liegen fast gleichauf. Die AfD punktet vor allem dort, wo die CDU schwächelt. In Birtlingen ist sie mit knapp 24 Prozent stärkste Partei.

Wenn die schwarze Eifel rot sieht
Foto: (e_bit )
 Stehen zusammen, wenn es ernst wird: Michael Billen, Michael Ludwig und Gerhard Kauth am Wahlabend in Kaschenbach. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Stehen zusammen, wenn es ernst wird: Michael Billen, Michael Ludwig und Gerhard Kauth am Wahlabend in Kaschenbach. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

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Bitburg/Prüm. Hast du eine Kuh, wählst du CDU - dieser Reim trifft das traditionelle Wahlverhalten in der landwirtschaftlich geprägten Eifel. So hatte die CDU denn bei der Bundestagswahl 2013 im Eifelkreis mit 52 Prozent die Nase deutlich vor der SPD mit 22 Prozent. Ähnlich bei der Kommunalwahl 2014, als die CDU mit 45 Prozent der Stimmen die stärkste Fraktion im Kreistag wurde, während die SPD auf 25 Prozent landete. Doch bei Landtagswahlen läuft es anders. Da wählt die schwarze Eifel rot.
Erstmals war das 2006 so: Da lag die SPD bei der Landtagswahl mit 44 Prozent deutlich vor der CDU mit 37,7 Prozent. 2011 verloren die Christdemokraten zwar leicht und landeten bei 36,2 Prozent - da aber die SPD angesichts des damaligen Wahlerfolgs der Grünen auf 29,4 Prozent abrutschte, war die CDU wieder stärkste Partei im Kreis. Wie lange noch?
Während 2011 angesichts der Katastrophe in Fukushima viele Wähler auch in der Eifel ihre Stimme den Grünen gegeben haben, sind sie nun zur SPD "zurückgekehrt". Möglicherweise auch, um bewusst Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Rücken zu stärken. Ergebnis: Die CDU liegt zwar mit 36,8 Prozent knapp vorn. Von "schwarzer Eifel" kann aber bei 36,1 Prozent für die SPD keine Rede mehr sein.
Doch auf eins war bisher in der Eifel immer Verlass. Unabhängig vom Abschneiden seiner Partei ging das Direktmandat an CDU-Mann Michael Billen - das galt sogar in Zeiten, in denen er selbst von der Polizeidaten-Affäre gebeutelt war. Nun ist auch diese Sicherheit erschüttert. Erstmals muss die CDU das Direktmandat an die SPD abgeben. Nico Steinbach macht mit 37,9 Prozent das Rennen deutlich vor Billen (34,6 Prozent). Der SPD-Kandidat konnte im Eifelkreis mehr Direktstimmen für sich gewinnen als seine Partei. Billen hingegen bleibt bei den Erststimmen hinter dem Ergebnis seiner Partei.

CDU-Hochburgen: Am meisten punktet die CDU in den Verbandsgemeinden (VG) Prüm mit 41,2 Prozent und Arzfeld (40,1 Prozent). In den übrigen Verbandsgemeinden und der Stadt Bitburg hat hingegen die SPD die Nase vorn. Am schlechtesten schneidet die CDU in Bitburg mit 32,6 Prozent ab. Ihr bestes Ergebnis erzielt sie in Keppeshausen mit 100 Prozent - gefolgt von 78,6 Prozent in Burg und 69,6 Prozent in Winringen. In Kaschenbach, Wohnort von Billen, erreicht der CDU-Kandidat 83,9 Prozent.

SPD-Hochburgen: Am besten schneidet die SPD in der Verbandsgemeinde Bitburger Land mit 38,1 Prozent ab, die mit Josef Junk ja seit 2014 auch erstmals einen "roten" Bürgermeister hat. Es folgen die VG Südeifel (37,8 Prozent), die Stadt Bitburg (36,2 Prozent) und die VG Speicher, wo die SPD mit 36,6 Prozent immer noch vor der CDU (36,4 Prozent) rangiert. Ihr schlechtestes Ergebnis hat die SPD in der VG Prüm mit 32,6 Prozent. Den Spitzenwert gibt es in Feilsdorf (VG Bitburger Land) mit 65 Prozent. Nico Steinbach punktet als Direktkandidat in seinem Heimatort Oberweiler mit 73,1 Prozent.

Personen-Wahl: Ein Beleg dafür, wie abhängig Wahlergebnisse von den Kandidaten sind, zeigt sich in Idesheim, Wohnort der langjährigen SPD-Landtagsabgeordneten Monika Fink: Dort büßt die SPD im Vergleich zu 2011 fast fünf Punkte ein und landet bei 40,8 Prozent. Noch deutlicher fällt es bei der Wahl des Direktkandidaten mit minus 15 Punkten auf, die Steinbach in Idesheim weniger holt als 2011 noch Monika Fink. Andererseits zieht Steinbach in Oberweiler auch die SPD um fast fünf Punkte auf 39,8 Prozent nach oben.

Die AfD: Die Alternative für Deutschland bleibt mit 9 Prozent im Eifelkreis unter dem Landesergebnis von 12,6 Prozent. Es zeigt sich, dass die AfD dort profitiert, wo die CDU schwächelt - was die These bestärkt, dass AfD-Wähler vor allem aus den Reihen der Christdemokraten stammen. In der VG Speicher (11,9 Prozent), der Stadt Bitburg (10,4) und der VG Bitburger Land (9,8) landet die AfD über dem Eifelschnitt; in der VG Arzfeld (5,7), der VG Südeifel (7,7) und der VG Prüm (8,5 Prozent) bleibt sie drunter. Am besten steht sie in Birtlingen (23,8 Prozent), Oberlascheid (19,7) und Oberweiler (19,4) da. In Birtlingen sind AfD und FDP (je 23,8 Prozent) stärkste Parteien vor SPD (19 Prozent) und CDU (9,5 Prozent).

FDP und Grüne: Die FDP landet in der Eifel mit 6,2 Prozent exakt wie auf Landesebene. In Bitburg haben die Liberalen mit 7,3 Prozent am meisten erreicht; in der VG Speicher (4,9 Prozent) am wenigsten. Die Grünen liegen in der Eifel mit 5,1 Prozent unter dem Ergebnis auf Landesebene (5,3 Prozent). Am besten stehen die Grünen im Schnitt noch mit 6 Prozent in der VG Arzfeld da; am schlechtesten in der VG Speicher mit 3,5 Prozent.

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