Wenn Opas Sense wieder Gras sieht

Irrel · In Irrel konnten Teilnehmer eines Kurses den Umgang mit einer Sense lernen. Dabei waren die Einstellung, das Schärfen und Üben angesagt. Sogar das Dengeln konnte unter fachmännischer Leitung ausprobiert werden.

 Übung macht den Meister. Das ist auch beim Mähen mit der Sense so. Es dauert, mitunter, bis man den Boden raushat. TV-Fotos (2) : Christina Bents

Übung macht den Meister. Das ist auch beim Mähen mit der Sense so. Es dauert, mitunter, bis man den Boden raushat. TV-Fotos (2) : Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Irrel "Den Boden streicheln, ist die Methode mit der man mit der Sense mähen sollte", sagt eine der Teilnehmerinnen des Sensenworkshops. Nabu-Kursleiter Jan Roeland Vos stimmt ihr zu. "Die Sense soll nah am Boden geführt, das Becken in einer Drehbewegung mitgenommen werden und man geht dabei ein wenig in die Knie", führt der Ornithologe und Biotoppfleger aus. "Das Fitnessstudio können sie sich dann sparen, wenn sie regelmäßig Flächen mit der Sense bearbeiten", fügt er lachend hinzu. Insgesamt sind fünf Frauen und vier Männer zu der Terrassenanlage in die Nähe der Irreler Mühle gekommen, wo früher Reben standen, um sich mit dem alten Mähwerkzeug vertraut zu machen.
Einige haben noch die Sensen vom Vater oder Großvater dabei, deren Baum, so nennt man den Stiel, aus Holz gemacht ist und deren Blatt man ansieht, dass sie schon einige Meter gemäht haben. "Mein Vater war Stellmeister, der hat die Sense selbst gemacht," erklärt Kursteilnehmer Grewenig stolz. Andere haben noch nie mit einer Sense gearbeitet, wie Edelgard Metzler aus Trier.
Sie sagt: "Ich habe zu Hause eine Wiese, die würde ich gerne mit der Sense mähen. Ich habe die Erinnerung noch von früher. Aber bevor ich mir eine kaufe, wollte ich erst einmal den Kurs machen." Bei einigen Teilnehmern klappt es schon nach einigen Metern mit dem Mähen. "Kurt, das sieht schon sehr gut aus", ruft Clemens Hackenberg vom Nabu Kylleifel über das Grundstück, der seinen Kollegen Jan Roeland Vos unterstützt.
Bevor die Teilnehmer mit dem Mähen begonnen haben, wurde die Sense startklar gemacht. Das heißt: erst einmal wurde das Blatt gedengelt. Mit einem Hammer und einem speziellen Dengelamboss, den man auch in die Wiese stecken kann, haben die Neu-Sensen-Mäher versucht, die genauen Stellen zu treffen, um die Schneidekante dünn und scharf zu bekommen. "Das ist eine Art kalt schmieden. Man treibt das Metall nach unten aus, damit man eine dünnere Kante bekommt. Wichtig ist dabei, dass man es nicht übertreibt, sonst bekommt das Blatt Risse", so Jan Roeland Vos. Der nächste Schritt, um das Blatt scharf zu bekommen, das ist das Schärfen mit dem Wetzstein. Der sollte sich mit Wasser vollgesogen haben, bevor man ihn nutzt. Deshalb haben viele auch ein sogenanntes "Schladderfass" dabei, früher waren es ein Kuhhorn, dass man zu dreiviertel mit Wasser füllt, den Wetzstein reinstellt, und am Gürtel oder Hosenbund befestigt. Schließlich stellt man die Höhe der Sense auf die eigene Körpergröße ein und den Winkel des Blatts, damit man nah über dem Boden mäht, und eine große Menge Gras abmacht.
"Wenn die Sense nicht gut auf die Person, die sie nutzt, eingestellt ist, verliert man schnell die Freude an der Arbeit, denn dann schmerzt der Rücken oder die Mähleistung ist gering", sagt der Kursleiter.
Wer bei sich zu Hause keine Sense mehr findet, bekommt eine im Baumarkt oder in einem Fachgeschäft. "Einen Baum aus Metall bekommt man schon für 20 Euro, einen aus Holz ab 120 Euro. Für ein gutes Blatt sollte man rund 30 Euro ausgeben", sagt Jan Roeland Vos.
Über das Mähen mit der Sense freut sich auch die Natur. Für die Insekten, beispielsweise Zikaden, ist es gut, denn mit der Sense wird erst ab Mitte Juni gemäht und es wird Stück für Stück getan, so dass sie Ausweichmöglichkeiten haben. Auch Vögel haben so mehr Nahrung.
Die Pflanzenwelt kann sich ebenfalls besser entfalten, wenn nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird. In Irrel wachsen beispielsweise noch Purpurorchis (eine Orchideenart), weißes Waldvögelein und der breitblättrige Stendelwurz. Für Yvonne und Manuel Kundmüller hat sich der Kurs gelohnt.
Das Ehepaar sagt: "Es ist ein entspannendes Geräusch, wenn die Sense durch das Gras geht. Die Einfachheit ist schön und man bekommt Ehrfurcht davor, was die früheren Generationen geleistet haben."
Extra: MIT DER SENSE MÄHEN

 Übung macht den Meister. Das ist auch beim Mähen mit der Sense so. Es dauert, mitunter, bis man den Boden raushat. TV-Fotos (2) : Christina Bents

Übung macht den Meister. Das ist auch beim Mähen mit der Sense so. Es dauert, mitunter, bis man den Boden raushat. TV-Fotos (2) : Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"


Die Sense ist ein einfaches Werkzeug, das aus einem Baum, so nennt man den Stiel, und einer langen gebogenen Klinge besteht. Damit kann man Wiesen mähen. Früher, bevor es elektrische oder benzinbetriebene Mäher oder Mähdrescher gab, haben die Menschen eine Sense benutzt. Das war mühsam, und man brauchte dafür viel Zeit. Heute geht das Wissen, wie man das Arbeitsgerät benutzt, mehr und mehr verloren. Viele haben heute Mäher, mit denen es leichter und schneller geht. Beim Naturschutzbund gibt es Leute, die ältere Menschen einmal gefragt haben, wie das mit der Sense war. Das Wissen geben sie in Kursen weiter, denn manche Leute wollen lernen, mit der Sense zu mähen. Das können sie in einem Kurs tun. So wird das Wissen weitergegeben.

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